Andreas Ottensamer bei der Kammerakademie Potsdam

Die Klarinette - Newcomer der Mozartzeit

Andreas Ottensamer steht mit seiner Klarinette in einem historischen Gewölbe
Der Klarinettist Andreas Ottensamer ist nicht nur Berliner Philharmoniker, sondern oft auch Solist eigener Projekte © Decca Classics / Katja Ruge
Moderation: Ruth Jarre |
Andreas Ottensamer wollte wissen: wann wurde für sein Instrument ein erstes Solokonzert geschrieben? Mit der Kammerakademie Potsdam hat sich der Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker erfolgreich auf die Suche begeben.
Als Mozart ein junger Mann war, reiste er mit seiner Mutter nach Paris. Allerdings machte er, ganz zum Unmut seines Vaters, eine ausgiebige Zwischenstation in Mannheim und wurde dort doppel von der Liebe ergriffen: zu einer jungen Sängerin und zu einem Instrument, das er hier erst kennenlernte, und das noch nicht lange existierte: die Klarinette.
In den Händen von Bastlern und Tüftlern
In Mannheim waren die neuartigen Blasinstrumente im Orchester bereits zu finden, gespielt von Musikern, die immer dabei waren, an ihrem neuen Instrument herumzuschrauben, um den Klang noch besser zu gestalten. Auch die ersten Solokonzerte entstanden wohl hier, wo man sich traute, aus dem Orchesterverbund als Musiker und Komponist heraus zu treten. Dieser Epoche ist das heutige Konzert gewidmet, das Deutschlandfunk Kultur in Luckau im Rahmen der Brandenburgischen Sommerkonzerte mit Andreas Ottensamer aufgenommen hat.

Die neue Ära

"Wir haben Werke aus der Mannheimer Schule ausgegraben - ein spannende Zeit, speziell für die Klarinette, die gerade ihren Aufstieg erfuhr. Wir haben auch eines der ersten Konzerte ins Programm aufgenommen, das Johann Wenzel Anton Stamitz für die Klarinette komponiert hat.", berichtet Andreas Ottensamer. Mozart hörte das neue Instrument in Mannheim zum ersten Mal und war so begeistert, dass er sie von Stund an in seine Werke integrierte. Alle Werke des Abends haben eine Verbindung zu Mannheim, auch Christan Cannabich und Franz Danzi wirkten dort für eine lange Zeit und schrieben Werke, die an Tempo, Empfindung und Dynamik neue Standards setzten. Mozart hatte all das abgelauscht und aufgesogen und nach der Reise in eigenen Werken einfließen lassen.

Bloß kein altes Instrument

"Es gibt schon Spezialisten, die auf solchen historischen Modellen spielen", sagt Andreas Ottensamer. "Ich vertrete aber den Standpunkt: unsere Blasinstrumente sind in der Mozartzeit gerade im Aufwind - im Gegensatz zu den Geigen, die damals ihre bautechnische Entwicklung vollwertig abgeschlossen haben. Bei den Klarinetten dauert dieser Prozeß noch heute an! Wenn ich jetzt ein Instrument wähle, wie sie damals gebaut wurden, dann hole ich mir viele technische Mängel in mein Spiel. Und diesen Schritt möchte ich nicht gehen. Ich integriere natürlich das Wissen um die alten Verziehrungen und Phrasierungen, aber ich möchte doch bei meinem heutigen Instrument bleiben."
Die Musiker der Kammerakademie Potsdam auf einer Bühne
Liebevolle Abkürzung für die Kammerakademie Potsdam: KAP© Kammerakademie Potsdam / Stefan Gloede
Die Kammerakademie Potsdam wird immer häufiger von internationalen Stars angefragt. Für frühklassisches Repertoire hat Andreas Ottensamer hier perfekte Partner gefunden, mit denen er gern zusammen musiziert.
Aufzeichnung des Konzertes vom 9. September 2018 in der St. Nikolaikirche Luckau im Rahmen der Brandenburgischen Sommerkonzerte
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 12 G-Dur KV 110
Carl Philipp Stamitz
Klarinettenkonzert Nr. 7 Es-Dur (Darmstädter Konzert Nr. 1)
Christian Cannabich
Sinfonie Nr. 49 F-Dur op. 10 Nr. 4
Johann Wenzel Anton Stamitz
Klarinettenkonzert B-Dur
Franz Danzi
Fantasie über Mozarts "Là ci darem la mano" für Klarinette und Orchester
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