Kunst und Kultur kehren ins Weiße Haus zurück
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Wegen der Pandemie und extremer Sicherheitsvorkehrungen: Die Feier zur Amtseinführung des neuen Führungsduos in Washington fällt bescheiden aus. Dennoch setzen Joe Biden und Kamala Harris ein Zeichen - mit den von ihnen eingeladenen Künstlern.
Es gebe keine Kunst im Weißen Haus, beklagte Bruce Springsteen vor Kurzem in seiner eigenen Radioshow: Es gebe keine Literatur, keine Dichtung, keine Musik – nicht einmal ein Haustier. Diese Freudlosigkeit hatte sich angekündigt: Vor vier Jahren hatte Donald Trump Probleme, Künstlerinnen und Künstler von der "A-List"' für seine Amtseinführung zu gewinnen. Er stempelte die meiste Kunst ab, als Spielplatz der korrupten, linken Elite.
Kulturelle Vielfalt statt Freudlosigkeit
Mit Joe Biden und Kamala Harris kommt eine 180-Grad-Wende zu kultureller Vielfalt in der US-Regierung. Top-Stars zögerten keine Sekunde mit ihnen unter dem Motto "America United" zu feiern - so gut das angesichts von alarmierenden Corona-Zahlen und den Nachwirkungen des Sturms von rechtsextremen Trump-Fans auf das Kapitol geht.
Lady Gaga wird die Nationalhymne singen. Mit der lautstarken Unterstützerin der LGBTQ-Gemeinde und Verbündeten von Millionen Außenseitern setzt die neue Regierung ein Zeichen für Inklusion.
Gleichzeitig bedankt sie sich bei Lady Gaga für ihren Wahlkampfeinsatz im Swing State Pennsylvania. Dort hielt die Musikerin am Abend vor der Wahl eine leidenschaftliche Rede für Joe Biden.
Auch Jennifer Lopez, die während der Zeremonie zur Amtseinführung eine musikalische Nummer präsentieren wird, hat dem Team Biden/Harris im Wahlkampf geholfen. Über ihre Social-Media-Kanäle verbreitete sie ein Gespräch mit Joe Biden und damit auch ihre Abneigung gegen Donald Trump und den Hass, den er verbreite.
Symbol für die Latinos
Doch auch ihr Auftritt ist mehr als ein Dank für die Unterstützung. Er signalisiert der wachsenden und in manchen US-Bundesstaaten wahlentscheidenden Latino-Bevölkerung: Ihr habt einen wichtigen Platz in unserer Regierung.
Für viele von ihnen ist das allerdings vermutlich nur ein kleiner Trost für die Tatsache, dass für Biden und Harris Immigrationspolitik angesichts von Pandemie, Wirtschaftskrise und Missstand in der Gesundheitsversorgung keine Top-Priorität sein wird.
Junge Poetin mit kritischem Denken
Die Show stehlen könnte den Megastars allerdings eine 22 Jahre alte afroamerikanische Dichterin aus Los Angeles: Amanda Gorman. Die erste Jugend-Poet-Laureate der USA tritt mit ihrer Lesung zur Amtseinführung von Joe Biden in die Fußstapfen von unter anderen Robert Frost und Maya Angelou.
Sie könne gar nicht anders, als politische Themen in ihre Kunst zu weben, sagte Gorman in einem Interview mit dem Radiosender NPR. Im Kampf gegen Rassismus und andere Ungerechtigkeiten sei der Stift ihr wichtigstes Instrument.
Sie wolle zu kritischem Denken anregen, aber auch Hoffnung verbreiten, wenn es um die Auseinandersetzung mit Rassenspannungen in den USA gehe. Ein Thema, dem die USA seit den Black Lives Matter-Protesten im vergangenen Sommer nicht mehr ausweichen kann. Die neue Regierung gibt ihm mit der jungen Poetin gleich zu Beginn der Amtszeit einen prominenten Platz.
Besinnung auf kulturelle Aspekte
Am Abend dann gibt es zur besten Sendezeit eine Feier mit noch mehr Stars. Unter dem Motto "Celebrating America" werden unter anderen John Legend, Demi Lavato, Jon Bon Jovi, Justin Timberlake und Bruce Springsteen für Biden und Harris Stimmung machen. Das Land habe die kulturellen Aspekte seiner Gesellschaft verloren, hatte der noch vor Kurzem in seiner besagten Radio-Show beklagt.
Joe Biden und Kamala Harris versprechen mit ihrer Amtseinführung auch das: Mit Vielfalt kommen Freude, Kunst und Kultur zurück ins Weiße Haus.