Nicht so böse, wie es scheint
Amazon sei nicht der Alleinschuldige im Streit mit den Verlagen, meint der deutsche Autor Daniel Leisegang. Es gebe auch noch überhaupt kein Gegenmodell zu Amazon. Dabei sei es möglich, die Nachteile von Amazon in eigene Vorteile umzumünzen.
Amazon steht im Kreuzfeuer der Kritik, über 900 US-Autoren haben sich öffentlich gegen den Versandhändler gestellt. Der deutsche Autor Daniel Leisegang ("Amazon. Das Buch als Beute") sieht Amazon bei dem offen ausgetragenen Streit aber nicht als den Alleinschuldigen.
Im Deutschlandradio Kultur sagte er, Amazon wie auch die Verlage rüsteten gerade massiv auf. Amazon selbst verliere durch sein Verhalten viel Vertrauen – habe das Unternehmen doch viele Jahre hohe Zustimmung unter seinen Kunden genossen. Diese setze der Versandhändler im Kampf um Prozente und Marktanteile gerade aufs Spiel.
Das Argument aber, dass die Verlage das Buch als Kulturgut schützen, sei auch nicht so ohne Weiteres hinzunehmen, betonte Leisegang. Insbesondere die großen Verlage wollten mit Büchern ebenfalls einfach nur Geld verdienen. Da reiche ein Blick auf die Beststellerlisten.
Das Gegenmodell zu Amazon fehlt
In Bezug auf die Situation in Deutschland zeigte sich Leisegang verwundert, dass Börsenverein, Verlage und Handel es noch nicht geschafft haben, ein Gegenmodell zu Amazon aufzubauen. Alle Nachteile, die Amazon habe, könne man in Vorteile ummünzen, betonte er. So könne auf einer eigenen Plattform beispielsweise der Datenschutz besser eingehalten werden.
Auf die Idee einer eigenen Plattform komme aber offenbar niemand – oder die Reibung zwischen den einzelnen Akteuren der Branche sei so groß, dass jeder nur sein eigenes Süppchen koche und am Ende alle wie die Lemminge "gemeinsam in den Abgrund laufen", sagte Leisegang.