"Andere Vögel können nur in Freiheit gut singen"
Im Berliner Kino Babylon läuft eine kleine Filmreihe unter dem Titel "Kubanisches Kino heute". Eröffnet wurde sie mit dem Film von Fernando Pérez über die Jugendjahre des kubanischen Nationalhelden José Martí.
Der Film "Martí: El ojo del Canario" führt zurück in finstere und heroische Zeiten, in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts: Kuba will sich von den spanischen Kolonialherren befreien und die reagieren mit brutaler Repression. "Der Kanarienvogel singt sehr schön, aber er sitzt gerne im Käfig, aber andere Vögel können nur in Freiheit singen", erzählt ein schwarzer Sklave einem weißen Jungen. Der Junge, José Martí, wird später als Journalist, Dichter und Freiheitskämpfer zum Inbegriff der kubanischen Unabhängigkeit werden. 1853 in Havanna geboren, kam er 1895, gerade einmal 42-jährig, bei den Kämpfen gegen die spanische Kolonialmacht ums Leben.
Für den Berliner Lateinamerikanisten Hans-Otto Dill, der die Einführung zu dem Film hielt, ist José Martí eine der faszinierendsten Figuren der lateinamerikanischen Unabhängigkeit:
"Eigentlich war er der Erste, der nicht nur Kuba erschaffen hat. Ich glaube, er hat Kuba erfunden, denn sonst wäre es Teil Spaniens geblieben oder zu den USA gegangen. Er hat auch Lateinamerika erfunden. Ich sage das natürlich als Metapher."
In seinen Ansätzen und Analysen, so Dill, war José Martí seiner Zeit voraus, war, ebenso kosmopolitisch wie regional verwurzelt, einer der Vordenker der kulturellen Identität Lateinamerikas:
"Er hat sehr modern geschrieben, sehr modern. Die meisten Leute denken immer nur an "Guantanamera" – das soll ja auch sein, aber das ist nicht das Tolle, was ihn macht, sondern das, was ich versuchte anzudeuten, die Journalistik, die sehr poetisch auch ist, mit einer irren Syntax, alles ganz verrückt und gut und so, seine Lyrik, diese andere Lyrik, die über die USA, über das multikulturelle New York, aber die sozialen Konflikte auch."
Den meisten Kuba-Besuchern José Martí durch die zahllosen Gips- und Marmorstatuen bekannt, die öffentlichen Gebäude und Plätze im tropischen Sozialismus schmücken. Aber auch die Castro-Gegner beziehen sich auf ihn: So sendet etwa die wichtigste Rundfunkstation der Anti-Castro Allianz der Exilkubaner in Miami unter dem Namen "José Martí".
Der Film "Martí: El ojo del Canario" entstand im Rahmen einer siebenteiligen Reihe des spanischen Fernsehens über große Figuren des lateinamerikanischen Freiheitskampfes vor 200 Jahren als spanisch-kubanische Koproduktion. Regie führte Fernando Perez, einer der renommierten kubanischen Autorenfilmer, die trotz aller finanzieller und politischer Schwierigkeiten ihren eigenen Weg gegangen sind. Seine letzten Filme hat er alle mit spanischen Koproduzenten realisiert. Das Filmprojekt über den Helden der kubanischen Unabhängigkeit habe ihn zunächst wenig begeistert, sagte Fernando Perez bei der internationalen Premiere des Films im vergangenen August in Lima:
"In Kuba ist Martí ein Synonym für das Vaterland schlechthin, er ist überall. Es ist sehr schwer, ihn als Person zu fassen, und als sie mir das Projekt anboten, hatte ich große Zweifel. Aber es war auch die Möglichkeit, endlich wieder einen Film zu machen. Und ich sagte mir: Gut, ich muss den erwachsenen Martí außen vor lassen, dazu fühle ich mich nicht fähig, diese komplexe Figur, nicht nur der Politiker, sondern auch der Poet und der Denker, das ist in seiner Komplexität in einem Film nicht einzufangen."
Und so beschränkt sich der Film auf Kindheit und Jugend des Nationalhelden in unruhigen und brutalen Zeiten. Durch diese Perspektive wird der heroische Ton der der nationalen Befreiung zurückgenommen und interessanterweise wurde stieß die filmische Darstellung José Martís auch bei Medien der Exilkubaner in Miami auf positive Ressonanz.
Ein weiterer Spielfilm der Reihe handelt von einem ganz anderen kubanischen Mythos: In seinem Debüt "El Benny Moré" rekonstruiert Jorge Luis Sanchez das Leben des legendären Musikers, der 1963 in Havanna starb. Abgerundet wird die Reihe durch kurze Spiel-, Dokumentar und Animationsfilme, etwa über die Reise des spanisch-französischen Sängers Manu Chao nach Kuba und den Erfahrungen junger kubanischer Rekruten während des Militärdienstes.
Leider sind die unabhängig produzierten Spielfilme der letzten Jahre nicht zu sehen. Denn im Zuge der dauernden wirtschaftlichen Probleme des tropischen Sozialismus hat sich das Monopol des staatlichen Filminstituts längst aufgelöst. Auf der Karibikinsel ist in den letzten Jahren eine Filmemachergeneration entstanden, die, so Fernando Perez, die mit geringem Etat oder ausländischen Koproduktionspartnern Filme jenseits der eingefahrenen Gleise produziert:
"Das Interessanteste im aktuellen kubanischen Film ist doch die Bewegung junger Filmemacher, die durch die Entwicklung der digitalen Techniken, im Stande sind, ihre eigenen Filme unabhängig zu produzieren. Da möchte ich mich mit meinen 65 Jahren auch gerne auch einklinken."
Für den Berliner Lateinamerikanisten Hans-Otto Dill, der die Einführung zu dem Film hielt, ist José Martí eine der faszinierendsten Figuren der lateinamerikanischen Unabhängigkeit:
"Eigentlich war er der Erste, der nicht nur Kuba erschaffen hat. Ich glaube, er hat Kuba erfunden, denn sonst wäre es Teil Spaniens geblieben oder zu den USA gegangen. Er hat auch Lateinamerika erfunden. Ich sage das natürlich als Metapher."
In seinen Ansätzen und Analysen, so Dill, war José Martí seiner Zeit voraus, war, ebenso kosmopolitisch wie regional verwurzelt, einer der Vordenker der kulturellen Identität Lateinamerikas:
"Er hat sehr modern geschrieben, sehr modern. Die meisten Leute denken immer nur an "Guantanamera" – das soll ja auch sein, aber das ist nicht das Tolle, was ihn macht, sondern das, was ich versuchte anzudeuten, die Journalistik, die sehr poetisch auch ist, mit einer irren Syntax, alles ganz verrückt und gut und so, seine Lyrik, diese andere Lyrik, die über die USA, über das multikulturelle New York, aber die sozialen Konflikte auch."
Den meisten Kuba-Besuchern José Martí durch die zahllosen Gips- und Marmorstatuen bekannt, die öffentlichen Gebäude und Plätze im tropischen Sozialismus schmücken. Aber auch die Castro-Gegner beziehen sich auf ihn: So sendet etwa die wichtigste Rundfunkstation der Anti-Castro Allianz der Exilkubaner in Miami unter dem Namen "José Martí".
Der Film "Martí: El ojo del Canario" entstand im Rahmen einer siebenteiligen Reihe des spanischen Fernsehens über große Figuren des lateinamerikanischen Freiheitskampfes vor 200 Jahren als spanisch-kubanische Koproduktion. Regie führte Fernando Perez, einer der renommierten kubanischen Autorenfilmer, die trotz aller finanzieller und politischer Schwierigkeiten ihren eigenen Weg gegangen sind. Seine letzten Filme hat er alle mit spanischen Koproduzenten realisiert. Das Filmprojekt über den Helden der kubanischen Unabhängigkeit habe ihn zunächst wenig begeistert, sagte Fernando Perez bei der internationalen Premiere des Films im vergangenen August in Lima:
"In Kuba ist Martí ein Synonym für das Vaterland schlechthin, er ist überall. Es ist sehr schwer, ihn als Person zu fassen, und als sie mir das Projekt anboten, hatte ich große Zweifel. Aber es war auch die Möglichkeit, endlich wieder einen Film zu machen. Und ich sagte mir: Gut, ich muss den erwachsenen Martí außen vor lassen, dazu fühle ich mich nicht fähig, diese komplexe Figur, nicht nur der Politiker, sondern auch der Poet und der Denker, das ist in seiner Komplexität in einem Film nicht einzufangen."
Und so beschränkt sich der Film auf Kindheit und Jugend des Nationalhelden in unruhigen und brutalen Zeiten. Durch diese Perspektive wird der heroische Ton der der nationalen Befreiung zurückgenommen und interessanterweise wurde stieß die filmische Darstellung José Martís auch bei Medien der Exilkubaner in Miami auf positive Ressonanz.
Ein weiterer Spielfilm der Reihe handelt von einem ganz anderen kubanischen Mythos: In seinem Debüt "El Benny Moré" rekonstruiert Jorge Luis Sanchez das Leben des legendären Musikers, der 1963 in Havanna starb. Abgerundet wird die Reihe durch kurze Spiel-, Dokumentar und Animationsfilme, etwa über die Reise des spanisch-französischen Sängers Manu Chao nach Kuba und den Erfahrungen junger kubanischer Rekruten während des Militärdienstes.
Leider sind die unabhängig produzierten Spielfilme der letzten Jahre nicht zu sehen. Denn im Zuge der dauernden wirtschaftlichen Probleme des tropischen Sozialismus hat sich das Monopol des staatlichen Filminstituts längst aufgelöst. Auf der Karibikinsel ist in den letzten Jahren eine Filmemachergeneration entstanden, die, so Fernando Perez, die mit geringem Etat oder ausländischen Koproduktionspartnern Filme jenseits der eingefahrenen Gleise produziert:
"Das Interessanteste im aktuellen kubanischen Film ist doch die Bewegung junger Filmemacher, die durch die Entwicklung der digitalen Techniken, im Stande sind, ihre eigenen Filme unabhängig zu produzieren. Da möchte ich mich mit meinen 65 Jahren auch gerne auch einklinken."