Andreas Maier: "Mein Jahr ohne Udo Jürgens"
Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
218 Seiten, 17,90 Euro
Wie Liebe im Schlager funktioniert
Die Musik von Udo Jürgens kannte der Schriftsteller Andreas Maier kaum. Doch dann gab es einen "Moment der Verwandlung". Ein Jahr nach dem Tod des Musikers ist ein Kolumnenband entstanden, der Hits wie "Merci, Chérie" neu interpretiert.
Der Tod des Sängers und Komponisten Udo Jürgens am 21.12.2014 war für den Schriftsteller Andreas Maier ein Grund, die Arbeit an seinem Werk "Ortsumgehung" erst einmal ruhen zu lassen. Stattdessen schrieb er über das Thema "Mein Jahr ohne Udo Jürgens" Kolumnen für einen Suhrkamp-Blog. Diese und neue Texte sind nun gesammelt in einem Band erschienen.
Andreas Maier hat sich erst spät mit der Musik von Udo Jürgens beschäftigt. Im Deutschlandradio Kultur beschrieb er einen bestimmten "Moment der Verwandlung", der sich vor fünf Jahren ereignet hat:
"Die Geschichte läuft so, dass eine Freundin von mir und meiner Frau uns vor fünf Jahren besucht hat. Und sie hatte Musik von Udo Jürgens dabei, dem ich vorher indifferent gegenüberstand. Sie hat uns dann diese Musik vorgespielt, wir wollten das eigentlich gar nicht. Und da geschah eben dieser eine Augenblick der Selbstaufklärung, in dem sich in mir plötzlich die Frage gestellt hat: 'Was hast Du eigentlich gegen diese Musik? Mit welchem Vorurteil gehst Du an diese Musik heran?'"
"Die Geschichte läuft so, dass eine Freundin von mir und meiner Frau uns vor fünf Jahren besucht hat. Und sie hatte Musik von Udo Jürgens dabei, dem ich vorher indifferent gegenüberstand. Sie hat uns dann diese Musik vorgespielt, wir wollten das eigentlich gar nicht. Und da geschah eben dieser eine Augenblick der Selbstaufklärung, in dem sich in mir plötzlich die Frage gestellt hat: 'Was hast Du eigentlich gegen diese Musik? Mit welchem Vorurteil gehst Du an diese Musik heran?'"
Hinterfragen des eigenen Geschmacks
Nach diesem Erlebnis habe er dann sehr viel über seine eigenen Geschmacksurteile und seine Musik-Sozialisation nachgedacht, sagt Maier. In seinem Buch analysiere er einige Lieder von Jürgens unter musikwissenschaftlichen Gesichtspunkten. Auf ganzen 27 Seiten geht es zum Beispiel um den Hit "Merci, Chérie":
"Das ist mir beim Schreiben einfach so passiert. Mir wurde zuerst klar, dass 'Merci, Chérie' eigentlich keinen Refrain hat, sondern nur diesen gewaltigen Höhepunkt in der Mitte. Er ist musikalisch relativ eindeutig gestaltet. Und daran hänge ich dann noch gewisse Gedanken dran, wie Liebe bei Udo Jürgens funktioniert."
"Das ist mir beim Schreiben einfach so passiert. Mir wurde zuerst klar, dass 'Merci, Chérie' eigentlich keinen Refrain hat, sondern nur diesen gewaltigen Höhepunkt in der Mitte. Er ist musikalisch relativ eindeutig gestaltet. Und daran hänge ich dann noch gewisse Gedanken dran, wie Liebe bei Udo Jürgens funktioniert."
Ironie und Geschlechterrollen
In diesem Zusammenhang habe er sich auch mit der Sichtweise auf Geschlechterrollen bei Udo Jürgens beschäftigt, meint Maier:
"Dass er da auch einen relativ schönen Kampf geführt hat - zur Auflösung genau dieser Geschlechterrollen. Aber bei 'Merci, Chérie', 1966, ist das noch ein reines Männerlied."
"Dass er da auch einen relativ schönen Kampf geführt hat - zur Auflösung genau dieser Geschlechterrollen. Aber bei 'Merci, Chérie', 1966, ist das noch ein reines Männerlied."
In dem Buch "Mein Jahr ohne Udo Jürgens" stecke auch viel Ironie, so Maier. Sie sei allerdings nicht gegen den Sänger gerichtet, sondern gegen ihn selbst:
"Und die Ironie richtet sich gegen die Art und Weise, wie wir mit solchen Phänomenen wie zum Beispiel der Musik von Udo Jürgens umgehen."
"Und die Ironie richtet sich gegen die Art und Weise, wie wir mit solchen Phänomenen wie zum Beispiel der Musik von Udo Jürgens umgehen."