Andreas Baum: "Wir waren die neue Zeit"
Rowohlt, 19,95 Euro
Die Utopie scheiterte am Abwasch
Freie Liebe, endlose Debatte in der Gemeinschaftsküche und Faschoalarm am Wochenende - davon erzählt Andreas Baum in seinem Debütroman "Wir waren die neue Zeit". Er nimmt den Leser mit in das Berlin der Wendezeit, als die Stadt von Hausbesetzern und Alternativen erobert wurde.
Es seien mehr als 70 Häuser in der Zeit besetzt gewesen, und zwar von Menschen aus der ganzen Welt, berichtet Andreas Baum. Zu Beginn der Bewegung sei es vor allem um Freiheit und Freiheit für Kunst gegangen, viel weniger um Politik. Angesichts der Wohnungsnot in Westberlin hätten damals viele Künstler erstmals durch die Besetzungen Raum für ihre künstlerische Entfaltung gehabt.
"Man musste politisch sein"
Das Buch spiele zwar in den Kulissen seiner Erinnerung, die Handlung sei aber fiktiv, betonte der Autor. Damals seien alle Lebensbereiche politisiert gewesen: "Wenn man nicht irgendeinen politischen Anspruch hatte, und zwar einen linken, dann wurde man nicht ernstgenommen. Deswegen hab ich das schon so in Erinnerung, dass das Politische sehr stark auch benutzt wurde als Hülle, um Eigeninteressen durchzusetzen."