Amerikanisches Trauma
Schon vor knapp zwei Jahrzehnten erschütterten Bilder hungernder Menschen aus Somalia die Welt. Damals befand sich das Land im Bürgerkrieg, und eine Dürre machte aus der Not der Menschen eine Hungerkatastrophe.
CNN ist live dabei. Als am 9. Dezember 1992 US-Truppen nach Somalia kommen, sind die Kameras schon vor ihnen da. Angestrahlt vom Scheinwerferlicht landen die Soldaten filmreif am "Green Beach", dem "Grünen Strand", von Mogadischu.
"Saving Somalia" – Die Rettung Somalias – nennt CNN das Sonderprogramm. Den USA scheint das damals noch eine einfache Mission zu sein. Sie wollen den Bürgerkrieg in dem ostafrikanischen Land beenden, den Menschen Frieden und Sicherheit bringen. Seit der Vertreibung des Diktators Siad Barre im Jahr zuvor befindet sich Somalia im Bürgerkrieg. Die Allianz von Kriegsherren, die gemeinsam gegen Barre vorgegangen war, bekämpft sich jetzt gegenseitig. Als dann auch noch eine Dürre dazu kommt, leiden Millionen Hunger. Bilder gehen um die Welt, die sterbende Menschen zeigen. Die Vereinten Nationen sehen sich gezwungen einzugreifen. Die "Operation Neue Hoffnung" unter dem Kommando der USA beginnt:
"Wir kommen nur aus einem Grund ins Land, sagt der damalige US-Präsident George Bush senior. Wir wollen die Hungernden versorgen, ihnen helfen, zu überleben. Amerika muss handeln."
Doch für die Bevölkerung sind die Blauhelme nicht Befreier sondern Besatzer. Die Soldaten, die mit naivem Optimismus hierher gekommen sind, sehen sich in endlose Gefechte mit den somalischen Milizen verwickelt, die sie doch eigentlich im Handstreich besiegen wollten. Der Einsatz droht für die USA zu einem zweiten Vietnam zu werden. Vor allem Mohammed Farah Aidid, der mächtige Kriegsherr von Mogadischu, ist entschlossen, die Truppen zu vertreiben. Im Oktober 1993 die Katastrophe, später verfilmt von Hollywood:
"Wir haben einen Black Hawk am Boden, geht der Funkspruch der US-Armee raus. Aidid hat drei Kampfhubschrauber abschießen lassen. 18 GI werden getötet. Eine johlende Menge schleift ihre Leichen durch den Staub von Mogadischu – wiederum vor laufenden CNN-Kameras. Danach ist die "Operation Neue Hoffnung" bald Geschichte. Die meisten US-Soldaten bleiben gerade mal noch vier Monate."
"Ich bete zu Gott für das somalische Volk, sagt ihr General Thomas Montgomery, als er den Hubschrauber besteigt, der ihn wegbringt. Ich bete, dass sie einen Weg finden, diese Anarchie zu beenden. Dass sie eine Gesellschaft aufbauen, die auf Liebe statt auf Waffen setzt."
Der endgültige Abzug der Truppen verläuft weit weniger filmreif als die Ankunft drei Jahre zuvor. Mit dem Rücken zum Meer stehen die Soldaten am "Green Beach" – der Feind darf bis zuletzt nicht aus den Augen gelassen werden. Die USA und die Vereinten Nationen gehen, der Krieg bleibt – bis heute. Davon, die frommen Wünsche des US-Generals zu erfüllen, ist Somalia wohl jetzt noch weiter entfernt als damals.
Mehr zum Thema bei dradio.de:
Niebel: Menschen besser auf Dürrekatastrophen vorbereiten
Bundesentwicklungsminister kündigt weitere Hilfsmaßnahmen für Ostafrika an (DLF)
"Saving Somalia" – Die Rettung Somalias – nennt CNN das Sonderprogramm. Den USA scheint das damals noch eine einfache Mission zu sein. Sie wollen den Bürgerkrieg in dem ostafrikanischen Land beenden, den Menschen Frieden und Sicherheit bringen. Seit der Vertreibung des Diktators Siad Barre im Jahr zuvor befindet sich Somalia im Bürgerkrieg. Die Allianz von Kriegsherren, die gemeinsam gegen Barre vorgegangen war, bekämpft sich jetzt gegenseitig. Als dann auch noch eine Dürre dazu kommt, leiden Millionen Hunger. Bilder gehen um die Welt, die sterbende Menschen zeigen. Die Vereinten Nationen sehen sich gezwungen einzugreifen. Die "Operation Neue Hoffnung" unter dem Kommando der USA beginnt:
"Wir kommen nur aus einem Grund ins Land, sagt der damalige US-Präsident George Bush senior. Wir wollen die Hungernden versorgen, ihnen helfen, zu überleben. Amerika muss handeln."
Doch für die Bevölkerung sind die Blauhelme nicht Befreier sondern Besatzer. Die Soldaten, die mit naivem Optimismus hierher gekommen sind, sehen sich in endlose Gefechte mit den somalischen Milizen verwickelt, die sie doch eigentlich im Handstreich besiegen wollten. Der Einsatz droht für die USA zu einem zweiten Vietnam zu werden. Vor allem Mohammed Farah Aidid, der mächtige Kriegsherr von Mogadischu, ist entschlossen, die Truppen zu vertreiben. Im Oktober 1993 die Katastrophe, später verfilmt von Hollywood:
"Wir haben einen Black Hawk am Boden, geht der Funkspruch der US-Armee raus. Aidid hat drei Kampfhubschrauber abschießen lassen. 18 GI werden getötet. Eine johlende Menge schleift ihre Leichen durch den Staub von Mogadischu – wiederum vor laufenden CNN-Kameras. Danach ist die "Operation Neue Hoffnung" bald Geschichte. Die meisten US-Soldaten bleiben gerade mal noch vier Monate."
"Ich bete zu Gott für das somalische Volk, sagt ihr General Thomas Montgomery, als er den Hubschrauber besteigt, der ihn wegbringt. Ich bete, dass sie einen Weg finden, diese Anarchie zu beenden. Dass sie eine Gesellschaft aufbauen, die auf Liebe statt auf Waffen setzt."
Der endgültige Abzug der Truppen verläuft weit weniger filmreif als die Ankunft drei Jahre zuvor. Mit dem Rücken zum Meer stehen die Soldaten am "Green Beach" – der Feind darf bis zuletzt nicht aus den Augen gelassen werden. Die USA und die Vereinten Nationen gehen, der Krieg bleibt – bis heute. Davon, die frommen Wünsche des US-Generals zu erfüllen, ist Somalia wohl jetzt noch weiter entfernt als damals.
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