Angelica Domröse wird 80

Ein Leben voller Energie

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Schwarzweiß-Porträt von Angelica Domröse, die in lockerer Haltung und legerer Kleidung mit einer Zigarette posiert.
Die Schauspielerin Angelica Domröse, hier in einer Aufnahme von 1971. Mit "Die Legende von Paul und Paula" wurde sie deutschlandweit bekannt. © picture-alliance / arkivi
Von Susanne Burkhardt |
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Der DEFA-Film "Die Legende von Paul und Paula" machte Angelica Domröse berühmt. Später beteiligte sie sich sich an den Protesten gegen die Biermann-Ausbürgerung und musste die DDR verlassen. Jetzt feiert die Schauspielerin ihren 80. Geburtstag.
Paula ist eine Frau voller Lebenslust und hungrig nach Liebe. Und Angelica Domröse ist diese Paula - eine starke Frau, die nicht kuscht, die sich wehrt und die Gegebenheiten nicht einfach hinnimmt. "Die Legende von Paul und Paula" - eine Liebesgeschichte über ein kurzes und intensives Leben - prägte eine ganze Generation und wurde zum Klassiker der DDR-Filmgeschichte.
"Jetzt gehört's ja eigentlich zu einem wie zur Geburt", sagt Angelica Domröse, "oder die vielen Misserfolge, die ich auch hatte."
Ein Bewusstsein für die Kürze und die Bedeutsamkeit des Lebens hat Domröse schon sehr früh entwickelt: "Ich hatte schon mit mit 16 Überalterungsgefühle. Aber manchmal sind sie total abgebaut."

Erste Schritte im Film

Diese Angst vor Überalterung hat sie immer konsequent in Ehrgeiz übersetzt. Mit 17 Jahren verlässt sie eine Kindheit in Berlins Mitte, die ohne Wärme ist und vom Stiefvater überschattet. Dass der Regisseur Slatan Dudow sie für die Hauptrolle in dem Film "Verwirrung der Liebe" auswählt, wird sie später als ihre "zweite Geburt" bezeichnen.
Sie studiert an der Filmhochschule Babelsberg, dann ruft die Schauspielerin und Intendantin Helene Weigel sie zu sich ans Berliner Ensemble. Hier spielt die junge Angelica kleine Rollen neben großen Kollegen.

Der Rauswurf aus dem Berliner Ensemble

Draußen auf einer Brandmauer hängt ihr Porträt, das für einen aktuellen Film wirbt - drinnen keine leichte Zeit für eine noch unerfahrene Schauspielerin:

"Und dann kam ich auf die Bühne und dann wurde mir gezeigt, was eine Harke ist - nämlich wie man spielt, wie man besonders ist. Das Plakat war meine Popularität, aber auf der Bühne merkte ich dann, dass ich noch nichts konnte. Da hab ich gemerkt, wie viel man lernt durchs Zusehen."


Als die Weigel sie 1966 aus dem Berliner Ensemble wirft, bricht für die Domröse eine Welt zusammen: die Welt des Geistes, der Kreativität und der Herausforderung: "Es war schmerzhaft. Ich wollte mir das Leben nehmen."

Mit "Paula" kam der große Erfolg

Doch sie übersetzt die Enttäuschung in neue Energie, geht zu Benno Besson an die Berliner Volksbühne und hat mit des Plenzdorf-Stoffs "Die Legende von Paul und Paula" 1973 ihren ganz großen Erfolg.
Drei Jahre später heiratet sie den Schauspielerkollegen Hilmar Thate, unterschreibt mit ihm den Protest gegen die Ausweisung des DDR-Liedermachers Wolf Biermanns. Darauf bleiben die Angebote aus. Mit ihrem Ehemann reist Domröse in den Westen aus.

"Und damals hat man dringesteckt und hat gezittert und hat geweint und hat Freunde verloren - und war ein bisschen krank auch."

"Es geht immer um Leben und Tod"

In Hamburg spielt sie bei Boy Gobert die Helena im "Faust" und unter Peter Zadek in "Jeder stirbt für sich allein". Sie ist unterwegs auf den Bühnen von Wien, Bochum und dann wieder in Berlin, erst am Schillertheater, später in der Komödie am Kurfürstendamm.
Sie dreht Fernsehfilme, unterrichtet an der Schauspielschule und führt selber Regie. Von der Sängerin Maria Callas, die sie überzeugend in Berlin gespielt hat, behielt sie diesen Satz:

"Eine Vorstellung - es geht immer um Leben und Tod! Das klingt jetzt sehr theatralisch, aber ich meine, es geht ums Existentielle, und Aussparen wird von jedem bemerkt."

Es ist still um sie geworden

Immer das Existenzielle zu geben, fordert Energie. Energie, die Domröse irgendwann nicht mehr hat. Sie ist nicht gesund. Weil immer die Norm zu brechen auch heißt, sich selbst zu gefährden.
Sie nimmt jahrelang Tabletten gegen Schlafstörungen, die sie seit ihrer Jugend quälen. Im Herbst 2009 geht sie für einige Zeit in ein Brandenburger Sanatorium. 2016 stirbt ihr langjähriger Ehemann, der Schauspieler Hilmar Tate – da hatte sie schon lange nicht mehr auf der Bühne gestanden: die letzte Theateraufführung 2008, der letzte Film 2012.
Seitdem ist es still geworden um Angelica Domröse. Ihrer Schauspielkunst aber können wir jederzeit begegnen – in den Filmen, in denen sie so unvergänglich ist.
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