Anbetung des Irrationalen
Die George-Biografie von Thomas Karlauf ist zwar nicht die erste, aber doch die erste ausgewogene - weder feindselig noch hagiografisch-verschwärmt.
Karlauf interessiert sich vor allem für die politisch-ideologische Wirkung von Georges Dichtungen sowie für die Soziologie des George-Kreises. Ausgehend vom Schlüsselbegriff von Max Webers Herrschaftssoziologie, dem Charisma, wird der George-Kreis als Musterbeispiel irrationaler, charismatischer Herrschaft vorgeführt:
Stefan George als der magnetische Dichter-Prophet und charismatische Führer; seine Gefolgschaft als eine ihm gläubig anhängende Jünger-Schar, als elitärer Männerbund, geschart um ein eifersüchtig gehütetes Geheimnis, das "geheime Deutschland".
Den Kern dieses Geheimnisses benennt Karlauf ganz unverblümt: Es ist "der ungeheuerliche Versuch, die Päderastie mit pädagogischem Eifer zur höchsten geistigen Daseinsform zu erklären". Karlaufs Biografie ist überdies eine Fundgrube der deutschen Geistesgeschichte vom Fin de Siècle bis zur Machtergreifung Hitlers, namentlich aller reaktionären, irrationalen, anti-aufklärerischen und antidemokratischen Strömungen. George und sein Kreis werden so mit ihrem Führer-Kult als Vorläufer des Nationalsozialismus plausibel gemacht.
Die Biografie erzählt von Größenwahn, Hybris, Verstiegenheit, Dünkel und Wahn und benennt die problematischen Seiten von Georges Genie der Selbstinszenierung - kritisch, aber ohne Gehässigkeit, gelegentlich jedoch mit leichtem Spott.
Rezensiert von Sigrid Löffler
Thomas Karlauf: Stefan-George - Die Entdeckung des Charisma
Karl Blessing Verlag 2007
816 Seiten, 29,95
Stefan George als der magnetische Dichter-Prophet und charismatische Führer; seine Gefolgschaft als eine ihm gläubig anhängende Jünger-Schar, als elitärer Männerbund, geschart um ein eifersüchtig gehütetes Geheimnis, das "geheime Deutschland".
Den Kern dieses Geheimnisses benennt Karlauf ganz unverblümt: Es ist "der ungeheuerliche Versuch, die Päderastie mit pädagogischem Eifer zur höchsten geistigen Daseinsform zu erklären". Karlaufs Biografie ist überdies eine Fundgrube der deutschen Geistesgeschichte vom Fin de Siècle bis zur Machtergreifung Hitlers, namentlich aller reaktionären, irrationalen, anti-aufklärerischen und antidemokratischen Strömungen. George und sein Kreis werden so mit ihrem Führer-Kult als Vorläufer des Nationalsozialismus plausibel gemacht.
Die Biografie erzählt von Größenwahn, Hybris, Verstiegenheit, Dünkel und Wahn und benennt die problematischen Seiten von Georges Genie der Selbstinszenierung - kritisch, aber ohne Gehässigkeit, gelegentlich jedoch mit leichtem Spott.
Rezensiert von Sigrid Löffler
Thomas Karlauf: Stefan-George - Die Entdeckung des Charisma
Karl Blessing Verlag 2007
816 Seiten, 29,95