Andy Warhols weiblicher Spiegel
Die junge Edie Sedgwick wurde Andy Warhols erster Superstar der Gegenkultur. Mit der charismatischen Frau, die er sich als sein schönes Spiegelbild erkor, drehte er Filme wie "Poor Little Rich Girl" und "Vinyl". Am 80. Geburtstag des Pop-Art-Künstlers startet der Film "Factory Girl" in unseren Kinos. Edie Sedgwick wird dabei von Sienna Miller gespielt.
Szene aus "Factory Girl": " Edie, das hier ist Andy. / Hi. / Sie kennenzulernen ist einfach unglaublich. Ich finde, Sie sind einfach ein Genie. Niemand macht im Augenblick etwas wie Sie, und das allein ist schon ein Zeichen von Brillanz. Denken Sie nicht? "
Sie sieht blendend aus, und sie entstammt einer wohlhabenden und traditionsreichen Familie in New England. Doch Edie Sedgwick will raus aus der Provinz, sie will etwas erleben. 1964 zieht die 21jährige nach Manhattan und taucht ein in die Partyszene. Dort begegnet sie Andy Warhol.
Aus "Factory Girl": " Ist das DER Andy Warhol? / Möchtest du ihn kennenlernen? / Natürlich. "
Andy Warhol ist zu diesem Zeitpunkt bereits die Ikone der Pop-Art. In seiner gerade neu gegründeten Factory tummeln sich die bizarrsten Typen der sechziger Jahre: junge, psychisch labile Menschen, die sich mit Amphetaminen bei Laune halten und davon träumen, bedeutend zu sein. Warhol mittendrin. Er hält die Kamera drauf, schenkt seiner verrückten Entourage das, was sie am meisten braucht: Aufmerksamkeit. Fieberhaft ist er dabei auf der Suche nach einer Muse – und meint nun, sie in dieser Edie Sedgwick gefunden zu haben.
Aus "Factory Girl": " Ich fände es großartig, wenn Sie in einem meiner Filme mitspielen würden. / Was müsste ich denn tun in einem Ihrer Filme? / Seien Sie einfach Sie selbst. / Ja, aber welches? / Sie sind der Boss, meine Liebe. "
Der 43-jährige amerikanische Regisseur George Hickenlooper hat die Geschichte von Edie Sedgwick und ihrer Begegnung mit Andy Warhol jetzt verfilmt. Sie wollte geliebt werden, erklärt Hickenlooper, sie wollte angehimmelt werden. Und Andy tat ihr den Gefallen - im eigenen Interesse. Die Leute sollten auf seine Partys kommen, seine Filme sehen. Und dazu brauchte er einen Superstar, etwas Hübsches zum Anschauen. Edie war da genau die Richtige.
"Factory Girl" nennt der Regisseur seinen Film über die charismatische junge Frau, die Andy Warhol sich als sein schönes Spiegelbild erkor. Er drehte mit ihr die Filme "Poor Little Rich Girl" und "Vinyl" und rückte Edie Sedgwick damit ins Epizentrum der New Yorker Künstlerszene. Sie wurde sein erster Superstar der Gegenkultur, fortan dominiert von Ruhm, Sex und Drogen. – Im Film lernt Edie dann – abseits der Factory - einen jungen Musiker kennen …
Aus "Factory Girl": " Ich war nicht interessiert an ihm, weil er berühmt war. Er war schließlich nicht der erste berühmte Mensch, den ich getroffen hatte. Aber er war einfach so anders … "
Dieser rebellische und näselnde Sänger und Songschreiber weist hier nicht ohne Absicht starke Ähnlichkeiten mit Bob Dylan auf. Tatsächlich hatte sich auch die echte Edie mit Dylan angefreundet. Dass sie sich ineinander verlieben, bleibt eine Spekulation, die im Film dazu führt, dass Edie plötzlich zwischen den beiden berühmten Männern steht.
Aus "Factory Girl": " Sag mir, warum wollen alle diese Typen ein Vermögen für eine Suppendose ausgeben? / Du musst versuchen, unter die Oberfläche zu sehen, verstehst du? / Bin ich vielleicht bescheuert? / Findest du das nicht beeindruckend? Nicht mal ein ganz kleines bisschen? "
Auf diese Weise stilisiert George Hickenlooper in seinem Film eine Fehde zwischen dem Dylan- und dem Warhol-Clan, zeichnet einen Riss in der Popkultur zwischen künstlerischem Aussteigertum und politischem Engagement. Und er macht Edie Sedgwick damit letztlich zu einem etwas hilflos naiv wirkenden Opfer, das zwischen diesen Fronten aufgerieben wird.
Aus "Factory Girl": " Die ganze Welt geht irgendwie zugrunde, und dieser Mann macht Kunst aus Abfall. / Es mag ja stimmen, dass die Welt zugrunde geht. Aber das bedeutet nicht, dass wir zynisch werden müssen. / Du glaubst, alles läuft so, wie du es willst, nicht wahr? Aber da drin ist es so leer wie in den Suppendosen deines Freundes. Wir sehen uns, Superstar…! "
Hinter der schönen Fassade von Edie Sedgwick, so erzählt uns der Film, steckt eine sehr sensible und fragile Frau, und ihre Fassade beginnt zu bröckeln. Wachsende Einsamkeit, Drogen und Magersucht führen schließlich zum sozialen Abstieg.
Die dramaturgischen Kniffe, die Regisseur Hickenlooper für seine Geschichte ersann, mögen der wirklichen Edie nicht immer gerecht werden. Wie das oft so ist, wenn ein Film versucht, dem wirklichen Leben ein bisschen mehr Spannung und eine Botschaft abzugewinnen. Dabei ist George Hickenlooper eigentlich Dokumentarfilmer. Und tatsächlich erweckt seine Kamera den Eindruck, als wäre man immer hautnah am Geschehen. Dieser Trick verleiht dem Film einerseits etwas Oberflächliches, denn er gewinnt nie genug Distanz für einen Augenblick kritischer Reflexion. Andererseits entspricht genau das dem Lebensstil dieser Kunstwelt, und der Film gewinnt gerade daraus seine Authentizität und Spannung.
"Factory Girl" ist ein ebenso unspektakulärer wie eindringlicher Film geworden, mit brillanten Schauspielern. Allen voran Sienna Miller, die Edie Sedgwick glaubhaft und bis zur Selbstaufgabe verkörpert, und Guy Pearce als verstörter, glitschiger und doch irgendwie magischer Andy Warhol. Dem Zuschauer wiederum werden faszinierende Blicke hinter die Mauern jener legendären Factory gewährt – in ein Milieu, in dem für gegenseitige Rücksichtnahme und wahre Emotionen kaum Raum blieb. Zu groß war das Verlangen nach Selbstinszenierung, zu groß der Hunger nach ständiger Aufmerksamkeit. Und das ganz im Sinne des Meisters selbst: Kunst ist Entertainment. Es soll den Leuten gefallen – und sie gut aussehen lassen, oder?
Andy Warhol: " I think that's what art is. It's entertainment, pleasing people. And making people look pretty. "
Sie sieht blendend aus, und sie entstammt einer wohlhabenden und traditionsreichen Familie in New England. Doch Edie Sedgwick will raus aus der Provinz, sie will etwas erleben. 1964 zieht die 21jährige nach Manhattan und taucht ein in die Partyszene. Dort begegnet sie Andy Warhol.
Aus "Factory Girl": " Ist das DER Andy Warhol? / Möchtest du ihn kennenlernen? / Natürlich. "
Andy Warhol ist zu diesem Zeitpunkt bereits die Ikone der Pop-Art. In seiner gerade neu gegründeten Factory tummeln sich die bizarrsten Typen der sechziger Jahre: junge, psychisch labile Menschen, die sich mit Amphetaminen bei Laune halten und davon träumen, bedeutend zu sein. Warhol mittendrin. Er hält die Kamera drauf, schenkt seiner verrückten Entourage das, was sie am meisten braucht: Aufmerksamkeit. Fieberhaft ist er dabei auf der Suche nach einer Muse – und meint nun, sie in dieser Edie Sedgwick gefunden zu haben.
Aus "Factory Girl": " Ich fände es großartig, wenn Sie in einem meiner Filme mitspielen würden. / Was müsste ich denn tun in einem Ihrer Filme? / Seien Sie einfach Sie selbst. / Ja, aber welches? / Sie sind der Boss, meine Liebe. "
Der 43-jährige amerikanische Regisseur George Hickenlooper hat die Geschichte von Edie Sedgwick und ihrer Begegnung mit Andy Warhol jetzt verfilmt. Sie wollte geliebt werden, erklärt Hickenlooper, sie wollte angehimmelt werden. Und Andy tat ihr den Gefallen - im eigenen Interesse. Die Leute sollten auf seine Partys kommen, seine Filme sehen. Und dazu brauchte er einen Superstar, etwas Hübsches zum Anschauen. Edie war da genau die Richtige.
"Factory Girl" nennt der Regisseur seinen Film über die charismatische junge Frau, die Andy Warhol sich als sein schönes Spiegelbild erkor. Er drehte mit ihr die Filme "Poor Little Rich Girl" und "Vinyl" und rückte Edie Sedgwick damit ins Epizentrum der New Yorker Künstlerszene. Sie wurde sein erster Superstar der Gegenkultur, fortan dominiert von Ruhm, Sex und Drogen. – Im Film lernt Edie dann – abseits der Factory - einen jungen Musiker kennen …
Aus "Factory Girl": " Ich war nicht interessiert an ihm, weil er berühmt war. Er war schließlich nicht der erste berühmte Mensch, den ich getroffen hatte. Aber er war einfach so anders … "
Dieser rebellische und näselnde Sänger und Songschreiber weist hier nicht ohne Absicht starke Ähnlichkeiten mit Bob Dylan auf. Tatsächlich hatte sich auch die echte Edie mit Dylan angefreundet. Dass sie sich ineinander verlieben, bleibt eine Spekulation, die im Film dazu führt, dass Edie plötzlich zwischen den beiden berühmten Männern steht.
Aus "Factory Girl": " Sag mir, warum wollen alle diese Typen ein Vermögen für eine Suppendose ausgeben? / Du musst versuchen, unter die Oberfläche zu sehen, verstehst du? / Bin ich vielleicht bescheuert? / Findest du das nicht beeindruckend? Nicht mal ein ganz kleines bisschen? "
Auf diese Weise stilisiert George Hickenlooper in seinem Film eine Fehde zwischen dem Dylan- und dem Warhol-Clan, zeichnet einen Riss in der Popkultur zwischen künstlerischem Aussteigertum und politischem Engagement. Und er macht Edie Sedgwick damit letztlich zu einem etwas hilflos naiv wirkenden Opfer, das zwischen diesen Fronten aufgerieben wird.
Aus "Factory Girl": " Die ganze Welt geht irgendwie zugrunde, und dieser Mann macht Kunst aus Abfall. / Es mag ja stimmen, dass die Welt zugrunde geht. Aber das bedeutet nicht, dass wir zynisch werden müssen. / Du glaubst, alles läuft so, wie du es willst, nicht wahr? Aber da drin ist es so leer wie in den Suppendosen deines Freundes. Wir sehen uns, Superstar…! "
Hinter der schönen Fassade von Edie Sedgwick, so erzählt uns der Film, steckt eine sehr sensible und fragile Frau, und ihre Fassade beginnt zu bröckeln. Wachsende Einsamkeit, Drogen und Magersucht führen schließlich zum sozialen Abstieg.
Die dramaturgischen Kniffe, die Regisseur Hickenlooper für seine Geschichte ersann, mögen der wirklichen Edie nicht immer gerecht werden. Wie das oft so ist, wenn ein Film versucht, dem wirklichen Leben ein bisschen mehr Spannung und eine Botschaft abzugewinnen. Dabei ist George Hickenlooper eigentlich Dokumentarfilmer. Und tatsächlich erweckt seine Kamera den Eindruck, als wäre man immer hautnah am Geschehen. Dieser Trick verleiht dem Film einerseits etwas Oberflächliches, denn er gewinnt nie genug Distanz für einen Augenblick kritischer Reflexion. Andererseits entspricht genau das dem Lebensstil dieser Kunstwelt, und der Film gewinnt gerade daraus seine Authentizität und Spannung.
"Factory Girl" ist ein ebenso unspektakulärer wie eindringlicher Film geworden, mit brillanten Schauspielern. Allen voran Sienna Miller, die Edie Sedgwick glaubhaft und bis zur Selbstaufgabe verkörpert, und Guy Pearce als verstörter, glitschiger und doch irgendwie magischer Andy Warhol. Dem Zuschauer wiederum werden faszinierende Blicke hinter die Mauern jener legendären Factory gewährt – in ein Milieu, in dem für gegenseitige Rücksichtnahme und wahre Emotionen kaum Raum blieb. Zu groß war das Verlangen nach Selbstinszenierung, zu groß der Hunger nach ständiger Aufmerksamkeit. Und das ganz im Sinne des Meisters selbst: Kunst ist Entertainment. Es soll den Leuten gefallen – und sie gut aussehen lassen, oder?
Andy Warhol: " I think that's what art is. It's entertainment, pleasing people. And making people look pretty. "