Halleluja! Nicht mehr nur weiße Familien
In der TV-Serie "Jane The Virgin" spielt Gina Rodriguez eine lateinamerikanische Frau, die ihre Jungfräulichkeit verloren hat. In "Empire" wird das Milieu eines schwarzen Musikmoguls gezeigt. Endlich ist im US-TV zu sehen, was für viele bereits Alltag ist – Vielfalt.
Empire ist die absolute Sensation dieser Fernsehsaison: Drama, Intrigen, Mord, Liebe, Homophobie, Eifersucht, Shakespeares King Lear und ein Monster-Soundtrack. Das alles im Milieu des schwarzen Musikmoguls Lucious Lyon und seiner temperamentvollen Ex-Frau Cookie. Die fordert nach 17 Jahren im Knast ihren Teil am Vermögen.
"You still owe me what’s mine. / What you talking bout? / Half of this company! My 400 thousand started this bitch, you know it and I know it. / I’m sorry but it don’t work like this."
Mehr als 17 Millionen Zuschauer, Live-Twitter-Parties und das Empire-Album auf Platz eins der Charts. Halleluja! Wir sehen nicht mehr nur weiße Familien, weiße Detektive, weiße Bürohengste und weiße Nerds zur Hauptsendezeit. Im Gegenteil!
"I need White poeple Lunch. That gets me a seat at the table. Then you get to change the rules. Represent!"
Das ist Eddie, Hip-Hop-liebender, Teenager einer taiwanesisch-amerikanischen Familie in "Fresh Off the Boat". Er weigert sich, in der Schule China-Nudeln seiner Mutter zu essen. Eddie braucht "Weiße-Leute-Lunch", damit er mitreden kann beim Mittagessen. Er rebelliert gegen die Eltern, die versuchen, in eine Florida Vorstadt-Idylle zu passen.
US-Fernsehen ist Hollywood meilenweit voraus
Jane aus "Jane The Virgin" ist nach einem fatalen Fehler der Frauenärztin keine Jungfrau mehr und muss Realitäten einer jungen lateinamerikanischen Frau mit Werten ihrer illegal eingewanderten Großmutter unter einen Hut bekommen. Oma spricht immer spanisch. Auch als sie Jane erklärt, dass Jungfräulichkeit schön und perfekt ist wie eine weiße Blume.
US-Fernsehen ist in dieser Saison der Hollywood-Filmindustrie meilenweit voraus, geradezu auf einem anderen Planeten was Vielfalt an ethnischen Gruppen angeht. Irgendjemand in den Chefetagen muss kapiert haben, dass Zuschauer nicht immer dieselben weißen Gesichter in von weißen Männern geschriebenen und gedrehten Geschichten sehen wollen. Darnell Hunt vom UCLA-Zentrum für Afroamerikanische Studien gibt jedes Jahr einen Bericht über die Vielfalt von US-Fernseh- und Filmindustrie heraus.
"Was die neuen Shows dieses Jahr so besonders macht ist, dass wir nicht nur Vielfalt vor der Kamera sehen, sondern auch hinter den Kulissen: Entscheidungsträger, Autoren, Besetzungsagenten und Produzenten. Wir haben herausgefunden, dass das absolut entscheidend ist für höhere Einschaltquoten und Kassenerfolg."
Endlich sehen wir im Fernsehen, was wir im täglichen Leben sehen. Vvielleicht nicht unbedingt im Mittleren Westen oder im Mormonenstaat Utah, aber doch in den Metropolen von Los Angeles bis New York.
Weiße bald nicht mehr die ethnische Mehrheit
Weiße werden in den USA in wenigen Jahren nicht mehr die ethnische Mehrheit sein. Unter Jugendlichen ist das schon jetzt vorbei.
Im Südwesten sitzen hispanische Politiker in Parlamenten, leiten Unternehmen und bestimmen die Musikcharts. Asiaten sind die am schnellsten wachsende ethnische Gruppe der USA.
Fernsehserien wie "Fresh of the Boat", "Jane, die Jungfrau" und "Empire" sind endlich vielschichtige, unterhaltsame Serien, deren Erfolg auf asiatischen, hispanischen und afroamerikanischen Filmemachern und Musikern beruht. Bitte, US-Fernsehindustrie, vermasselt das nicht! Darell Hunt:
"Ab und zu machen sie eine dieser Shows. Die bekommt erstaunliche Einschaltquoten wie ´Empire` und alle versuchen, diese Serie zu imitieren. Natürlich produzieren sie meist nur schlechte Nachahmungen. Die Serie floppt. Sie sagen: so was machen wir nie wieder und gehen zurück zum sogenannten Mainstream."
Und dann beschweren sich doch tatsächlich jetzt schon Menschen, das Pendel sei zu weit in die Richtung Vielfalt ausgeschlagen. Weiße Schauspieler und Filmemacher bekämen nicht mehr genug Arbeit. Wirklich? Das kann nur ein Witz sein! Ich wette, dass die Oscars in zwei Jahren eine sehr farbenfrohe Veranstaltung werden. Es wäre eine weise unternehmerische Entscheidung und in Hollywood geht’s letztendlich nur ums Geld. Wenn dabei gute, vielseitige Filme herauskommen, mir soll’s Recht sein!