Ein Schauspieler mit "animalischer Energie"
Als Richard III. liebten ihn alle: Gert Voss, Kammerschauspieler und Ehrenmitglied des Wiener Burgtheaters. Nach kurzer Krankheit ist der große Künstler nun im Alter von 72 Jahren gestorben. Sein Berliner Kollege Lars Eidinger würdigt ihn als "Urknall" des Theaters.
Er selbst empfinde sich dagegen als "Theater-Pups", sagte Eidinger im Deutschlandradio Kultur. Eidinger würdigte Voss als einen Schauspieler, der angriffslustig, aber nie destruktiv gewesen sei. Deswegen sei es eine Wonne gewesen, mit ihm zu spielen. Voss habe animalische Energie gehabt uns sei auf der Bühne wie ein wildes Tier gewesen, betonte Eidinger.
Voss habe als Schauspieler das "absolute Maß zwischen Wirkung und Aufwand" gefunden. Das sei sein Geheimnis gewesen, sagte Eidinger: "Er hat nie zu viel gemacht."
Theater als absoluter Mittelpunkt des Lebens
Als Schauspieler sei Voss an die Grenzen gegangen und habe das Theater zum absoluten Mittelpunkt seines Lebens gemacht. Er habe sich auf der Bühne wohler gefühlt als im normalen Leben. Privat sei er sehr zugänglich, nahbar, herzlich und freundlich gewesen.
Mit Kraft, Instinkt und Leidenschaft hatte Voss die deutschsprachigen Bühnen erobert. Claus Peymann, Peter Zadek und George Tabori prägten sein Verständnis vom Theater. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" feierte Voss als den "gewaltigsten deutschen Schauspieler", die britische "Times" kürte ihn 1995 sogar zum besten Schauspieler Europas.
Peymann: "Ich könnte heulen"
Der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, reagierte zutiefst betroffen auf Voss' Tod. "Gert Voss ist ein Teil meines Lebens gewesen. Mit ihm ist der wichtigste Weggefährte meiner Theaterarbeit verschwunden", sagte er. "Ich könnte heulen."
Hören Sie hier einen
Nachruf auf Gert Voss
von Karla Engelhard.
Interviews, Hintergründe und Reaktionen zum Tod von Gert Voss erhalten Sie in unserer Sendung "Fazit" ab 23:05 Uhr.