Angebetete
Es ist ein Buch für Schwärmer: 60 Autoren bekennen in "Frauen, die wir liebten", welche Filmdiven es ihnen warum angetan haben. Die genannten Namen überraschen nicht: Romy Schneider, Catherine Deneuve, Katherine Hepburn, Brigitte Bardot . . .
Wer sind die Frauen? Man kennt sie alle, trägt viele als Ikonen der Filmbilder des 20. Jahrhunderts in sich: sieht Brigitte Bardot mit dem sinnlichen Schmollmund, scheinbar kindlich- naiv, nur sparsam bekleidet, dann den selbstbewussten Blick von Katherine Hepburn, die tragische Melancholie von Romy Schneider oder die kühle Unergründlichkeit von Charlotte Rampling bis hin zur porzellanhaften Schönheit von Catherine Deneuve oder der verblüffenden Harmlosigkeit von Doris Day.
"Frauen, die wir liebten" - im Imperfekt, in der Erinnerung. Die Wahl des Titels ist nicht von ungefähr. Fast alle Männer erinnern sich: Wir waren jung, irrten ziemlich unerfahren in den Irrgärten der Erotik und Sexualität herum, aber natürlich voller Erwartung und Neugier.
Und was konnte sich als Göttin der Verheißung besser eignen als Leinwandgöttinnen? Man durfte von ihnen träumen, sich regelrecht verzehren, aber man musste sich niemals beweisen - und was ist schöner als verzehrende Leidenschaft in den Zeiten des erotischen Erwachens?
Da nämlich begann die jugendliche Anbetung der Diven in der Regel. Und seltsamerweise erinnern sich die meisten gar nicht zu allererst an die herrlichen Brüste und wogenden Hüften dieser Frauen - nein meistens sind es die Blicke, die wie ein Strudel toben und in die sich die jungen Männer blind verliebt stürzen. Schön sind darum vor allem die Liebeserklärungen, die jedes Foto begleiten und ihm seine eigentliche Tiefe geben.
Es beginnt mit Marcel Reich-Ranicki, der sich äußerst kopfbetont an Käthe Gold in großen Literaturverfilmungen der frühen 30er-Jahre erinnert. Da ist wenig mit Strudel und Leidenschaft, was einem angesichts der ondulierten Blondheit und Schmallippigkeit auch nicht so schnell einfällt.
Ganz anders der Schriftsteller Peter Härtling: Ava Gardner posiert barfuss, im knappen Badeanzug auf einem Tigerfell, schützt sich mit einem königlichen Blick vor jedem visuellen Angriff - sie war für den damals jungen Redakteur seine "Barfüssige Gräfin", seine Tigerin.
Der Maler Johannes Grützke ließ sich von der geheimnisvollen Aura Nadja Tillers atemlos machen. Ihr magischer Katzenblick stand so aufregend im Kontrast zu ihrer großbürgerlichen Kultiviertheit - auch hier das Geheimnis, das auf den jungen Maler so anziehend wirkt, was ihn verwirrt, erotisch irritiert.
Eine, nur eine Frau taucht viermal in dem Buch auf - es ist Romy Schneider. Sie weckt in dem Fotografen F.C. Gundlach den Beschützerinstinkt, denn sie zeigt sich ganz ohne Maske vor ihm, lässt den Autor Robert Menasse nach ihrem Tod zum Kino-Witwer werden und zerreißt dem Schauspielerkollegen Vadim Glowna mit ihrer Traurigkeit regelrecht das Herz. Eben Liebe in all ihren Schattierungen: rot lodernd, grau-melancholisch, tragisch-schwarz.
Ja und es gibt sogar ein herzerfrischendes Lachen: Wenn Otto Wahlkes gesteht, dass eine Frau für ihn sexy und komisch zugleich sein kann - nämlich Marilyn Monroe. Und wo er Recht hat, hat er Recht - ich werde ihm nicht widersprechen.
Rezensiert von Astrid Kuhlmey
Freddy Langer: Frauen, die wir liebten - Filmdiven und ihre heimlichen Verehrer
Elisabeth Sandmann Verlag, München 2008
150 Seiten, 19,95 Euro
"Frauen, die wir liebten" - im Imperfekt, in der Erinnerung. Die Wahl des Titels ist nicht von ungefähr. Fast alle Männer erinnern sich: Wir waren jung, irrten ziemlich unerfahren in den Irrgärten der Erotik und Sexualität herum, aber natürlich voller Erwartung und Neugier.
Und was konnte sich als Göttin der Verheißung besser eignen als Leinwandgöttinnen? Man durfte von ihnen träumen, sich regelrecht verzehren, aber man musste sich niemals beweisen - und was ist schöner als verzehrende Leidenschaft in den Zeiten des erotischen Erwachens?
Da nämlich begann die jugendliche Anbetung der Diven in der Regel. Und seltsamerweise erinnern sich die meisten gar nicht zu allererst an die herrlichen Brüste und wogenden Hüften dieser Frauen - nein meistens sind es die Blicke, die wie ein Strudel toben und in die sich die jungen Männer blind verliebt stürzen. Schön sind darum vor allem die Liebeserklärungen, die jedes Foto begleiten und ihm seine eigentliche Tiefe geben.
Es beginnt mit Marcel Reich-Ranicki, der sich äußerst kopfbetont an Käthe Gold in großen Literaturverfilmungen der frühen 30er-Jahre erinnert. Da ist wenig mit Strudel und Leidenschaft, was einem angesichts der ondulierten Blondheit und Schmallippigkeit auch nicht so schnell einfällt.
Ganz anders der Schriftsteller Peter Härtling: Ava Gardner posiert barfuss, im knappen Badeanzug auf einem Tigerfell, schützt sich mit einem königlichen Blick vor jedem visuellen Angriff - sie war für den damals jungen Redakteur seine "Barfüssige Gräfin", seine Tigerin.
Der Maler Johannes Grützke ließ sich von der geheimnisvollen Aura Nadja Tillers atemlos machen. Ihr magischer Katzenblick stand so aufregend im Kontrast zu ihrer großbürgerlichen Kultiviertheit - auch hier das Geheimnis, das auf den jungen Maler so anziehend wirkt, was ihn verwirrt, erotisch irritiert.
Eine, nur eine Frau taucht viermal in dem Buch auf - es ist Romy Schneider. Sie weckt in dem Fotografen F.C. Gundlach den Beschützerinstinkt, denn sie zeigt sich ganz ohne Maske vor ihm, lässt den Autor Robert Menasse nach ihrem Tod zum Kino-Witwer werden und zerreißt dem Schauspielerkollegen Vadim Glowna mit ihrer Traurigkeit regelrecht das Herz. Eben Liebe in all ihren Schattierungen: rot lodernd, grau-melancholisch, tragisch-schwarz.
Ja und es gibt sogar ein herzerfrischendes Lachen: Wenn Otto Wahlkes gesteht, dass eine Frau für ihn sexy und komisch zugleich sein kann - nämlich Marilyn Monroe. Und wo er Recht hat, hat er Recht - ich werde ihm nicht widersprechen.
Rezensiert von Astrid Kuhlmey
Freddy Langer: Frauen, die wir liebten - Filmdiven und ihre heimlichen Verehrer
Elisabeth Sandmann Verlag, München 2008
150 Seiten, 19,95 Euro