Wahrzeichen und Touristenmagnete
Heiße Quellen im Yellowstone Park, der Half Dome im Yosemite, Sümpfe in den Everglades - um ihre Naturreichtümer zu schützen, schufen die USA vor 100 Jahren das Nationalpark-System. Damit sind sie durch eine wechselvolle Geschichte gegangen.
Doug Mewhinney steht im Yosemite Tal und schaut auf El Capitan. Der riesige Granitfels ragt 1.000 Meter hoch aus dem Tal heraus, sein Gipfel liegt 2.300 Meter über dem Mereresspiegel. El Capitan ist eins der Wahrzeichen des Yosemite-Nationalparks, sein Gestein entstand vor mehr als 100 Millionen Jahren. Kein Wunder, dass Doug beim Anblick des hellgrauen, erstaunlich glatten Felsmassivs ins Schwärmen kommt: Die Natur wird noch lange nach uns da sein, sagt er, und sie war lange vor uns hier. Sie kümmert sich nicht um uns, sondern ist einfach grandios.
Ein Gletscher hat sich in der letzten Eiszeit durchs Yosemite-Tal gewälzt und ihm dabei seine heutige Form gegeben. Heute wälzen sich vor allem Touristenmassen durch die prachtvolle Landschaft - mehr als 4 Millionen im Jahr. Wie Alex, Carl und Sakku aus Finnland, die einen Rucksacktrip durch den Park machen und, wie sie sagen, alles sehen wollen.
Das Tal war schon vor 8.000 Jahren von Indianern besiedelt - Yosemite heißt wörtlich übersetzt "Sie sind Mörder” - so bezeichnete einer der Stämme einen verfeindeten anderen. In den 1850er Jahren kamen die ersten Touristen. Und im Grunde wurde hier die Idee der Nationalparks geboren, erzählt Scott Gediman vom National Park Service. Das war, als Präsident Lincoln 1864 ein Gesetz mit dem Namen "Yosemite Grant” unterzeichnete.
"Die Vereinigten Staaten waren im Bürgerkrieg, und Präsident Lincoln versuchte natürlich, die Nation zusammenzuhalten. Man brachte ihm frühe Fotos und Beschreibung dieses schönen Tals, der Wasserfälle und der Sequoia-Mammutbäume. Während des Goldrauschs kamen viele Leute hierher, sägten die Sequoias ab und schütteten Chemikalien in die Flüsse. Dagegen formte sich eine Art kleine Umweltbewegung, und das Ergebnis ist der Yosemite Grant: Zum ersten Mal auf der Welt wurde ein Stück Land in dieser Art unter Schutz gestellt, um es zum Wohle aller zu erhalten.”
Damit entstand im Yosemite-Tal die Idee, die erst acht Jahre später zur Gründung des ersten Nationalparks in Yellowstone führte. Kein privater Landbesitz, strenge Schutzauflagen für die Natur - dafür, dass die Regeln auch eingehalten wurden, sorgte ab 1916 der National Park Service als öffentliche Einrichtung für das Personal, das sich um Erhalt und Fortentwicklung der Parks kümmerte.
Über 307 Millionen Besucher verzeichnete der National Park Service allein im vergangenen Jahr. Insgesamt kümmert sich die Behörde um 407 verschiedene Orte - nicht nur Nationalparks, sondern auch Naturschutzgebiete und Orte mit besonderer kultureller oder historischer Bedeutung, darunter auch der Appalachain National Scenic Trail - ein 3500-Kilometer langer Fernwanderweg im Osten der USA, der durch 14 Bundesstaaten führt.
Das alte Leben für einige Monate hinter sich lassen
Weezie, Gimpie, House, Chipotle und Friendly Nate sitzen um einen kleinen Tisch. Einige haben die Wanderschuhe ausgezogen, damit die beeindruckend großen Blasen an den Füßen mal Luft bekommen. Ihre T-Shirts sind löchrig, Chipotles Bart wird langsam ungezügelt lang. Kein Wunder, schließlich haben die Fünf schon rund 1600 Kilometer in den Beinen. Sie wandern auf dem Appalaichan Trail von Georgia nach Maine. Und Gimpie, die eigentlich Elisabeth heißt, schaut zweifelnd auf ihre Schuhe:
"Die fallen langsam auseinander. Ich muß sie irgendwie zusammenhalten mit Sekundenkleber oder Klebeband."
Wenn die Wanderer auf dem Appalaichan Trail losgehen, lassen sie ihr Leben für Monate hinter sich. Sie geben sich Trailnamen. Chipotle heißt eigentlich Kendall und House Carter. Aber für 3408 Kilometer ist vieles anders. Das Leben in einem Rucksack, der Kopf auf Autopilot, erzählt Chipotle:
"Zeit zum Nachdenken. Wenn klar ist, was gibt’s zu essen, wo wird geschlafen, dann können die Gedanken wandern, während die Füße durch die Wälder, Berge und Täler marschieren."
Friendly Nate erzählt, wie nah er der Natur schon gekommen ist:
"Ich habe eine Klapperschlange gesehen und viele Rehe und Bären. Im Shenandoah hatte ich eine unschöne Begegnung mit einem Bären. Da hatten Leute ein Tagebuch vergessen und ich wollte hinterher, um es ihnen zurückzugeben und da bin ich auch nachts gewandert. Da sehe ich etwas, rufe laut und der Bär dreht sich um und schaut mich an. Und genau das soll ein Bär ja nicht tun, wenn er Menschen sieht, er soll wegrennen."
Der Bär hat sich dann doch getrollt und Nate ist weitergewandert um eine Geschichte, die er abends im Zelt erzählen kann, reicher. Das Gemeinschaftsgefühl auf dem Trail ist etwas ganz Besonderes, schwärmt Chipotle:
"Hier trifft man jemanden, isst zusammen, teilt sich ein Hotelzimmer gleich am ersten Tag. Das hat man sonst nirgends."
300 Kilometer mit dem verletzten Fuß gehumpelt
Eine kleine Apotheke tragen sie alle auf ihrem Rücken, um ihre Blessuren zu verarzten. House ist mit einem geschwollenen Fuß mehr als 300 Kilometer weit gehumpelt. Aufgeben gibt’s für ihn nicht. Rund 4000 Wanderer haben sich dieses Jahr aufgemacht, um den Appalaichan Trail zu Fuß zu erobern. Rund ein Viertel von ihnen kommt in der Regel an. Glen McCloud hat das Ende der 70er Jahre geschafft. Heute hilft er als Freiwilliger im Büro des Appalaichan Trail und schwärmt von den Nationalparks in den USA:
"Ich bin immer den Pionieren dankbar, die so vorausschauend waren, Dass sie einen Teil des Landes haben schützen lassen, so dass wir, die Bürger, das seitdem genießen können."
Viele Teile des Appalaichan Trail sind auch Teil von Nationalparks. Der Langstreckenwanderweg führt durch 14 Bundesstaaten. Und auch wenn Start- und Endpunkt immer gleich sind, verändert sich der Weg ständig. Das erklärt Laurie Potteiger, die die Appalaichan Trail Conservancy arbeitet, während sie ein Stück des Weges wandert:
"Die Länge in diesem Jahr sind 3408 Kilometer. Die Länge ändert sich aber jedes Jahr, weil der Weg eine lebende, atmende Einheit ist."
Jedes Jahr verändert er sich ein bißchen. Ein kleiner Umweg hier. Ein neuer Schlenker da, um noch eine schöne Aussicht mitzunehmen. Weezie setzt seit Mitte Mai jeden Tag einen Fuß vor den anderen. Und die schlanke blonde 21-Jährige ist begeistert:
"Bisher war’s großartig. Das Wetter war gut. Die Smoky Mountains, das Shenandoah waren bis jetzt meine Highlights. Und selbst die schlechten Tage sind besser als mein normales Leben. Wirklich toll."
Während sie das im Büro der Appalaichan Trail Organisation erzählt, kommt einer der Mitarbeiter und drückt ihr ein kleines Paket in die Hand. Weezies Augen leuchten, als sie es aufmacht. Fremde haben ein Paket geschickt, was die Freiwilligen einfach irgendjemandem geben sollten. Es ist randvoll mit Süßigkeiten und die Absender bitten die Wanderer ein bißchen über ihre Erlebnisse auf dem Weg zu schreiben auf die beiliegende Karte zu schreiben und sie ihnen zu schicken. Solche Erlebnisse sind seine persönlichen Highlights sagt Friendly Nate:
"Ab und zu hat man einen schlechten Tag, weil man fiese Blasen bekommt oder man ist frustriert, weil Virginia unendlich erscheint und dann kommt man auf einmal an einen schönen Ort oder jemand schenkt einem eine Limo. Dann ist man bereit für die nächsten 100 Meilen."
Dabei sollte die Nase allerdings nicht zu empfindlich sein. Denn Duschen sehen die Wanderer nur ab und zu mal, erzählt Gimpie lachend:
"Meistens ist es für mich okay, dreckig rumzulaufen. Es ist toll, wenn man duschen kann. Sowas weiß man dann viel mehr zu schätzen. Und Wäschewaschen… Da sitzt man ewig und schnüffelt an seiner frischen Wäsche. Das riecht mal nicht nach Schweiß und Körperausdünstungen. Das ist so super."
Dass sie erst gut die Hälfte des Appalaichan Trails geschafft haben, schreckt Weezie nicht ab.
"Das ist verrückt. Aber es ist soviel passiert in den letzten 1600 Kilometern, da wirkt die zweite Hälfte ein bißchen irreal. Aber wir werden ankommen."
Geschichten für den Rest des Lebens gesammelt
Und für Weezie ist es eine Wanderung nach Hause. Schließlich kommt sie aus Maine, dem Staat, in dem der Appalaichan Trail endet. Dann wird aus Weezie wieder Kaylynn. Aber sie hat die Geschichten und Erfahrungen für den Rest ihres Lebens gesammelt, plus ein paar Tausend Kilometer in den Beinen. Quer durch die USA.
Ein Gebäude, sechs Wohnungen in der Lower East Side von Manhattan: hier lebten Immigranten aus Deutschland, Irland und Italien, die nach New York gekommen waren, um der Armut in ihren Heimatländern zu entkommen - sechs Wohnungen, die ein Symbol für die Einwanderungsstadt New York sind.
"Gleich gehen wir in ein historisches Gebäude, ein Mietshaus von 1863. Bis 1935 war es bewohnt. In diesem Zeitraum haben hier etwa 7000 Menschen gelebt - aus 20 verschiedenen Ländern."
Schon die Bezeichnung Educator, Erzieher, macht klar: Hier geht es nicht um Vitrinen mit historischen Dokumenten zur Einwanderungsgeschichte. Hier geht es um Geschichte vermittelt durch Geschichten, Schicksale statt Statistiken.
Dieses Viertel sei früher das Tor nach Amerika gewesen, erklärt Raj Varma, die Straßen voller Einwanderer. Ein Foto belegt es: Pferde statt Autos, die Straße verschwindet im Menschengewirr.
Raj Varma wird uns eine Stunde lang durch ein historisches New Yorker Tenement in der Orchard Street Nr. 97 führen, ein Mietshaus also.
Er führt uns durch die Wohnungen und Leben zweier Einwandererfamilien. Es geht um das deutsch-jüdische Ehepaar Gumpertz der 1870er Jahre und die italienisch-katholische Baldizzi-Familie, die hier in den 1930er Jahren lebte.
Wir stehen in der Wohnung von Julius und Nathalie Gumpertz, ihren drei Töchtern und ihrem früh verstorbenen Sohn. 35 Quadratmeter hoch beengtes Auswandererglück ohne Strom und mit einem Wasseranschluss und vier Plumpsklos im Hof. Für insgesamt 20 Familien.
Auswandererglück? Wohl weniger. Ein Jahr nach der "Panic", der großen Wirtschaftskrise von 1873, verschwindet Julius plötzlich. Tot? Durchgebrannt? Nie wird seine Frau es erfahren. Sie durchkämmt mit einem Suchtrupp das so genannte "Kleindeutschland" - erfolglos.
Carol Roy bringt als Besucherin des Museums - pro Jahr sind es über 200.000 - wie so viele Amerikaner ihre eigene Einwanderungsgeschichte mit. In ihrem Fall ist es eine polnische.
"Wir haben auf einem Dachboden gespielt, der wie einige der Zimmer hier aussieht. Das hier hat viele Erinnerung zurückgebracht, die man als Kind hatte."
Die museale Anteilnahme am Leben der anderen, der Fremden - das wirkt wie eine Ohrfeige für den aktuellen Präsidentschaftskandidaten Trump. Für ihn sind Mexikaner Vergewaltiger und Muslime potenzielle Terroristen.
Aber nein, wehrt sich ein Gebäude weiter Museumdirektor Morris Vogel - gebürtig aus Kasachstan - sehr diplomatisch. Man sei natürlich überparteilich. Stolz sei er, dass sein Museum zum Nationalparksystem der USA gehöre - und zu dessen großer Vermittlungsaufgabe.
"Wer waren wir als Volk? Was haben wir erlebt? Was hat uns zusammengeführt. Was verbindet uns. Anfangs ging es mehr um Natur - man denkt bei den USA an den Grand Canyon, die Niagara Fälle, den Yosemite Park. Das Mietshaus Museum ist so besonders, weil es zeigt, wie durch das Leben der Einwanderer dieses Land geschaffen und umgeformt wurde - und wir zu dem Volk wurden, das wir heute sind."
Sattes Grün bis zum Horizont
In die Obhut des National Park Service fallen der tiefste See der USA, der Crater Lake in Oregon oder auch die weitläufigste bekannte Höhle der Welt, die Mammoth Cave in Kentucky. Und auch der höchste Berg Nordamerikas, der Denali. In der Sprache der Ureinwohner Alaskas, der Athabasken-Indianer, bedeutet "Denali” "der Hohe” oder "der Große” - ein Gigant, den trotzdem nicht jeder Besucher sieht.
Clay Dillard und seine Passagiere schnallen sich an. Seit vier Jahren zeigt er Touristen den Denali Nationalpark aus der Luft, Gletscherlandung inklusive.
Die zweimotorige Twin Otter aus den 50er Jahren hebt sanft ab, und ein Blick aus dem kleinen Fenster macht in Sekunden deutlich, warum es jedes Jahr rund eine halbe Million Menschen in den Denali-Nationalpark zieht: Bis zum Horizont erstreckt sich sattes Grün - Wiesen und Mischwald – durchbrochen von blauen Tupfern: Kleine Seen und Flüsse reflektieren die Nachmittagssonne. Keine Straße, kein Auto, keine Gebäude sind aus der Luft zu entdecken - Natur pur. Nach ein paar Minuten hat Dillard die mittleren Höhenlagen erreicht, sie sind am Denali baumfrei. Moose, Gräser und Flechten bedecken den Permafrostboden, die grauen Felsen der Alaskakette verstecken ihre fernen Spitzen im Nebel.
Auf den größten Star des Nationalparks müssen der Pilot und seine Passagiere deshalb verzichten: der Denali, der mit 6.190 Metern höchste Berg Nordamerikas, hat sich verhüllt. Nur rund ein Drittel aller Parkbesucher bekommt ihn zu Gesicht – so scheu ist er. Rund 1200 Menschen versuchen jedes Jahr den Aufstieg, nur die Hälfte mit Erfolg. Mountain Ranger Tucker Chenoweth erklärt, neben guter Ausrüstung und körperlicher und mentaler Fitness sei vor allem eines wichtig: Zeit.
"Wer auf den Denali möchte, braucht mindestens 15 bis 25 Tage. Man muss auf dem Berg überleben können, also im Schnee zelten, Schnee schmelzen, ein Camp so bauen, dass es windgeschützt ist. Darüber denken viele nicht nach, wenn sie an eine Bergbesteigung denken. Und manchmal sind diese Fähigkeiten wichtiger als ein exzellentes Klettern.”
Die Bergsteiger-Saison ist gerade mal zwei Monate lang – Mai und Juni. Und selbst dann sinken die Temperaturen nachts manchmal auf bis zu minus 40 Grad Celsius. Ein Wetterumschwung könne die Besteigung in die Länge ziehen, berichtet Tucker.
"Wenn das Wetter schlecht ist, muss man eine Pause einlegen. Weiterlaufen wäre fatal auf diesem Gletscher, alles ist weiß, der Wind bläst den Schnee durch die Gegend - man kann unmöglich den Weg finden. Man muss an Ort und Stelle bleiben und bis zu sechs Tagen einfach ausharren.”
Die meisten Besucher wählen einen wesentlich bequemeren und zeitsparenden Weg, den Park zu erkunden: ein Tagestrip per Shuttle-Bus. Dunkelgrüne Busse tuckern im Halbstundentakt in den Denali hinein – und wieder hinaus. Die Park Road – die einzige Straße hier - windet sich 143 Kilometer weit hinein. Eine Mini-Etappe im Denali-Nationalpark, der ungefähr so groß wie ganz Sizilien ist.
Hungrige Bären kann man hier treffen
Plötzlich hält der Busfahrer an: Eine kleine Gruppe Moorschneehühner pickt am Straßenrand. Der braun-weiße Vogel ist das Wappentier Alaskas, rasch ziehen die Passagiere die Busfenster herunter, nur die Kamera-Objektive gucken heraus, ganz so, wie vom Fahrer erwünscht. Hier streifen schließlich nicht nur niedliche Hühnchen durch die Gegend, sondern auch hungrige Schwarz- und Braunbären, Luchse und Wölfe sowie Elche und Karibous. Und die bekommt fast jeder Besucher zu Gesicht. Als plötzlich ein Braunbär in gut 50 Metern Entfernung zu sehen ist, wird es ganz still im Bus. Nur das Klicken der Kameras ist zu hören. Bis sich der nächste Shuttle-Bus vorbeischiebt – schließlich wollen diese Parkbesucher auch einen Blick auf das Tier werfen.
Die Geschichte des National Park Service wird beständig fortgeschrieben. Neuester Zugang: unter anderem eine Bar. Nicht irgendeine Bar, sondern DER Ort, wo sich Schwule und Lesben begannen, sich gegen Polizeigewalt und Diskriminierung zur Wehr zu setzen.
"Our Journey is not completed, until our gay brothers and sisters are treated like anyone else under the law. For if we truely created equal, than surely the love we commit to one another must be equal as well."
Elliot hat die Worte von Präsident Obama noch im Ohr. Damals. 2012 war das. Dem alten Mann stehen die Tränen in den Augen. Er sitzt auf einer Parkbank im Christopher Park in New York City. 20 Meter entfernt das Stonewall Inn. Da wo alles begann. Damals. Und Elliot der alte Mann, hat nie geglaubt, dass seine Parkbank einmal Teil eines National Monuments sein würde. Das Stonwall Inn, ein Nationales Denkmal:
"Schwule sind einfach nur Menschen. Homosexuell zu sein ist keine Neigung. Es passiert. Und es ist mir eben auch passiert. So ist das."
Es wurde höchste Zeit, sagt der alte Mann unter Tränen. Am 24. Juni dieses Jahres geschah, was Eliott höchste Zeit fand. Präsident Obama erklärte Stonewall zum 412. Nationaldenkmal der USA. In einer Reihe mit der Freiheitstatue. Shawn Gazela, Park-Ranger des National Park Service erklärt seither hier den Besuchern, wie es damals war im Land und in New York, bevor Schwule, und Lesben hier aufstanden, um für ihre Rechte zu kämpfen:
"1969, als der Aufstand begann, war es hier nicht illegal schwul zu sein, aber niemand durfte weniger als drei Kleidungsstücke tragen, die nicht zum Geschlecht passten. Kein Mann dürfte die Hand eines anderen halten, Alkohol an Schwule auszuschenken verboten."
Hier im Stonewall begann an jenem Freitag dem 27. Juni 1969 in der Christopher Street, was jetzt Teil der amerikanischen Geschichte ist. Der Aufstand von Schwulen, Lesben, Transgender gegen Polizeigewalt, gegen Unterdrückung. 3,1 Hektar ist das jüngste, das 412. Nationaldenkmal groß. Ein Park, die Straße, das Stonewall Inn. Auch darum nämlich gehe es beim National Park Service, sagt der Park-Ranger. Alle Seiten, nicht nur die schönen, der amerikanischen Geschichte zu erzählen:
"Es geht auch um die hässlichen Seiten. Sklaverei, den Bürgerkrieg. Oder eben auch um die Unterdrückung der LGBT-Community im Land."
Gerade arbeiten sie daran, Führungen zu entwickeln, Besuchern nahezubringen, was dieser Ort bedeutet. Zwei Park-Ranger sind von 12 bis 8 Uhr abends dort. Verteilen Broschüren, beantworten Fragen. Hier geht’s um Geschichten von Menschen, das will ich den Besuchern nahebringen sagt Shawn, der Park-Ranger, der stolz ist, hier Dienst tun zu dürfen:
Stonewall National Monument. 2015 war es, als der Governor von New York genau hier erstmals - vom Obersten Gerichtshof genehmigt - ein schwules Paar traute: Geschichte auch das.
Für die Geschichte bewahrt
Der Jubel hallte durch die Christopher Street. Heute sitzen hier Touristen, staunen. Stehen vor der Statue zweier ganz in Weiß gefärbter Männer, die sich an der Schulter halten. Ein Nationaldenkmal der etwas anderen Art, eins, sagt Shawn, das egal was in den USA passiere, jetzt für die Ewigkeit Denkmal bleiben wird:
"Das ist und wird, solange die amerikanische Regierung besteht, ein Nationaldenkmal bleiben. Es wird immer geschützt sein, von Niemanden zu widerrufen."
Nationalparks werden vom Kongress benannt, Nationaldenkmäler vom Präsidenten. Eliott, der alte Mann, der seit Jahrzehnten hier neben dem Park wohnt und damals den Aufstand aus der Ferne sah, ist Obama unendlich dankbar und Tommy Lennigan Schmidt, der sich selbst den letzten Überlebenden der Stonewall Riots nennt, sagt, Obama habe als erster Präsident Stonewall in einer Antrittsrede erwähnt. Damit Geschichte geschrieben und mit dem neuesten Denkmal Stonewall für die Geschichte bewahrt:
"President Obama actually mentions Stonewall. That never happens before. We, the people, declare today, that all of us are created equal."