Amanda Palmer: "The Art of Asking. Wie ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und lernte, mir helfen zu lassen"
Übersetzung von Viola Krauß
Eichborn Verlag, 2015
445 Seiten, 16,99 Euro
Die großartige Kunst des Bittens
Man kann gar nicht genug fragen und bitten, meint die amerikanische Musikerin Amanda Palmer. Menschliche Ängste hat sie zum Thema eines Buches gemacht, das jetzt auch auf Deutsch erschienen ist. Beim Bitten könne man auch an Grenzen gehen, sagt Palmer.
Die Kunst des Bittens stehe immer in Zusammenhang mit der Beziehung, die man zu einer bestimmten Person habe, beschrieb Palmer im Deutschlandradio Kultur den Ansatz ihres Buches "The Art of Asking. Wie ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und lernte, mir helfen zu lassen":
"Man weiß oft, dass man eigentlich zu weit geht und zu viel verlangt. Aber bei unseren Beziehungen geht es oft darum, die Grenzen auszutesten und zu verstehen, wie sie verlaufen. Was ich im Buch ausdrücken möchte, ist, dass die meisten Leute nie bis an den Rand einer Beziehung gehen, das gegenseitige Vertrauen austesten wollen."
Von den Menschen werde – besonders in Amerika - Unabhängigkeit erwartet. Doch sei das eigentlich nicht die Art und Weise, in der Menschen Jahrtausende lang miteinander agiert hätten:
"Wir agieren normalerweise besser, wenn wir uns aufeinander verlassen können, wenn wir in Kontakt mit anderen sind. Das führt heutzutage zu einem Paradox. Einerseits sagt man uns, wir sollten uns zusammen finden und an die Gemeinschaft denken. Andrerseits sagt man uns, wir sollten vollkommen unabhängig sein. Und das funktioniert einfach nicht."
"Man weiß oft, dass man eigentlich zu weit geht und zu viel verlangt. Aber bei unseren Beziehungen geht es oft darum, die Grenzen auszutesten und zu verstehen, wie sie verlaufen. Was ich im Buch ausdrücken möchte, ist, dass die meisten Leute nie bis an den Rand einer Beziehung gehen, das gegenseitige Vertrauen austesten wollen."
Von den Menschen werde – besonders in Amerika - Unabhängigkeit erwartet. Doch sei das eigentlich nicht die Art und Weise, in der Menschen Jahrtausende lang miteinander agiert hätten:
"Wir agieren normalerweise besser, wenn wir uns aufeinander verlassen können, wenn wir in Kontakt mit anderen sind. Das führt heutzutage zu einem Paradox. Einerseits sagt man uns, wir sollten uns zusammen finden und an die Gemeinschaft denken. Andrerseits sagt man uns, wir sollten vollkommen unabhängig sein. Und das funktioniert einfach nicht."
Die Aufregung um die Kickstarter-Kampagne
Wie steht es im digitalen Zeitalter um mit der Kunst des Bittens, in einer Gesellschaft, die auf Fortschritt, Wachstum und Besitz setzt? Sie habe das Buch ganz bewusst gerade jetzt geschrieben, meinte Palmer. Es sei nach ihrer Kickstarter-Kampagne entstanden, die über eine Million Dollar eingebracht habe. Manche Menschen seien darüber verärgert gewesen, diese Aufregung wiederum habe sie fasziniert:
"Die große Frage lautet: Sind wir als Gesellschaft in der Lage, uns so zu entwickeln, dass wir die Kunst und die Künstler, die sie machen, so wertschätzen, dass wir auch Geld dafür ausgeben?"
"Die große Frage lautet: Sind wir als Gesellschaft in der Lage, uns so zu entwickeln, dass wir die Kunst und die Künstler, die sie machen, so wertschätzen, dass wir auch Geld dafür ausgeben?"
Kritik an der Musikindustrie
Die Musikindustrie habe viele Superstars geschaffen, sie habe aber auch die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft verdreht, kritisierte Palmer. Sie beschrieb ihren ganz persönliche Vision von der Kunst des Bittens und gegenseitigen Hilfeleistungen im Bereich der Musikindustrie:
"Mein Traum von der Zukunft des Musikbusiness wäre, dass alle daran beteiligt sind, eine nachhaltige Wirtschaft der Kunst und Musik zu schaffen. Was ziemlich hippie-mäßig ist und vielleicht auch ziemlich sozialistisch. Aber nicht anarchisch."
"Mein Traum von der Zukunft des Musikbusiness wäre, dass alle daran beteiligt sind, eine nachhaltige Wirtschaft der Kunst und Musik zu schaffen. Was ziemlich hippie-mäßig ist und vielleicht auch ziemlich sozialistisch. Aber nicht anarchisch."
Palmers Vision von einer nachhaltigen Musikindustrie
Die Struktur der Musikindustrie müsse neu durchdacht werden, sagte Palmer:
"Und wie alles andere auf diesem Planeten heutzutage muss das unter der Voraussetzung geschehen, dass es den Menschen nutzt. Und nicht nur dem Profit einzelner. Man kann ja sehen, wohin einen das mit dem Profit bringt. So wäre ziemlich schnell alles vorbei. Und wir haben einen explodierenden, schmelzenden Planeten, auf dem niemand verliebt ist und alle nur mit ihrem Geldhaufen auf den Grund des Ozeans sinken. Das wird nicht funktionieren."
"Und wie alles andere auf diesem Planeten heutzutage muss das unter der Voraussetzung geschehen, dass es den Menschen nutzt. Und nicht nur dem Profit einzelner. Man kann ja sehen, wohin einen das mit dem Profit bringt. So wäre ziemlich schnell alles vorbei. Und wir haben einen explodierenden, schmelzenden Planeten, auf dem niemand verliebt ist und alle nur mit ihrem Geldhaufen auf den Grund des Ozeans sinken. Das wird nicht funktionieren."