"Es hat ein Bankraub von innen stattgefunden"
Was für ein Einstand: Der neue Chef der Deutschen Bank John Cryan will künftig mit gut 25.000 Stellen weniger auskommen. Dokumentarfilmer Andres Veiel sieht die Schuld aber bei den Investmentbankern. Unverantwortliche Boni-Zahlungen hätten die Bank ruiniert.
Einfacher und effizienter - so stellt sich der neue Chef der Deutschen Bank die Zukunft seines Unternehmens vor. Damit fängt er gleich schon mal in: Cryan will die Belegschaft radikal ausdünnen und künftig konzernweit mit gut 25.000 Stellen weniger auskommen. Im eigenen Haus werden 9000 Arbeitsplätze abgebaut, 4000 davon in Deutschland.
Filialen sollen geschlossen, Geschäftsbeteiligungen wie an der Postbank verkauft werden. Aus zehn Auslandsmärkten zieht sich die Deutsche Bank komplett zurück, auch im Investmentbanking stellt die Bank etliche Handelsgeschäfte ein. Selbst den Aktionären verlangt der Vorstand einiges ab: Die Dividende für 2015 und 2016 fällt aus - erstmals in der Nachkriegsgeschichte.
"Kurzfristig um jeden Preis Rendite erwirtschaften"
Der Niedergang der Deutschen Bank habe jedoch schon früher begonnen, sagt der Dokumentarfilmer Andres Veiel. Der Druck war "schon in den 90er-Jahren sehr stark, mitzuhalten bei dem Investmentbanking", so Veiel. Die Haltung, "kurzfristig um jeden Preis Rendite zu erwirtschaften" habe dazu geführt, dass ein "Bankraub von innen stattgefunden hat".
Den Investmentbanker sei immer mehr Macht zugefallen, ohne dass sie Verantwortung für ihr Handeln übernommen hätten, so Veiel. Sie hätten "die Bank mehr und mehr von innen ausgeraubt, durch Boni-Zahlungen, die - wie man jetzt in der Bilanz sieht - wesentlich höher waren, einschließlich der Strafzahlungen, als der Gewinn der Bank. Das heißt, die Bank ist immer stärker in Schieflage gekommen".
Die Missstände wurden nie öffentlich, da leitende Manager durch "ein ganz fein austariertes System von Privilegien und Sanktionen" mundtot gemacht würden. Die Strukturen seien vergleichbar mit denen eines Schweigekartells, so Veiel.