Andy Weir: "Der Marsianer"

Robinsonade auf dem roten Planeten

Mount Sharp auf dem Mars. Aufnahme des Curiosity-Fahrzeugs.
Mount Sharp auf dem Mars. Aufnahme des Curiosity-Fahrzeugs. © picture alliance / dpa / NASA
Von Elena Gorgis |
Diese Woche kommt "Der Marsianer" von Ridley Scott in die Kinos. Die Vorlage lieferte Andy Weir mit dem gleichnamigen Roman. Darin zeigt er den Überlebenskampf eines Astronauten auf dem Mars. Den Text veröffentliche er zunächst auf seiner Website und baute Leserkorrekturen mit ein.
Literarisch hat Andy Weir den Teller natürlich nicht neu erfunden. Er erzählt die Robinson-Crusoe-Geschichte noch einmal neu: Der Astronaut Mark Watney wird bei einer Mars-Mission von seinen Kollegen in der lebensfeindlichen Einöde des roten Planeten zurückgelassen, weil sie ihn für tot halten. Mit dem, was sie zurückgelassen haben, versucht er zu überleben, bis irgendwann Hilfe kommt.
Die Technik ist unvollständig, der Proviant zu knapp, Kommunikation zur Erde: Fehlanzeige. Watney kann also den Kopf in den Mars-Sand stecken oder er muss sich etwas einfallen lassen.
MacGyver der Raumfahrt
Mit diesem Ausgangsszenario ist der Grundstein für ein pathetisches Gleichnis auf den Fortschritt und die übermenschlichen Fähigkeiten der NASA-Astronauten gelegt. Dass Andy Weir aber genau dieses Pathos weitgehend vermeidet, macht das Buch so großartig. Er lässt seinen MacGyver der Raumfahrt, der natürlich nie klein beigibt, eine Katastrophe nach der anderen durchleben. Alle Natur- und Ingenieurswissenschaften werden dabei durchdekliniert, alle bekannten Flüche auch.
Das Gute daran: Selbst wenn man in der Schule in Mathe, Physik oder Chemie keine Leuchte war, ist man gefesselt von Mark Watneys Erfindergeist und seinem Humor, den er nie verliert. Und natürlich von der Frage: Schafft er es oder schafft er es nicht?
Dieses Buch könnte die Anmeldungen für die sogenannten MINT-Fächer in die Höhe schießen lassen. Und das liegt auch daran, dass Andy Weir zeigt, dass erfolgreiche Forschung Gemeinschaftsarbeit ist, sie bringt Menschen und Nationen zusammen.
Schon die Geschichte dieses Buches verdeutlicht das: Der Programmierer Weir veröffentlichte seinen Debütroman zuerst als Fortsetzungsgeschichte auf seiner eigenen Website, bis ein Verlag anbiss.
Neben eigenen akribischen Recherchen floss das Schwarm-Wissen seiner Leser in den Text mit ein, Weir korrigierte ihn so lange, bis alles fast genau so stattgefunden haben könnte. Dieses Buch ist also mehr Science als Fiction. Das macht es so einzigartig und deshalb wurde es vom Geheimtipp zum Bestseller.

Andy Weir: "Der Marsianer"
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski
Heyne, München 2015
512 Seiten, 9,99 Euro

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