"American Dharma"  bei den Filmfestspielen in Venedig

"Der Populist Bannon entlarvt sich selber"

Steve Bannon
In "American Dharma" geht es um Steve Bannon. © imago /CTK
Patrick Wellinski im Gespräch mit Nicole Dittmer |
Die Filmfestspiele in Venedig haben "American Dharma" mit Steve Bannon gezeigt. Unser Kritiker Patrick Wellinski hat die Dokumentation gesehen – und sagt: Man höre, wie Bannons Gedanken ins Leere laufen. "Und das finde ich schon eine Leistung."
"American Dharma" ist die Dokumentation von Errol Morris. Der 70-Jährige traf sich dafür mit Bannon - und befragte ihn zu seinem Werdegang, seiner Rolle im US-Wahlkampf von Donald Trump und seinen Ambitionen. Der Film ist bei den Festspielen in Venedig außer Konkurrenz zu sehen.
Morris sehe sich als Journalist, der fassungslos vor dem Chaos stehe, das die Trump-Regierung angerichtet habe, sagt Wellinski. "Er will einfach verstehen, wie es so weit kommen konnte, denn schließlich befinden sich jetzt alle in keiner guten Situation." Dieses Verstehenwollen präge auch seinen Film.

Morris will Bannons Weltsicht verstehen

Bannon schildere in der Dokumentation ausführlich den Wahlsieg Trumps als cleveres Medien- und taktisches Spiel von ihm. "Dann nutzt er auch immer wieder die Chance zu betonen, wie wichtig die Altright-Bewegung sei, weil sonst ein Riesenchaos ausbrechen würde", sagt Wellinski. Er und seine Leute hätten die Arbeiter im Blick. "Das ist dann Populismus aus dem Textbuch oder eben ein reiner Bannon-Auftritt."

Regisseur Errol Morris sei der Ansicht, dass er etwas geschaffen habe, das über die gewöhnlichen Interviews mit Bannon hinausgehe. Morris wolle die Beweggründe und die Weltsicht Bannons verstehen. "Ich finde, das gelingt ihm immer wieder dann, wenn er Bannon unterbricht und ihn direkt fragt" - etwa bei Themen wie UN, liberale Elite und auch seine Vision. "Dann entlarvt sich der Populist Bannon selber. Denn er hat keine Antwort darauf."
Der Regisseur Errol Morris bei den Filmfestspielen in Venedig
Regisseur Errol Morris bei den Filmfestspielen in Venedig© dpa / picture alliance / Ekaterina Chesnokova
Bannon spreche dann weiter von den Arbeitern, von der Globalisierung, von den Eliten, von der Revolution und vom Chaos. "Man erfährt zwar jetzt nicht wirklich viel Neues. Aber man hört die Gedanken, wie sie ins Leere laufen, und das finde ich schon eine Leistung."
(mhn)
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