Andreas Reckwitz: Die Gesellschaft der Singularitäten
Suhrkamp Verlag 2018
480 Seiten, 28 Euro
"Digitalisierung führt dazu, dass die allgemeine Öffentlichkeit erodiert"
Die SPD im Sinkflug und die CDU hat auch schlechte Zustimmungswerte: Den Volksparteien läuft das Volk davon. Für den Kultursoziologen Andreas Reckwitz liegen die Gründe dafür in einem tiefgreifenden Wandel der Gesellschaft - auch durch die Digitalisierung.
Deutschlandfunk Kultur: Nach dem Mitgliedervotum der SPD steht also endlich die Regierungskoalition. Doch sie eine "große" Koalition zu nennen, ist angesichts des Wahlergebnisses der SPD ohnehin nicht ganz richtig und angesichts der Umfrageergebnisse in dieser Woche, da liegt die Partei so rund bei 15 Prozent, ganz und gar falsch. Die Sozialdemokratie schwächelt, nicht nur in Deutschland oder in Frankreich, sondern auch in Italien, wo die Sozialdemokraten unter Matteo Renzi am vergangenen Wochenende eine krachende Wahlniederlage hingelegt haben.
Was ist also los mit der Sozialdemokratie in Europa? Was ist los mit den ehemals so großen und stolzen Volksparteien? Darüber möchte ich heute sprechen mit Andreas Reckwitz. Er lehrt Kultursoziologie in Frankfurt an der Oder und hat gerade mit seinem Buch "Die Gesellschaft der Singularitäten" eine umfassende Analyse westlicher Gesellschaften vorgelegt.
Herr Reckwitz, 1987 war die Sozialdemokratie schon mal im Sinkflug begriffen. Da hat der Soziologe Ralph Dahrendorf gesagt, dass eigentlich die Sozialdemokratie ihre historische Mission, den Kapitalismus zu bändigen, erledigt habe und sich deshalb überlebt habe. – Was ist denn nun nach dreißig Jahren aus einer solchen Diagnose zu erfahren oder wie würden Sie die beurteilen?
Andreas Reckwitz: Also, ich denke, auf der einen Seite ist es ja so, dass dieser Sinkflug der Sozialdemokratie, den man schon in den 80er Jahren diagnostiziert hat, nach einem gewissen Zwischenstopp oder Zwischenhoch in den 90ern sich weiter fortgesetzt hat. Aber ob damit die historische Aufgabe der Bändigung des Kapitalismus erledigt sei, da hätte ich meine Zweifel. Wir haben ja gerade in den letzten Jahren in vieler Hinsicht auch eine Selbstkritik des Liberalismus, des Neoliberalismus vor allen Dingen. Insofern konnte man sagen, dass diese historische Aufgabe der Sozialdemokratie durchaus nicht von gestern ist.
Neue Mittelschicht – neue Unterschicht
Deutschlandfunk Kultur: Nun könnte man ja sagen, dass die Zersplitterung der Parteienlandschaft, wie wir sie jetzt erleben – überall haben die Parteien fast nur noch so um die 20, mal 30 Prozent –, dass das eigentlich ein Ausdruck von einer zersplitterten Gesellschaft mit sehr partikularisierten Interessen ist. – So eine einfache Erklärung, zündet die denn?
Andreas Reckwitz: Ich denke, man muss da schon einen Schritt zurücktreten. Also, wenn es darum geht zu erklären, warum die Volksparteien, und das betrifft ja nicht nur die Sozialdemokratie, sondern auch die konservativ-christdemokratischen Parteien in Europa, an Rückhalt verloren haben in den letzten Jahren, welche Gründe das sind, dann müsste man sich nochmal genauer auch den sozialstrukturellen Wandel anschauen, den kulturellen Wandel und damit auch den politischen Wandel.
Ich denke, ein wichtiger Punkt ist ja, dass wir ja schon seit den 70er, 80er Jahren eigentlich eine Erosion der klassischen Industriegesellschaft erleben – mit allen sozialstrukturellen, kulturellen Rahmenbedingungen, die diese alten Industriegesellschaften ausmachten. Und diese alten Industriegesellschaften waren natürlich der Ort, könnte man sagen, auch der Volksparteien, gerade der sozialdemokratischen Parteien, auch der konservativen Parteien.
Und wir leben also seit den 70er, 80er Jahren immer mehr in einer postindustriellen Gesellschaft. Das kann man ja auch zunächst mal rein ökonomisch nachweisen, also dass noch in der Nachkriegszeit in den USA, in Deutschland oder in England fünfzig Prozent der Bevölkerung im Industriebereich beschäftigt waren. Da kann man von der Industriegesellschaft auch in der Hinsicht sprechen, dass die industrielle Produktion auch in die Lebenswelten hinein gewirkt hat, aber dass wir seitdem, das ist ja bekannt, eine Erosion des industriellen Sektors erleben. Also, mittlerweile sind in den westlichen Gesellschaften nur noch zwanzig Prozent der Erwerbstätigen im industriellen Bereich tätig.
Aufstieg des Dienstleistungssektors
Auf der anderen Seite erleben wir eben den Aufstieg der sogenannten Dienstleistungen. Über 70 Prozent der Menschen sind im Dienstleistungsbereich beschäftigt. Aber dieser Bereich Dienstleistung, der Begriff ist ja selber jetzt erstmal sehr vage und umfasst ja auch sehr verschiedene Dinge. Wenn man genauer hinschaut, haben wir hier eigentlich zwei Segmente, ein sehr stark aufsteigendes Segment und ein eher absteigendes Segment, also ein aufsteigendes Segment, die sogenannte Wissensökonomie, die hochqualifizierten Dienstleistungen. Dahinter steckt auch die Bildungsexpansion als zentraler Faktor. Wissensökonomie und Bildungsexpansion hängen eng miteinander zusammen. Und damit haben wir dort eben auch die Entstehung einer neuen sozialen Gruppe, man könnte auch sagen, einer neuen Klasse, die man neue Mittelklasse nennen könnte, also die Gruppe der Hochqualifizierten, derjenigen mit Hochschulabschluss, die eben in der Wissensökonomie besonders beschäftigt sind, die eher auch ein aufstiegsorientiertes Lebensgefühl haben.
Und auf der anderen Seite haben wir aber auch die sogenannten einfachen Dienstleistungen. Das ist ja auch ein Wachstumsbereich, die sogenannten einfachen Dienstleistungen für niedrig Qualifizierte. Und das ist eine Gruppe, die eigentlich aus dem alten Mittelstand nach unten herausbricht. Man könnte hier auch von der Entstehung einer neuen Unterschicht sprechen. Das ist ja ein Begriff, der in der Soziologie seit einigen Jahren kursiert, also prekär Beschäftigte, die ja auch sozial deklassiert sind, die sich auch kulturell entwertet fühlen. Während die klassische Industriegesellschaft ja sehr stark sich noch als nivellierte Mittelstandsgesellschaft verstehen konnte, auch diese Struktur hatte, das ist ja ein Begriff von Helmut Schelsky, also eine relativ homogene Gesellschaft mit relativ ähnlichen Lebenslagen…
Deutschlandfunk Kultur: … und Aufstiegsmöglichkeiten.
Andreas Reckwitz: … und auch relativ ähnlichen Aufstiegsmöglichkeiten, haben wir jetzt eher eine sehr stark differenzierte und polarisierte Gesellschaft: die aufsteigende neue Mittelklasse auf der einen Seite, die eher absteigende neue Unterklasse auf der anderen Seite und dazwischen noch so etwas wie eine alte Mittelklasse oder einen alten Mittelstand. Insofern ist das nicht einfach nur eine unendliche Differenzierung der Gesellschaft in viele Kleingruppen, sondern man kann schon ein Muster erkennen, das relativ deutlich ist.
Deutschlandfunk Kultur: Ja. Nun könnte ja die Aufgabe der Volksparteien sein: Schaffe Integration innerhalb dieses ganzen Feldes. Die Unterklasse, wie Sie es sagen, könnte man wieder sozusagen nach "oben" ziehen und binden mit ihren Interessen nach Gerechtigkeit, Umverteilung und so was, ein klassisches, sagen wir linkes Potenzial. Und für die Mittelschichten könnte man sagen: Gut. Technologiestandort ist wichtig. Bildung ist richtig wichtig. Man müsste nur den hinreichenden Spagat machen. – Warum funktioniert das nicht und die Bindekräfte dieser Volksparteien scheitern?
Recht-Links-Unterscheidungen gehen verloren
Andreas Reckwitz: Also denkbar wäre das natürlich. Ich denke, dass das ja auch eine zukünftige Möglichkeit durchaus ist. Aber ich meine, jetzt ist ja die nächste Frage: Wie hat sich eigentlich diese Sozialstruktur bei der Auseinanderentwicklung, die wir uns gerade angeschaut haben, ausgewirkt auf die politischen Konfliktlinien?
Man spricht ja in der Politikwissenschaft häufig von Konfliktlinien oder "cleavages", also dass das politische Feld, auch die politischen Einstellungen in der Bevölkerung entlang bestimmter Konfliktlinien strukturiert sind. Und die klassische Konfliktlinie ist natürlich links/rechts, gewissermaßen die Unterprivilegierten auf der einen Seite, die aufsteigen wollen, die ihre Rechte einfordern, und auf der anderen Seite diejenigen, die eigentlich mit dem zufrieden sind, was sie haben, und das gerne bewahren wollen. Das ist ja die klassische Links-Rechts-Unterscheidung, auch im Sinne von Arbeit versus Kapital - Das war ja die Geburtsstunde der Sozialdemokratie – und auf der anderen Seite dann die konservativen Parteien, die einen anderen Part gewissermaßen bespielt haben.
Aber diese Links-Rechts-Unterscheidung gibt’s natürlich auch weiterhin. Die ist ja nicht verschwunden, aber sie ist im Grunde in den letzten Jahrzehnten überlagert worden durch eine neue Konfliktlinie. Und die hat auch mit der Entstehung der neuen Mittelklasse zu tun. Wir sprechen da ja auch von einer Konfliktlinie zwischen Globalisten oder Kosmopoliten einerseits und Kommunitariern auf der anderen Seite.
Deutschlandfunk Kultur: Kommunitarier in diesem Sinne sind auf die Gemeinschaft Orientierte, im Wertgefüge eher abgeschlossen und nicht geöffnet.
Andreas Reckwitz: Ja. Auf der einen Seite gibt es eben politische Einstellungen, die – man könnte sagen – sehr stark auf Öffnung setzen, also auf gesellschaftliche Öffnung, eben auch auf Globalisierung zum Beispiel, auch auf einen offenen ökonomischen Markt. Man erhofft sich von der Globalisierung etwas, und damit im Zusammenhang eben auch eine kulturelle Öffnung, also zum Beispiel auch ein Lob der Migration beispielsweise, ein Lob der kulturellen Diversität, auch eine Entfaltung von Persönlichkeitsrechten, die man einfordert. Man könnte sagen: eine im weiteren Sinne liberale Position, die sich hier bei den Globalisten entfaltet hat. Und das ist ja auch eine Position, die erstmal jenseits von Links und Rechts sich bewegt. Man könnte sagen, sie hat etwas Linkes im Sinne auch von individueller Emanzipation, die man einfordert. Sie hat aber durchaus auch etwas Wirtschaftsliberales im Sinne der Öffnung der Märkte. Das ist die eine Seite der neuen Konfliktlinie.
Die andere Seite, eben die Kommunitarier. Es gibt eben andere Milieus in der Gesellschaft, die also gerade die Globalisierung eher als ein Risiko und eine Gefahr wahrnehmen und eher auf eine Schließung oder auf eine Regulierung setzen, und zwar sowohl in wirtschaftlicher, sozialer, aber auch in kultureller Hinsicht.
Die Kommunitarier bewegen sich auch, könnte man sagen, links und rechts zugleich, also, sozialpolitisch links, gesellschaftspolitisch eher rechts. Und diese neue Konfliktlinie durchschneidet quasi diese alte Links-Rechts-Unterscheidung. Und das bedeutet natürlich für die Parteien auch eine enorme Herausforderung.
Neue gesellschaftliche Konfliktlinien
Deutschlandfunk Kultur: Und es bedeutet vor allen Dingen eine neue Herausforderung, weil diese neue Mittelschicht, die sich da formiert hat, eben den Ton angibt, könnte man geradezu sagen, die Diskurshoheit, so beschreiben Sie es in Ihrem Buch, inne hat und dadurch eben auch bestimmte Debatten dominiert, wogegen sich dann wiederum andere wehren.
Andreas Reckwitz: Ja. Also, ich denke auf jeden Fall, diese globalistische Position, die ja vielleicht erstmal ein bisschen abstrakt klingt, hat einen sozialen Träger. Die soziale Trägergruppe dieser politischen Einstellung ist schon relativ eindeutig die neue Mittelklasse, also, vor allem die Hochschulabsolventen, die in den großen Städten leben.
Ein ganz konkretes Beispiel: Wenn man sich Frankreich anschaut, und ich denke, dass diese Bewegung "En Marche" von Macron in ihrer ganzen, auch politischen Orientierung eigentlich ein Ausdruck dieser globalistischen liberalen Position ist, die einerseits etwas Linkes und gleichzeitig auch etwas Rechtes hat und die ja auch, wenn man sich die Wählerstatistiken anschaut, ganz eindeutig von der neuen Mittelklasse, also von den Hochschulabsolventen getragen wird.
Das ist natürlich auch eine Position, die jedenfalls bisher zum Beispiel in den Medien auch sehr präsent war, die auch in der Politik, in der Wirtschaft, in der Wissenschaft und wo man auch hinschaut, eher präsent war, während diese kommunitarische Position, die eher vertreten wird auch von Teilen der alten Mittelklasse, von Teilen der neuen Unterklasse, die bisher eigentlich kulturell und auch politisch nicht besonders präsent war und teilweise sicherlich auch in den Volksparteien noch vorhanden war, aber eher am Rande, und jetzt also auch populistische Parteien natürlich versuchen, sehr radikal und teilweise extremistisch diese Position jetzt in die Öffentlichkeit hinein zu transportieren.
Deutschlandfunk Kultur: Diese Position in die Öffentlichkeit hinein zu transportieren, heißt das aber auch, dass diese Öffentlichkeit als politische Öffentlichkeit in einer ganz anderen Weise existiert als sie noch vor 20 oder 30 Jahren existiert hat, also dass man sagen würde, heute herrschen eigentlich eher die Communities vor, in denen diskutiert wird, in denen Positionen hin und her gewälzt werden? Aber so etwas wie die große politische Öffentlichkeit, wo Partizipation das zentrale Motiv ist, also Teilnahme an politischen Diskursen und die Volksparteien als Mittler zwischen Bevölkerung und Staat ein wichtiger Agent waren, ähnlich wie die Kirchen oder die Gewerkschaften, dass sich das aufgelöst hat durch eben diese neue Mittelschicht, die sich da herausgebildet hat.
Digitalisierung und politische Öffentlichkeit
Andreas Reckwitz: Also, ich denke nicht, dass sich das durch die neue Mittelschicht aufgelöst hat, sondern eben noch durch andere Entwicklungen. Da sind wir natürlich bei der Digitalisierung.
Also, vorhin waren wir schon auf die Entwicklung der postindustriellen Gesellschaft, auch in der Ökonomie, eingegangen. Aber ein wichtiger Bestandteil der postindustriellen Gesellschaft ist natürlich auch die technologische Veränderung in Richtung Digitalisierung, was ja auch wirtschaftliche Folgen hat. Es hat natürlich auch, das sehen wir ja immer mehr, auch entscheidende Auswirkungen auf das, was Medien überhaupt sind und die Art und Weise, wie Individuen an den Medien teilnehmen.
Da kann man, denke ich, tatsächlich sagen, dass die Digitalisierung auch dazu führt, dass in jeder Hinsicht so was wie eine allgemeine Öffentlichkeit erodiert und es viele Partikularöffentlichkeiten gibt. Also, einfach gesagt: Auch die alte Industriegesellschaft war ja eine, in der es eine gemeinsame Öffentlichkeit in mancher Hinsicht gab, über – zum Beispiel – die großen überregionalen Zeitungen oder über das staatliche Fernsehen. Das waren ja gewissermaßen Medien, die sich an alle gewandt haben, die auch sehr hohe Einschaltquoten hatten, wo man sagen kann, die verschiedensten Milieus der Gesellschaft haben das rezipiert und hatten, könnte man sagen, eine gemeinsame Debattengrundlage.
Ich will das jetzt gar nicht verklären. Das hatte ja auch durchaus seine Schattenseiten. Es war ja auch ein gewisser Konformismus möglicherweise in den alten Medien. Und jetzt haben wir aber durch die Digitalisierung die bekannte Entstehung von Partikularöffentlichkeiten, über soziale Medien, über verschiedene Blogs, über verschiedene Gruppen, die sich im Internet versammeln. Das ist ja auch die Chance des Internets, dass sich kleine Gruppen mobilisieren lassen, dass sie einen Kommunikationsraum erhalten. Aber das bedeutet natürlich auch andererseits, dass diese gemeinsame Klammer durch die alten Medien, an denen alle teilgenommen haben, erodiert.
Also, wenn man sieht, dass auch jüngere Leute immer weniger – es gab jetzt eine neue Statistik – die alten Tageszeitungen lesen oder das staatliche Fernsehen schauen, sondern dass sie zum Beispiel ihre Nachrichten über die sozialen Medien bekommen. Und die sind ja auf sie selbst zugeschnitten. Sie haben ja dann entschieden, was sie lesen wollen oder was sie interessiert, und dann bekommen sie eben über ihren Newsfeed nur eben die Nachrichten, die sie interessieren. Und so kann sich dann jeder sein individuelles Weltbild zusammenbauen.
Deutschlandfunk Kultur: Treten wir da in eine Phase ein, die Colin Crouch im Hinblick auf die Medialisierung des Politischen mal Postdemokratie genannt hat?
Andreas Reckwitz: Also, der Begriff Postdemokratie hat ja auch noch mehrere Element. Wenn ich das richtig sehe, hat Crouch sich ja auch vor allem darauf bezogen, dass zum Beispiel exekutive Funktionen sich immer mehr von der Legislative loslösen und also gar keine parlamentarische Entscheidung mehr stattfindet, die Exekutive für sich in der Krisensituation entscheidet. Das hatten wir ja auch in den letzten Jahren häufig, zum Beispiel bei der Finanzkrise.
Aber tatsächlich würde ich sagen, auch was diese Entwicklung der Öffentlichkeiten angeht, besteht natürlich die Gefahr einer Postdemokratie. Zumindest, wenn wir davon ausgehen, dass Demokratie in diesem normativen Sinne, wie das Habermas zum Beispiel in Bezug auf die Öffentlichkeit "deliberative" Demokratie genannt hat, einen gemeinsamen Kommunikationsraum voraussetzt, in dem dann natürlich auch Dissens artikuliert wird, aber zumindest dieser gemeinsame Kommunikationsraum da sein muss.
Da kann man sich natürlich fragen, ob und inwiefern dieser gemeinsame Kommunikationsraum nicht doch immer mehr erodiert.
Die Politik des Besonderen
Deutschlandfunk Kultur: Sie schreiben in Ihrem Buch: "In der Spätmoderne", also der Zeit, in der wir jetzt leben, "wird die Politik des Allgemeinen mehr und mehr von einer Politik des Besonderen abgelöst." Was heißt denn das genau?
Andreas Reckwitz: Das ist ja meine generelle These auch in dem Buch, dass wir in verschiedensten Bereichen der Gesellschaft eigentlich, man könnte sagen, ein Ersetzen von zentralen Kriterien haben, also, dass diese Orientierung am Besonderen, am Einzigartigen, man könnte auch sagen Individuellen, gewissermaßen immer stärker wird und dass diese Kriterien des Allgemeinen, die also in der alten Industriegesellschaft ja sehr stark waren, also von der Industrieproduktion bis hin zu den Volksparteien, erodieren.
Und diese Orientierung am Besonderen, wenn man genauer hinschaut, betrifft eben nicht nur die Wirtschaft, betrifft nicht nur die Lebensstile oder die Medien, sondern betrifft eben auch das politische Feld, und zwar auf verschiedensten Ebenen. Ein Punkt, den wir ja auch schon erwähnt hatten, ist die Ausdifferenzierung des Parteiensystems. Also, wenn man sich Länder anschaut wie die Niederlande oder Dänemark, da ist es ja noch extremer, also, die Aufsplitterung in viele, viele kleine Parteien, die dann auf ihre Art und Weise, wenn man so will, singulär sind, die also ein besonderes Profil haben und ein besonderes Milieu adressieren. Also, da haben wir, könnte man sagen, eine Singularisierung des Parteiensystems.
Ein neuer Liberalismus entsteht
Aber auch, wenn man sich die politischen Inhalte anschaut, kann man sagen, die klassische Industriegesellschaft war ja eine, in der zum Beispiel der Staat eine relativ starke Position hatte und sowas wie ökonomische Regulierung oder ökonomische Rahmenbedingungen versuchte, gestützt gerade auch durch die Sozialdemokratie, aber auch durch die christdemokratischen Parteien. Während wir in der in der Spätmoderne seit den 80er Jahren immer mehr eine Politik oder auch politische Inhalte sehen, die sich durchsetzen, wo es nicht so sehr um die Sicherung von Allgemeinheit geht, sondern eher um die Markierung von Differenz.
Das klingt jetzt etwas abstrakt, aber man kann diese Besonderheit von Markierung von Differenzen auf zwei Ebenen sehen. Einmal natürlich in dem, was man Neoliberalismus nennt. Neoliberale Wirtschaftspolitik hat sich seit den 80ern durchgesetzt, wurde auch von allen Parteien letztlich im Westen unterstützt. Und man könnte sagen, der Neoliberalismus ist eine wettbewerbsorientierte Politik. Es geht immer darum, letztlich Differenzen zu setzen. Es geht nicht darum, allgemeine Strukturen zu installieren, sondern immer darum, einen Unterschied zu setzen. Zum Beispiel, dass Schule A besser ist als Schule B oder dass die Stadt A ein Alleinstellungsmerkmal entwickelt und damit zum Beispiel Investoren auf sich zieht und damit besser ist als B. Also es geht eigentlich immer darum, Differenzen zu markieren.
Deutschlandfunk Kultur: Und dass der eigene Lebenslauf besser ist als der des Konkurrenten.
Andreas Reckwitz: Genau. Am Ende kann man es auch auf die Lebensstile selber beziehen. Aber ich denke, gerade diese Wettbewerbsorientierung setzt ja erstmal immer auf Differenzen, natürlich immer in der Hoffnung, dass es am Ende allen dadurch besser geht. Aber das ist ja eine sehr trügerische Hoffnung. Also erstmal geht’s um Markierung von Differenz.
Diese Markierung von Differenz spielt natürlich auch auf der gesellschaftspolitischen Ebene eine Rolle auch in der linksliberalen Politik, wenn wir uns die USA beispielsweise anschauen: die große Rolle, die dort die Identitätspolitik spielt, auch gerade auf der amerikanischen Linken in den letzten Jahrzehnten, wo es zum Beispiel darum geht, auch die besonderen Merkmale bestimmter Bevölkerungsgruppen, bestimmter ethnischer Gruppen zum Beispiel zu respektieren, dafür Anerkennung zu mobilisieren. Auch da kann man sagen, geht es ja um Differenz, um Differenzen zwischen verschiedenen Gruppen.
Chancen und Risiken der Deregulierung
Insofern haben wir hier eigentlich ein Lob der Differenz in den letzten Jahrzehnten, was ich auch erstmal überhaupt nicht negativ beurteilen will. Das hat ja auch viele Vorzüge gegenüber sehr konformistischer Politik, auch der sehr massenorientierten Politik der Industriegesellschaft. Aber wir sehen jetzt natürlich, dass die Orientierung an Differenz andererseits bedeutet, dass gerade diese Regulierung es Allgemeinen in vieler Hinsicht in den Hintergrund tritt. Also, denken Sie an so was, was jetzt auch beklagt wird, wie die Vernachlässigung der allgemeinen Infrastruktur, dass so was wie Verkehrswege, die ja von allen genutzt werden, oder Schulen, die von allen genutzt werden, nicht im Zentrum der neoliberalen Politik der letzten Jahrzehnte stand und dass insofern diese allgemeinen Infrastrukturen teilweise auch in einem sehr schlechten Zustand sind.
Deutschlandfunk Kultur: Das könnte man jetzt sozusagen aus einer linken Perspektive beklagen. Meine Frage ist: Wie ist es denn eigentlich dazu gekommen, dieses Lob der Differenz so auszubilden, dass man sagt, okay, die Deregulierung an der Stelle nehme ich sogar in Kauf? Das ist jetzt quasi auch eine Kultur der Singularität, würden Sie wahrscheinlich sagen, geworden.
Andreas Reckwitz: Also, der Hintergrund ist der: Man könnte das natürlich auch versuchen alles wirtschaftspolitisch oder ökonomisch zu erklären, die Wirtschaftskrise der 70er Jahre, die dann ja auch den Neoliberalismus hervorgebracht hat als Reaktion. Aber man kann das durchaus auch in einem allgemeinen und kulturellen Rahmen sehen. Das wäre mir auch wichtig.
Ich denke, dass wir eigentlich ja seit den 80ern auch eine kulturelle Transformation haben, dass in vieler Hinsicht, jetzt sage ich es mal etwas platt, Regulierung Einschränkung bedeutet, dass wir eigentlich die Vorstellung haben, Regulierung bedeutet, dass Möglichkeiten eingeschränkt werden. Und dahinter steckt natürlich auch die Vorstellung, dass es doch eigentlich darum gehen muss, so was wie individuelle Freiheit oder auch individuelle Selbstverwirklichung zu fördern und zu ermöglichen.
Dann sind Regulierungen immer lästig, sowohl auf der kulturellen Ebene, also der kulturelle Konformismus, der von allen das Gleiche erwartet, aber vielleicht auch ökonomische Regulierung, die zum Beispiel das Unternehmerische oder den Geist des Unternehmerischen einschränkt. Wir haben ja seit den 80er eine große auch Kultur des Unternehmerischen. Das war ja vorher überhaupt nicht Fall, also erfahren der Unternehmer oder das unternehmerische Handeln eine positive Prämierung.
Insofern, Regulierung betrachtet man eher als Einschränkung. Dahinter steckt sicherlich auch der Wertewandel gerade wieder in der neuen Mittelklasse. Den Wertewandel kann man ja auch empirisch sehr gut nachweisen seit den 70er, 80er Jahren, also weg von den sogenannten Pflicht- und Akzeptanzwerten hin zu den sogenannten Selbstentfaltungswerten. Und die Selbstentfaltung setzt eben auf Liberalisierung, also auf Befreiung. Das erscheint positiv. Das ist dann ein ganz wichtiger kultureller Hintergrund auch dieser politischen Transformation.
Deutschlandfunk Kultur: Und vor diesem kulturellen Hintergrund lassen sich eben diese beiden Spielarten der Deregulierung, also im Bereich der Wettbewerbsstaaten, der wirtschaftlichen Deregulierung auf der einen Seite lesen, auf der anderen Seite als etwas, was da eigentlich gar nicht zu dieser Art von liberaler Welt dazu gehört, nämlich die Deregulierung des Sozialen, also die Einebnung von Geschlechterdifferenzen, von sexuellen Präferenzen usw. usw.
Andreas Reckwitz: Genau. Ich denke, das ist wirklich vielleicht ein bisschen überraschend – auch und auch für die Beteiligten ja häufig überraschend, weil die Neoliberalen gar nichts mit den Linksliberalen zu tun haben wollen und umgekehrt ja noch weniger.
Deutschlandfunk Kultur: Das ist so, als würde man die FDP und die Grünen in einen Kasten setzen, was ja schon bei Jamaika nicht besonders gut geklappt hat.
Andreas Reckwitz: Ja. Aber ich denke, wenn man eben jetzt eine etwas größere Distanz einnimmt, und das wäre ja auch gerade die soziologische Aufgabe, und das historisch vergleicht, sieht man eben, dass das zwei Versionen einer übergreifenden Tendenz der Liberalisierung und Öffnung und Deregulierung sind.
Um nochmal ein ganz anderes Beispiel zu nehmen: Wenn man sich zum Beispiel auch die Theorielandschaft anschaut, auch in der Philosophie, dass ein Autor wie Gilles Deleuze in den 70ern, der ja sicherlich ein linksanarchistischer Autor war, der also sehr stark auch so ein Lob der Differenzmarkierung, der Befreiung, der Öffnung der Machtapparate usw. propagiert hat und insofern ja auch in vieler Hinsicht so eine Art Impuls für den Linksliberalismus darstellt. Auf der anderen Seite gibt es ja Interpreten, die mittlerweile sagen: Na ja, aber diese Weltanschauung Deleuze hat auch den Neoliberalismus und die Expansion des Kapitalismus gefördert. Das wollte natürlich Deleuze überhaupt nicht.
Aber gerade diese Kultur der Deregulierung und des Zerbrechens von bürokratischen Strukturen usw., was ja dahinter steckte, ist etwas, was dann auch den Wettbewerbsstaat und das Einreißen von ökonomischen Regulierungen letztlich gefördert hat.
Diskurshoheit der neuen Mittelklasse
Deutschlandfunk Kultur: Wenn so diese neue Form des Liberalismus, verankert in der neuen Mittelschicht, die sich wiederum abgrenzt von der klassischen Mittelschicht und der Unterschicht, ein Knotenpunkt ist, also: neue Mittelschicht und eine bestimmte Form des Liberalismus – was bedeutet das denn für das politische Feld im Ganzen?
Dann ist ja tatsächlich die Unterschicht abgekoppelt, sehnt sich nach wieder Orientierung, Gemeinschaft, religiösem Fundamentalismus. All das könnte ja hier rein kommen, Rechtspopulismus .....
Andreas Reckwitz: Also, die Gefahr besteht, dass dieser kommunitarische Pol in der politischen Einstellung, dass der irgendwo heimatlos wird und dass der dann gewissermaßen Ausdruck findet in solchen extremen Positionen und Gruppen, zum Beispiel im religiösen Fundamentalismus oder im Rechtspopulismus, wo es ja sehr stark darum geht, eben besonders mit In-Group-, Out-Group-Unterscheidung zu arbeiten.
Deutschlandfunk Kultur: Identitätspolitik!
Andreas Reckwitz: Genau. Also, Identitätspolitik anderer Art, gewissermaßen der Alleinvertretungsanspruch einer bestimmten religiösen Gruppe oder eines Volkes usw.
Das ist natürlich eine Möglichkeit. Und wir sehen ja auch, dass diese Möglichkeit jetzt entstanden ist. Aber auf der anderen Seite muss man ja auch sagen, dass es ja mittlerweile auch eine Selbstkritik des Liberalismus gibt. Dass gewissermaßen diese starke Deregulierung sowohl des Ökonomischen als auch des Kulturellen auch negative Nebenfolgen hat, das wird ja immer mehr bewusst. Das wird ja auch in der öffentlichen Diskussion immer mehr bewusst.
Die Kritik am Neoliberalismus haben wir jetzt schon seit ein paar Jahren, so dass man sieht, dieser Wettbewerbsstaat hat eben auch enorme negative Folgen gebracht, was soziale Ungleichheit zum Beispiel angeht. Und wir sehen ja mittlerweile auch, dass zum Beispiel auch möglicherweise eine sehr starke kulturelle Deregulierung auch ihre Folgen hat, nämlich dass zum Beispiel so was wie allgemeingültige Normen, die ja vielleicht für alle gelten sollten, also zivile Standards, die eigentlich von allen respektiert werden sollten, dass das gar nicht mehr gilt und dass das vielleicht auch wieder gestärkt werden müsste.
Da spielt dann auch wieder der Staat natürlich eine Rolle, also der Staat, der in den letzten Jahrzehnten sehr stark in den Hintergrund gerückt ist oder auch sehr stark abgebaut oder sehr stark kritisiert wurde, bekommt jetzt gewissermaßen fast im Hegelschen Sinne als Sachwalter des Allgemeinen doch wieder eine wichtigere Rolle.
Öffentlichkeit und der Raum des Politischen
Deutschlandfunk Kultur: Ja, und die Volksparteien damit in gewisser Weise ja auch. Peer Steinbrück hat in dieser Woche gerade ein Buch geschrieben, wo er das Elend der Sozialdemokratie umkreist und hat dort, wahrscheinlich überraschend für seine Partei und seine Genossen, gefordert, dass man die Debatte zum Beispiel um die Leitkultur, und da geht es ja tatsächlich um Werte, um Bindungen, die jetzt nicht gerade in die ganz große Abgrenzungslogik reinfallen, aber auch nicht in die soziale Deregulierung fallen, dass man diese Debatte nicht den Konservativen, den Populisten überlassen dürfe, sondern man müsse sie sozialdemokratisch führen.
Andreas Reckwitz: Ich meine, mir ist ein bisschen unbehaglich mit dem Begriff der Leitkultur. Aber ganz gerne würde ich natürlich sagen, die Debatte über normative Mindeststandards, also zivile Normen, die eigentlich für alle gelten sollten, diese Debatte sollte auch geführt werden.
Ich meine auch, dass sie auf der Linken geführt werden sollte und nicht nur bei den Konservativen. Aber ich denke eigentlich, dass es schon wichtig ist, eben immer beide Seiten zusammen zu sehen, also einmal das Sozial-Ökonomische und das Kulturelle. Es besteht immer das Problem, auch wenn man sich die politische Debatte anschaut oder wenn ich sie mir anschaue, dass das eine gegen das andere ausgespielt wird.
Man setzt sehr stark auf sozialökonomische Gleichheit oder neue Regulierung und vernachlässigt das Kulturelle. Das wäre also eine klassisch linke Position. Oder aber umgekehrt, man setzt sehr stark nur auf Kultur oder Leitkultur und vernachlässigt die sozial-ökonomischen Ungleichheiten und Deklassierungen, die sich ja beobachten lassen.
Dieses Pingpong-Spiel könnte man unendlich weiter spielen, aber ich glaube, dass das nicht produktiv ist. Also, man müsste eigentlich sehen, dass schon diese beiden Ebenen, die sozial-ökonomische und die kulturelle und die Frage nach dem Allgemeinen eigentlich auf beiden Ebenen eine Rolle spielen.
Schock nach der Trump-Wahl
Deutschlandfunk Kultur: Wie kann man denn wenigstens auf einer, sagen wir, eher provisorischen Ebene dieses Allgemeine nun wieder zurückgewinnen aus der Sicht des Staates, der politischen Öffentlichkeit und vielleicht der Volksparteien?
Andreas Reckwitz: Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich kann Ihnen darauf auch keine Antwort geben. Ich denke, dass das wirklich unsere gemeinsame Aufgabe ist, darüber nachzudenken, was es auch für institutionelle Formate geben kann. Darauf kommt es ja auch an. Welche Institutionen gibt es oder welche sozialen Räume gibt es, in denen also einerseits zum Beispiel unterschiedliche Milieus auch aufeinandertreffen, und zwar nicht jetzt konfrontativ aufeinander stoßen, sondern auch so aufeinander treffen, dass da ein Diskurs beginnen kann? Oder wo sind auch Räume, in denen so was wie allgemeine Regeln eine Rolle spielen?
Natürlich könnte man jetzt klassischerweise an Bildungsinstitutionen denken, also an die Schulen usw. Das ist sicherlich ein Ort, an dem es ja eigentlich darum gehen müsste, zum Beispiel kulturelle Normen einzutrainieren.
Natürlich könnte man sich auch fragen, ob nicht die Volksparteien in der Hinsicht dann eigentlich sogar sehr notwendig wären und eine wichtige Rolle spielen könnten, also auch wiederum die SPD, aber andererseits auch CDU und CSU, nämlich als ein politischer Raum, in dem verschiedene Milieus aufeinandertreffen sollten. Aber natürlich, wir haben ja eine sehr hohe Akademisierungsquote mittlerweile auch bei den Parteimitgliedern. Es ist sehr die Frage, ob das im Moment stattfindet. Aber da müsste es vielleicht auch Aktivitäten geben, auch die unterschiedlichen Milieus in die Parteien eigentlich hineinzubringen.
Deutschlandfunk Kultur: Und wie kann man die da reinbringen, wenn man jetzt schaut, wie überaltert die Parteien sind? Also, ich glaube, zum Beispiel in der SPD sind 75 Prozent die älter als fünfzig Jahre bei den Parteimitgliedern. Und das ist eigentlich nicht die neue Mittelklasse, die sich da herausprofiliert hat. Wie bekommt man die wieder in den Raum des Politischen, in den Raum des Engagements vielleicht sogar?
Andreas Reckwitz: Das ist eine ganz schwierige Frage. Erstmal, ich wäre im Moment gar nicht so pessimistisch, was die Bereitschaft zum politischen Engagement angeht. Ich denke, dass gerade auch nach den politischen Verwerfungen der letzten Jahre, wenn man an die Trump-Wahl zum Beispiel denkt, dass doch da viele Leute doch schockiert sind und sehen, also, wir können uns nicht einfach so politisch rausnehmen, sondern sollten uns doch vielleicht wieder stärker politisch einbringen. Auch die SPD hatte ja nicht nur nach der Wahl von Martin Schulz, sondern auch in diesem Jahr wieder eine Eintrittswelle. Das ist ja eher ein Zeichen dafür, es gibt doch offenbar die Bereitschaft auch, sich wieder ins Politische einzubringen.
Also, ich denke, die eigentliche Herausforderung wäre wohl wirklich, wenn man sieht, wie stark auch im Internet ja teilweise in sehr aggressiver Weise politisch kommentiert wird, da kann man natürlich auch sagen, okay, das sind aber auch eher Personen, frei flottierend, die ja irgendwie ein sehr starkes politisches Interesse haben, aber sich im Moment eher sehr destruktiv in diese kommunikativen Kanäle des Internets hinein flüchten und sich nicht wirklich politisch artikulieren.
Also, das ist die Frage, ob es da Möglichkeiten gäbe, teilweise auch diesen Protest oder auch den Verdruss, den es da gibt, politisch umzusetzen und zu kanalisieren.