"Ohne die Opferverbände kann es keine Lösung geben"
Bundestagspräsident Norbert Lammert wünscht sich eine Stellungnahme des Parlaments zu dem von Deutschen vor rund 100 Jahren verübten Völkermord an den Hereros in Namibia. Für den Herero-Aktivisten Israel Kaunatjike wäre das aber nur ein erster Schritt.
Nach der Armenien-Resolution wünscht sich Bundestagspräsident Norbert Lammert nun auch eine Stellungnahme des Parlaments zu dem von Deutschen verübten Völkermord an den Hereros in Namibia. "Dass es dazu nicht eine ähnlich unmissverständliche Erklärung auf deutscher Seite gibt, finde ich bedauerlich und im Kontext der jüngeren Auseinandersetzungen auch ein bisschen peinlich", sagte er dazu im ZDF gesagt.
Namibia war von 1884 bis 1919 die Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Ab 1904 ermordeten deutsche Truppen Zehntausende Herero und Nama. Der damalige Befehlshabers von Trotha (1848-1920) erließ einen Vernichtungsbefehl, der von seinen Männern verlangte, auf jeden Herero – "mit oder ohne Gewehr" – zu schießen. Frauen und Kinder sollten "zu ihrem Volk" zurückgetrieben oder auch erschossen werden.
Die Opferverbände fordern auch Reparationen
Welche Konsequenzen die Bundesrepublik Deutschland aus diesem Teil der deutschen Geschichte zieht, ist schon länger Bestandteil von Verhandlungen mit der namibischen Regierung. Diese sollen noch in der laufenden Legislaturperiode abgeschlossen werden. Doch Herero-Aktivisten wie Israel Kaunatjike erkennen diese Gespräche nicht an. Betroffene und Opferverbände seien nicht einbezogen worden, beklagte er im Deutschlandradio Kultur. Eine Lösung ohne die Opferverbände könne es aber nicht geben: "Es geht nicht ohne uns", betonte er.
Es seien noch viele Fragen offen. Neben der Beteiligung der Opferverbände an den Verhandlungen fordert Israel Kaunatjike die offizielle Anerkennung der Geschehnisse als Völkermord und Reparationen, deren Höhe er aber nicht genau beziffern will. Viele Hereros seien damals vertrieben worden, sie lebten heute in den Nachbarländern, wollten aber wieder zurück nach Namibia, sagte er. Hierfür brauche es finanzielle Unterstützung.