An Bord der Müllfischer
Kanister, Planen, Plastikflaschen: Die wachsende Menge an Müll in den Meeren wird immer mehr zum Problem - und zu einer ernsten Gefahr für viele Meerestiere. Mit einer neuen Aktion wollen Fischer und Umweltschützer jetzt auf den Missstand aufmerksam machen.
Der Wettergott meint es heute gut mit Carsten Noormann. Strahlender Sonnenschein bei stahlblauem Himmel erwartet den Krabbenfischer auf seiner Fangfahrt zu den Nordseekrabben vor Norderney und Juist. Gleich geht´s los, der Fischer meldet seine "Nordstrom 1" beim Hafenamt in Norddeich an.
Carsten Noormann fährt seit 20 Jahren hinaus auf die Nordsee, er stammt aus einer alten Norddeicher Fischereifamilie. Wie alle seine Kollegen hat er jedoch ein großes Problem: Jedes Mal, wenn er seine Netze an Bord hievt, zappeln darin nicht nur jede Menge Krabben und anderes Meeresgetier. Auch Farb- oder Ölfässer stecken mitunter drin, Kanister, Planen und Flaschen aus Plastik, Einmalrasierer, CD-Hüllen und vieles andere mehr. Den Unrat einfach über Bord zu schmeißen, war für Carsten Noormann nie eine Option. Deshalb hat er den Müll immer mit nach Hause gebracht und in die Mülltonne gestopft:
"Dann mussten wir die Kosten selber tragen und zur Mülldeponie damit. Das haben wir dann selber bezahlt, aus eigener Tasche, und haben das entsorgt. Wir haben auch viel zusammengearbeitet mit dem Hafenamt, wenn das größere Teile sind, die wir nicht mit nach Hause nehmen können. Die hat das Hafenamt dann entsorgt. Die machen ja heute auch mit bei dem Projekt ‚Fishing for Litter‘. Die unterstützten uns da sehr; und das ist eigentlich eine gute Sache."
"Fishing for Litter", also das Fischen nach Müll und die anschließende kostenfreie Entsorgung – an diesem Projekt sind mittlerweile rund hundert Hafenstädte beteiligt, vor allem entlang der Küsten von Nord- und Ostsee. In deutschen Häfen kooperieren Fischer mit dem Naturschutzbund Deutschland, kurz: NABU. Projektleiter ist der Biologe Nils Möllmann:
"Der NABU baut seit 2011 gemeinsam mit lokalen Partnern eine Logistik auf für umweltgerechte und für die Fischer vor Ort kostenfreie Entsorgung; und sorgen dann für die Logistik und im weiteren Schritt analysieren wir den Müll. Ist es Holz? Ist es Plastik? Gummi? Metall? Die Kunststoff-Fraktion ist dann noch einmal besonders interessant, weil es möglich ist, eine genaue Stoffanalyse zu machen. Also haben wir da Polyethylen oder PVC? Oder, oder. Und man dann gucken kann, ob sich diese Dinge in den Stoffkreislauf zurückführen lassen oder vielleicht auch andere Dinge damit noch möglich sind."
Vor allem der Plastikmüll ist eine ernste Gefahr für Meerestiere: Seehunde bleiben in Getränkekästen stecken, Fische und Delphine verenden in Fischerei-Netzen aus Nylon, Seevögel strangulieren sich in den Plastik-Trägern von Bierdosen-Sixpacks, Meeresschildkröten verwechseln ihre eigentliche Nahrung mit transparenten Plastikfolien und verhungern elendig.
Carsten Noormann fährt seit 20 Jahren hinaus auf die Nordsee, er stammt aus einer alten Norddeicher Fischereifamilie. Wie alle seine Kollegen hat er jedoch ein großes Problem: Jedes Mal, wenn er seine Netze an Bord hievt, zappeln darin nicht nur jede Menge Krabben und anderes Meeresgetier. Auch Farb- oder Ölfässer stecken mitunter drin, Kanister, Planen und Flaschen aus Plastik, Einmalrasierer, CD-Hüllen und vieles andere mehr. Den Unrat einfach über Bord zu schmeißen, war für Carsten Noormann nie eine Option. Deshalb hat er den Müll immer mit nach Hause gebracht und in die Mülltonne gestopft:
"Dann mussten wir die Kosten selber tragen und zur Mülldeponie damit. Das haben wir dann selber bezahlt, aus eigener Tasche, und haben das entsorgt. Wir haben auch viel zusammengearbeitet mit dem Hafenamt, wenn das größere Teile sind, die wir nicht mit nach Hause nehmen können. Die hat das Hafenamt dann entsorgt. Die machen ja heute auch mit bei dem Projekt ‚Fishing for Litter‘. Die unterstützten uns da sehr; und das ist eigentlich eine gute Sache."
"Fishing for Litter", also das Fischen nach Müll und die anschließende kostenfreie Entsorgung – an diesem Projekt sind mittlerweile rund hundert Hafenstädte beteiligt, vor allem entlang der Küsten von Nord- und Ostsee. In deutschen Häfen kooperieren Fischer mit dem Naturschutzbund Deutschland, kurz: NABU. Projektleiter ist der Biologe Nils Möllmann:
"Der NABU baut seit 2011 gemeinsam mit lokalen Partnern eine Logistik auf für umweltgerechte und für die Fischer vor Ort kostenfreie Entsorgung; und sorgen dann für die Logistik und im weiteren Schritt analysieren wir den Müll. Ist es Holz? Ist es Plastik? Gummi? Metall? Die Kunststoff-Fraktion ist dann noch einmal besonders interessant, weil es möglich ist, eine genaue Stoffanalyse zu machen. Also haben wir da Polyethylen oder PVC? Oder, oder. Und man dann gucken kann, ob sich diese Dinge in den Stoffkreislauf zurückführen lassen oder vielleicht auch andere Dinge damit noch möglich sind."
Vor allem der Plastikmüll ist eine ernste Gefahr für Meerestiere: Seehunde bleiben in Getränkekästen stecken, Fische und Delphine verenden in Fischerei-Netzen aus Nylon, Seevögel strangulieren sich in den Plastik-Trägern von Bierdosen-Sixpacks, Meeresschildkröten verwechseln ihre eigentliche Nahrung mit transparenten Plastikfolien und verhungern elendig.
Der ganze Magen des Eissturmvogels ist voll mit Müll
Olivgrün bis beigebraun ist der Brei, den Nils Guse unter fließendem Wasser durch ein Sieb quellen lässt. Es ist der Mageninhalt eines Eissturmvogels. Der abgemagerte Vogel lag tot am Strand und hatte keinerlei Fett mehr am Körper. Offenbar verhungert. Jetzt ist interessant, was alles im Sieb hängen bleibt - so etwa ein zwei Zentimeter langes Stück gepresster Schaumstoff:
Nils Guse: "Das fühlt sich so weich an, so ein bisschen wie Pappe oder in die Richtung geht das. Wir haben hier aber dann auch nochmal etwas Festeres, was mehr wie ein Knoten ist. Das scheint aber auch Müll zu sein, also ziemlich gummiartig und zäh, ist jetzt so ein Knäuel, was so in Richtung Schaumgummi, Schaumstoff gehen könnte. Rein optisch wie ein Kaugummi. Es ist ziemlich fest. Also, wir finden hier jetzt schon eins von diesen typischen kleinen Plastikbruchstücken; fünf mal zwei Millimeter groß, flach, weiß, das ist ganz typisch. Man kann in diesen Breiten der Nordsee eigentlich in jedem Eissturmvogel fündig werden. Man findet überall eben Müll; ein Großteil ist wirklich der Plastikmüll."
Nils Guse arbeitet am Forschungs- und Technologiezentrum der Uni Kiel in Büsum, einem Seebadeort an der Nordseeküste von Dithmarschen.
Der tote Eissturmvogel ähnelt mit seinem weiß-grauen Federkleid einer Silbermöwe. Doch zählt der Eissturmvogel zur Familie der Albatrosse. Sein Verhängnis: Er klaubt alles auf, was auf der Wasseroberfläche schwimmt und aussieht wie richtige Nahrung - und häufig ist es eben Plastik, in welcher Form auch immer:
"Wir hatten schon Müllmengen bis zu 18 Gramm in einem Tier. Und das ist dann schon so, dass im Prinzip der gesamte Magentrakt komplett mit Müll ausgestopft ist und da soviel drin ist, dass überhaupt keine natürliche Nahrung mehr hindurch gelangen kann und die Tiere dann daran sterben."
Die Vögel verhungern also mit vollem Bauch - voll mit Plastik. Der Albatross der Nordsee ist zum Symbol für die Plastikmüll-Verseuchung des Meeres geworden.
Verglichen mit seinem qualvollen Hungertod wirkt das ästhetische Problem des Mülls an den Stränden wie eine Petitesse, doch ist das Ausmaß immens: An ausgewählten Nordseestränden wurde der angeschwemmte Müll gesammelt und analysiert. Auf zehn Metern Küstenlinie fanden sich im Schnitt mehr als 70 Müllteile, davon bestanden 75 Prozent aus Plastik und Styropor.
Nils Guse: "Das fühlt sich so weich an, so ein bisschen wie Pappe oder in die Richtung geht das. Wir haben hier aber dann auch nochmal etwas Festeres, was mehr wie ein Knoten ist. Das scheint aber auch Müll zu sein, also ziemlich gummiartig und zäh, ist jetzt so ein Knäuel, was so in Richtung Schaumgummi, Schaumstoff gehen könnte. Rein optisch wie ein Kaugummi. Es ist ziemlich fest. Also, wir finden hier jetzt schon eins von diesen typischen kleinen Plastikbruchstücken; fünf mal zwei Millimeter groß, flach, weiß, das ist ganz typisch. Man kann in diesen Breiten der Nordsee eigentlich in jedem Eissturmvogel fündig werden. Man findet überall eben Müll; ein Großteil ist wirklich der Plastikmüll."
Nils Guse arbeitet am Forschungs- und Technologiezentrum der Uni Kiel in Büsum, einem Seebadeort an der Nordseeküste von Dithmarschen.
Der tote Eissturmvogel ähnelt mit seinem weiß-grauen Federkleid einer Silbermöwe. Doch zählt der Eissturmvogel zur Familie der Albatrosse. Sein Verhängnis: Er klaubt alles auf, was auf der Wasseroberfläche schwimmt und aussieht wie richtige Nahrung - und häufig ist es eben Plastik, in welcher Form auch immer:
"Wir hatten schon Müllmengen bis zu 18 Gramm in einem Tier. Und das ist dann schon so, dass im Prinzip der gesamte Magentrakt komplett mit Müll ausgestopft ist und da soviel drin ist, dass überhaupt keine natürliche Nahrung mehr hindurch gelangen kann und die Tiere dann daran sterben."
Die Vögel verhungern also mit vollem Bauch - voll mit Plastik. Der Albatross der Nordsee ist zum Symbol für die Plastikmüll-Verseuchung des Meeres geworden.
Verglichen mit seinem qualvollen Hungertod wirkt das ästhetische Problem des Mülls an den Stränden wie eine Petitesse, doch ist das Ausmaß immens: An ausgewählten Nordseestränden wurde der angeschwemmte Müll gesammelt und analysiert. Auf zehn Metern Küstenlinie fanden sich im Schnitt mehr als 70 Müllteile, davon bestanden 75 Prozent aus Plastik und Styropor.
Doch woher stammt dieser Müll konkret? Das will Matthias Mossbauer herausfinden. Der Geograph vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde arbeitet auch für "Die Küsten Union Deutschland" - einen Verein, der die Quellen dieser Müllflut in die Meere genauer identifizieren möchte:
"Im Moment haben wir sehr ungenaue Kenntnis über die Quellen. Bisher wird nur davon gesprochen: Quelle ist der Tourismus oder die Schifffahrt. Um wirklich die Emission von Meeresmüll zu verhindern, müssen wir sehr viel Konkreteres wissen. Zum Beispiel wissen wir jetzt gar nicht: Wo gelangt denn der Müll ins Wasser? Sind das zum Beispiel Großveranstaltungen, die am Strand stattfinden? Oder in ländlichen Regionen, wo weniger Abfallbehälter am Strand stehen? Um solche praktischen Fragen klären zu können, brauchen wir ein wesentlich fundierteres wissenschaftliches Wissen - und daran arbeiten wir."
Um die Quellen nachhaltig zu stopfen, müssen sie zunächst eindeutig identifiziert werden. Erst dann weiß man, was aus den Flüssen ins Meer fließt, was von der Schifffahrt stammt oder dem Strandtourismus.
600 Jahre, bis sich der Plastikabfall zersetzt hat
Ein besonderes Problem ist die lange Haltbarkeit von Plastikmüll: Die Forscher gehen davon aus, dass es bei bestimmten Kunststoffen 400 bis 600 Jahre dauern wird, bis sie endlich zersetzt sind. Wind und Wellen, Salzwasser, Frost und Sommerhitze setzen dem Plastik zu, zerschlagen es in immer kleinere Fragmente.
Irgendwann sind die Partikel so winzig wie das Plankton, das am Anfang der maritimen Nahrungskette steht. Plastik oder Plankton? Diese Unterscheidung können Muscheln, Krebse und andere Meerestiere dann kaum noch treffen, sagt der Mikrobiologe Dr. Matthias Labrenz vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde:
"Ja, sicher. Es ist natürlich Gegenstand der Forschung, was vor allem mit kleineren Plastikpartikeln passiert. Es ist bekannt, dass Plastikpartikel - das ist bei Muscheln zum Beispiel nachgewiesen worden - ins Gewebe aufgenommen werden können und zu Entzündungsreaktionen führen. Vieles ist aber auch noch unbekannt. Gerade Mikroplastik - also Plastik kleiner als fünf Millimeter - und die Rolle von Mikroplastik im Nahrungsnetz. Das ist etwas, was zur Zeit Gegenstand intensiver Forschung ist. Vieles ist da noch unklar."
Für die Forscher besonders interessant: Kunststoffpartikel haben die Eigenschaft, im Wasser befindliche Schadstoffe auf ihrer Oberfläche anzureichern, so auch Umweltgifte wie das Insektizid DDT oder Polychlorierte Biphenyle. Sie ziehen die Schadstoffe an wie ein Magnet.
Matthias Labrenz: "Ja, das ist richtig, dass sich Schadstoffe insbesondere an kleineren Plastikpartikeln anlagern können. Das eine Problem: Das kann in die Nahrungskette gelangen über diese Plastikpartikel. Das andere Problem ist: Auch kleinere Partikel können sich im Magen und Darm anreichern. Ein Fisch zum Beispiel ist dann einfach satt, er ist gesättigt und frisst nicht mehr und verhungert. Das kann eine der Folgen der Aufnahme von kleineren Plastikpartikeln sein."
Ob die von Plastikpartikeln eingesammelten Schadstoffe über die Nahrungskette auch in Speisefische und damit auch auf unsere Teller gelangen, wird gegenwärtig intensiv untersucht.
Die "Nordstrom 1" hat jetzt vor Norderney ihren ersten Fangstopp eingelegt. In der Ferne ist die lang gezogene Dünenkette von Juist zu erkennen, mit dem weiten Sandstrand davor.
An Bord hat Carsten Noormann die soeben gefangenen Krabben mit einem Sieb sortiert und sich dann dem ungewünschten Beifang gewidmet. Den Unrat hat er in einen orangefarbenen, runden Plastikkorb gepackt:
"Alte Plastikplane hatten wir drin. Und ein Ende, ein Taurest war das, Ende vom Tau, das ist irgendwo abgerissen; ja, bei schlechtem Wetter sicherlich und dann über Bord gespült worden. Wir haben das dann im Netz drin."
Auf anderen Fangfahrten sind häufig auch noch Flaschen aus Kunststoff dabei, Einwegfeuerzeuge und Zahnbürsten, Fetzen von Plastiktüten und so weiter. Doch heute ist im Grunde recht wenig Unrat im Netz gewesen:
"Was heißt wenig? Wir haben normalerweise immer so am Tag einen Korb voll, das ist so unsere ‚Tagesration‘, mal mehr, mal weniger. Mal brauchen wir zwei Tage dazu. 20 Kilo so am Tag vielleicht, mal 10 Kilo. Wir haben auch schon mal größere Stücke - es kommt drauf an: Wenn jetzt viel Sturm gewesen ist, geht viel über Bord, haben wir ein bisschen mehr drin, das sieht man dann auch an den Stränden: Wenn jetzt heftiger Sturm gewesen ist, was da alles angespült worden ist; so ist das bei uns in den Netzen dann auch."
Der NABU möchte jetzt weitere Fischer und Hafenkommunen entlang der Nordseeküste für das Projekt "Fishing for Litter" gewinnen. Zwar kann so nur die Spitze des Müllberges abgetragen werden, keine Frage. Doch hilft es, möglichst vielen Menschen klar zu machen, dass Müll im Meer nichts zu suchen hat - weder vor Juist und Norderney, noch sonstwo in den Ozeanen.
Irgendwann sind die Partikel so winzig wie das Plankton, das am Anfang der maritimen Nahrungskette steht. Plastik oder Plankton? Diese Unterscheidung können Muscheln, Krebse und andere Meerestiere dann kaum noch treffen, sagt der Mikrobiologe Dr. Matthias Labrenz vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde:
"Ja, sicher. Es ist natürlich Gegenstand der Forschung, was vor allem mit kleineren Plastikpartikeln passiert. Es ist bekannt, dass Plastikpartikel - das ist bei Muscheln zum Beispiel nachgewiesen worden - ins Gewebe aufgenommen werden können und zu Entzündungsreaktionen führen. Vieles ist aber auch noch unbekannt. Gerade Mikroplastik - also Plastik kleiner als fünf Millimeter - und die Rolle von Mikroplastik im Nahrungsnetz. Das ist etwas, was zur Zeit Gegenstand intensiver Forschung ist. Vieles ist da noch unklar."
Für die Forscher besonders interessant: Kunststoffpartikel haben die Eigenschaft, im Wasser befindliche Schadstoffe auf ihrer Oberfläche anzureichern, so auch Umweltgifte wie das Insektizid DDT oder Polychlorierte Biphenyle. Sie ziehen die Schadstoffe an wie ein Magnet.
Matthias Labrenz: "Ja, das ist richtig, dass sich Schadstoffe insbesondere an kleineren Plastikpartikeln anlagern können. Das eine Problem: Das kann in die Nahrungskette gelangen über diese Plastikpartikel. Das andere Problem ist: Auch kleinere Partikel können sich im Magen und Darm anreichern. Ein Fisch zum Beispiel ist dann einfach satt, er ist gesättigt und frisst nicht mehr und verhungert. Das kann eine der Folgen der Aufnahme von kleineren Plastikpartikeln sein."
Ob die von Plastikpartikeln eingesammelten Schadstoffe über die Nahrungskette auch in Speisefische und damit auch auf unsere Teller gelangen, wird gegenwärtig intensiv untersucht.
Die "Nordstrom 1" hat jetzt vor Norderney ihren ersten Fangstopp eingelegt. In der Ferne ist die lang gezogene Dünenkette von Juist zu erkennen, mit dem weiten Sandstrand davor.
An Bord hat Carsten Noormann die soeben gefangenen Krabben mit einem Sieb sortiert und sich dann dem ungewünschten Beifang gewidmet. Den Unrat hat er in einen orangefarbenen, runden Plastikkorb gepackt:
"Alte Plastikplane hatten wir drin. Und ein Ende, ein Taurest war das, Ende vom Tau, das ist irgendwo abgerissen; ja, bei schlechtem Wetter sicherlich und dann über Bord gespült worden. Wir haben das dann im Netz drin."
Auf anderen Fangfahrten sind häufig auch noch Flaschen aus Kunststoff dabei, Einwegfeuerzeuge und Zahnbürsten, Fetzen von Plastiktüten und so weiter. Doch heute ist im Grunde recht wenig Unrat im Netz gewesen:
"Was heißt wenig? Wir haben normalerweise immer so am Tag einen Korb voll, das ist so unsere ‚Tagesration‘, mal mehr, mal weniger. Mal brauchen wir zwei Tage dazu. 20 Kilo so am Tag vielleicht, mal 10 Kilo. Wir haben auch schon mal größere Stücke - es kommt drauf an: Wenn jetzt viel Sturm gewesen ist, geht viel über Bord, haben wir ein bisschen mehr drin, das sieht man dann auch an den Stränden: Wenn jetzt heftiger Sturm gewesen ist, was da alles angespült worden ist; so ist das bei uns in den Netzen dann auch."
Der NABU möchte jetzt weitere Fischer und Hafenkommunen entlang der Nordseeküste für das Projekt "Fishing for Litter" gewinnen. Zwar kann so nur die Spitze des Müllberges abgetragen werden, keine Frage. Doch hilft es, möglichst vielen Menschen klar zu machen, dass Müll im Meer nichts zu suchen hat - weder vor Juist und Norderney, noch sonstwo in den Ozeanen.