Ukraine-Bericht von Amnesty International
Zerstörte Intensivstation eines Krankenhauses in Mariupol, das vom russischen Militär bombardiert wurde. © IMAGO / ITAR-TASS / Maxim Tishchenko
Scharfe Kritik an den Hütern der Menschenrechte
08:27 Minuten
Amnesty International steht massiv in der Kritik. Grund ist ein Bericht über die angebliche Gefährdung von Zivilisten durch das ukrainische Militär. Der Bericht sei eine De-facto-Unterstützung der russischen Propaganda, so der Politikberater Sergej Sumlenny.
In einem Untersuchungsbericht zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine bemängelt Amnesty International, dass die ukrainischen Truppen gezielt zivile Einrichtungen als Militärposten benutzen - und dadurch Zivilisten unnötig in Gefahr bringen. Experten kritisieren die Menschenrechtsorganisation für die Veröffentlichung scharf, Kiew weist die Vorwürfe zurück.
Der Politikberater Sergej Sumlenny geht ebenfalls mit Amnesty hart ins Gericht: Der Bericht sei "eine ganz klare De-facto-Unterstützung der russischen Propaganda", sagt er. Nicht umsonst teilten russische Botschaften die Veröffentlichung weltweit auf Facebook. Auch die Sprecherin des russischen Außenministeriums habe „mit großer Freude“ auf den Bericht hingewiesen. Dieser sei aber auch eine Ohrfeige für die ukrainischen Menschenrechtler, so der Ukraine-Experte.
Amnesty „verdreht die Realität vollkommen“
Laut Sumlenny basiert das Amnesty-Dokument „auf keinerlei Fakten“, es verdrehe die Realität vollkommen. Die Menschenrechtsorganisation wirft ukrainischen Soldaten unter anderem vor, ihre Landleute als menschliche Schutzschilde zu benutzen. Die Russen würden nur „als Antwort“ darauf zurückschießen. Dies sei falsch, so Sumlenny. „Wir wissen, dass über 80 Prozent der russischen Artilleriebeschüsse oder Raketenanschläge in den Wohnvierteln landen.“ Die Russen zielten auf Zivilisten, auch hätten sie ganz gezielt etwa auf die Evakuierungskonvois vor Kiew geschossen.
Amnesty steht laut dem Politikberater aber auch in der Kritik, weil die Menschenrechtsorganisation keine lokalen Experten gehört und lokale Berichte einfach ignoriert habe – auch solche von Amnesty Ukraine. Die Leiterin von Amnesty Ukraine hatte als Reaktion auf die Veröffentlichung die Organisation verlassen.
Seltsame Annäherungen an Kreml-Positionen
Der aktuelle Fall sei nicht der erste Amnesty-Skandal, betont Sumlenny. So habe es schon in der Vergangenheit seltsame Annäherungen an Kreml-Positionen gegeben. Die Organisation habe etwa bei der Verhaftung des russischen Regimekritikers Alexej Nawalny erklärt, dass dieser kein politischer Gefangener sei.
(tmk)