Amsterdam als kultureller Außenposten Russlands
Nach London und Las Vegas hat die St. Petersburger Eremitage nun auch eine Filiale in Amsterdam aufgemacht. Das Kulturinstitut bezog einen Gebäudekomplex aus dem 17. Jahrhundert, den Amstelhof, der für 42 Millionen Euro aufwändig saniert wurde. Auf 4000 Quadratmetern wird Kunst aus St. Petersburg gezeigt, zudem gibt es Shops, Cafés und ein Studienzentrum mit Auditorium.
Musik von Mussorgsky oder modernes Ballet mit Tänzern aus St. Petersburg - Kunst und Kultur am laufenden Band, 31 Stunden lang: Die Amsterdamer müssen müde sein nach dieser "Weißen Nacht", wie sie sonst nur in St. Petersburg gefeiert wird. Zwar blieb es an der Amstel nicht ganz so hell wie an der Neva, wo die Dämmerung um diese Jahreszeit erst gegen Mitternacht einbricht. Aber dafür gab es Feuerwerk, Fackeln, Kerzen - und 2000 Kunstobjekte aus der Eremitage, die das Hofleben der Zaren wieder lebendig werden lassen.
Champagnerkelche, Tafelsilber und feinstes Porzellan. Porträts und imponierende Büsten von Adligen. Kostbare Juwelen, elegante Fächer und umwerfend schöne Ballroben: "Der Besucher soll sich vorkommen wie im Winterpalast im 19. Jahrhundert", so Kustodin Marieke van Schaik:
"Mal wähnt man sich auf einer Audienz beim Zar, mal auf einer rauschenden Ballnacht."
Nach Las Vegas und London hat das Russische Museum mit Amsterdam seine dritte Dependance bekommen. Nur so könnten Institute mit großen Kollektionen - und das St. Petersburger Museum besitzt rund drei Millionen Objekte - ihre Zugänglichkeit erweitern und zeigen, was sie haben, sagt der Direktor des Mutterhaues in St. Petersburg, Michael Piotrowski. Aber, so betont er:
"Verglichen mit Amsterdam sind Las Vegas und London lediglich Sputniks, die um das Mutterhaus kreisen und aus ihrer Umlaufbahn geholt werden können. Amsterdam ist grösser. Amsterdam ist unsere kosmische Basis, die haben wir für immer installiert!"
Der Sputnik in London etwa bekommt anderen Inhalt, dort soll nur noch Forschung betrieben werden. Und der in Las Vegas kriegt eine andere Umlaufbahn - wo, steht noch nicht fest, aber es laufen Verhandlungen mit Singapur.
"Las Vegas war eine Stadt ohne Kunst und Kultur. Das haben wir geändert in den letzten sieben Jahren. Es war nicht immer leicht, aber es ist uns gelungen: Wir haben dieses heidnische Gebiet sozusagen christianisiert wie die Missionare. Jetzt ziehen wir weiter. Amsterdam hingegen ist bereits ein wichtiges kulturelles Zentrum, hier brauchen wir keinen zu erziehen, hier können wir zeigen, was wir haben, und zusammen arbeiten."
Eine Zusammenarbeit, die die Russen keinen Rubel kostet. Zwar waren fast 42 Millionen Euro nötig, um den Amstelhof - ein Backsteinkomplex aus dem 17. Jahrhundert - zu einem modernen Kulturzentrum umzubauen. Doch das wurde von der Stadt Amsterdam finanziert, vom niederländischen Staat, von der Provinz Nordholland - und von Sponsoren, erklärt der frischgebackene Direktor der Amsterdamer Eremitage Ernst Veen. Ein Traum sei Wirklichkeit geworden.
Was vor allem Veens ausgezeichnetem Jagdgespür für Sponsoren zu verdanken ist. Der Amsterdamer gilt als Musterbeispiel eines kulturellen Unternehmers. Er hat in den 80er Jahren die Nieuwe Kerk aufgebaut, heute eines der wichtigsten Museen in Amsterdam. Zusammen mit Piotrowski hat er dort bereits vier Ausstellungen realisiert.
Die beiden Männer verbindet eine langjährige Freundschaft. Sie begann Anfang der 90er Jahre, als Veen die Stiftung "Freunde der Eremitage" gründete. Unter dem Motto "Ein neues Dach für Rembrandt" hat er damals dafür gesorgt, dass mit holländischem Geld das Dach über dem Rembrandtflügel der Eremitage in St. Petersburg endlich saniert werden konnte.
Für die "Eremitage an der Amstel" rechnet er mit rund 400.000 Besuchern pro Jahr. Finanzieren will er sein neues Institut zu 50 Prozent vom Erlös der Eintrittskarten. Ein Euro pro Eintrittskarte geht nach St. Petersburg zur Renovierung des Mutterhauses. Die restlichen 50 Prozent werden von der Wirtschaft aufgebracht, Veen hat mit mehreren großen Konzernen Fünfjahresverträge geschlossen - zum Glück gut zwei Jahre vor der Wirtschaftskrise, betonte er zur Erheiterung der Anwesenden auf der Pressekonferenz.
Die Freundschaft zwischen Piotrowski und Veen ist nur ein Grund, weshalb die kosmische Basis der Eremitage ihren Standort ausgerechnet in Amsterdam bekommen hat. Der zweite: St. Petersburg wurde einst nach dem Vorbild von Amsterdam erbaut. Deshalb hat sich Zar Peter der Große lange Zeit hier aufgehalten - er wohnte gleich um die Ecke, im Hotel "De Doelen". Beide Städte werden auch "Venedig des Nordens" genannt.
"Uns verbindet ein starkes historisches und spirituelles Band", so Piotrowksi. Peter der Große, da ist er sich ganz sicher, hätte nichts gegen die Eremitage an der Amstel einzuwenden gehabt - ganz im Gegenteil: Der Zar, so meinte Pietrowski und versuchte sich sogar auf Holländisch, "wäre zufrieden gewesen".
Eine Zusammenarbeit mit anderen russischen Instituten wie dem Puschkinmuseum oder der Tretjakov-Galerie ist nicht ausgeschlossen. Um dem Amsterdamer Reichsmuseum keine Konkurrenz zu machen, soll ausschließlich Kunst gezeigt werden, die Amsterdam selbst nicht zu bieten hat - also keine altholländischen Meister. Beim Reichsmuseum sieht man die Eremitage denn auch nicht als Bedrohung. "Je mehr Kultur, desto besser", sagt Sprecher Boris de Munnik. "Das beschert auch uns mehr Besucher."
Champagnerkelche, Tafelsilber und feinstes Porzellan. Porträts und imponierende Büsten von Adligen. Kostbare Juwelen, elegante Fächer und umwerfend schöne Ballroben: "Der Besucher soll sich vorkommen wie im Winterpalast im 19. Jahrhundert", so Kustodin Marieke van Schaik:
"Mal wähnt man sich auf einer Audienz beim Zar, mal auf einer rauschenden Ballnacht."
Nach Las Vegas und London hat das Russische Museum mit Amsterdam seine dritte Dependance bekommen. Nur so könnten Institute mit großen Kollektionen - und das St. Petersburger Museum besitzt rund drei Millionen Objekte - ihre Zugänglichkeit erweitern und zeigen, was sie haben, sagt der Direktor des Mutterhaues in St. Petersburg, Michael Piotrowski. Aber, so betont er:
"Verglichen mit Amsterdam sind Las Vegas und London lediglich Sputniks, die um das Mutterhaus kreisen und aus ihrer Umlaufbahn geholt werden können. Amsterdam ist grösser. Amsterdam ist unsere kosmische Basis, die haben wir für immer installiert!"
Der Sputnik in London etwa bekommt anderen Inhalt, dort soll nur noch Forschung betrieben werden. Und der in Las Vegas kriegt eine andere Umlaufbahn - wo, steht noch nicht fest, aber es laufen Verhandlungen mit Singapur.
"Las Vegas war eine Stadt ohne Kunst und Kultur. Das haben wir geändert in den letzten sieben Jahren. Es war nicht immer leicht, aber es ist uns gelungen: Wir haben dieses heidnische Gebiet sozusagen christianisiert wie die Missionare. Jetzt ziehen wir weiter. Amsterdam hingegen ist bereits ein wichtiges kulturelles Zentrum, hier brauchen wir keinen zu erziehen, hier können wir zeigen, was wir haben, und zusammen arbeiten."
Eine Zusammenarbeit, die die Russen keinen Rubel kostet. Zwar waren fast 42 Millionen Euro nötig, um den Amstelhof - ein Backsteinkomplex aus dem 17. Jahrhundert - zu einem modernen Kulturzentrum umzubauen. Doch das wurde von der Stadt Amsterdam finanziert, vom niederländischen Staat, von der Provinz Nordholland - und von Sponsoren, erklärt der frischgebackene Direktor der Amsterdamer Eremitage Ernst Veen. Ein Traum sei Wirklichkeit geworden.
Was vor allem Veens ausgezeichnetem Jagdgespür für Sponsoren zu verdanken ist. Der Amsterdamer gilt als Musterbeispiel eines kulturellen Unternehmers. Er hat in den 80er Jahren die Nieuwe Kerk aufgebaut, heute eines der wichtigsten Museen in Amsterdam. Zusammen mit Piotrowski hat er dort bereits vier Ausstellungen realisiert.
Die beiden Männer verbindet eine langjährige Freundschaft. Sie begann Anfang der 90er Jahre, als Veen die Stiftung "Freunde der Eremitage" gründete. Unter dem Motto "Ein neues Dach für Rembrandt" hat er damals dafür gesorgt, dass mit holländischem Geld das Dach über dem Rembrandtflügel der Eremitage in St. Petersburg endlich saniert werden konnte.
Für die "Eremitage an der Amstel" rechnet er mit rund 400.000 Besuchern pro Jahr. Finanzieren will er sein neues Institut zu 50 Prozent vom Erlös der Eintrittskarten. Ein Euro pro Eintrittskarte geht nach St. Petersburg zur Renovierung des Mutterhauses. Die restlichen 50 Prozent werden von der Wirtschaft aufgebracht, Veen hat mit mehreren großen Konzernen Fünfjahresverträge geschlossen - zum Glück gut zwei Jahre vor der Wirtschaftskrise, betonte er zur Erheiterung der Anwesenden auf der Pressekonferenz.
Die Freundschaft zwischen Piotrowski und Veen ist nur ein Grund, weshalb die kosmische Basis der Eremitage ihren Standort ausgerechnet in Amsterdam bekommen hat. Der zweite: St. Petersburg wurde einst nach dem Vorbild von Amsterdam erbaut. Deshalb hat sich Zar Peter der Große lange Zeit hier aufgehalten - er wohnte gleich um die Ecke, im Hotel "De Doelen". Beide Städte werden auch "Venedig des Nordens" genannt.
"Uns verbindet ein starkes historisches und spirituelles Band", so Piotrowksi. Peter der Große, da ist er sich ganz sicher, hätte nichts gegen die Eremitage an der Amstel einzuwenden gehabt - ganz im Gegenteil: Der Zar, so meinte Pietrowski und versuchte sich sogar auf Holländisch, "wäre zufrieden gewesen".
Eine Zusammenarbeit mit anderen russischen Instituten wie dem Puschkinmuseum oder der Tretjakov-Galerie ist nicht ausgeschlossen. Um dem Amsterdamer Reichsmuseum keine Konkurrenz zu machen, soll ausschließlich Kunst gezeigt werden, die Amsterdam selbst nicht zu bieten hat - also keine altholländischen Meister. Beim Reichsmuseum sieht man die Eremitage denn auch nicht als Bedrohung. "Je mehr Kultur, desto besser", sagt Sprecher Boris de Munnik. "Das beschert auch uns mehr Besucher."