Die Gespenster wohnen in der Seele
In der Zeit des Ersten Weltkrieges erlebte die Beschäftigung mit Geistern einen Boom, weil Angehörige mit ihren Gefallenen wieder in Kontakt treten wollten, erzählt der Anglist Elmar Schenkel. Er organisiert die internationale Konferenz "Ghost" in Leipzig.
"Es geht um nicht um die reale Existenz von außen, sondern das Gespenst, das in uns ist", sagt der Anglist Elmar Schenkel im Deutschlandradio Kultur über das Treffen von Literaturwissenschaftlern, Historikern und anderen Psychologen bei der Konferenz "Ghosts" in Leipzig. "Im Grunde ist ja Gespenst da, wo Seele ist und wo wir Seele vermuten", sagt Schenkel "Deswegen hat die Gespensterhaftigkeit den Menschen eigentlich von Anfang an begleitet. Sobald er sich seiner Seele, seines Bewusstseins bewusst wurde, hat er schon das Geisterhafte, Gespensterhafte wahrgenommen."
Zugige Winde in englischen Häusern
Sein persönliches Interesse an dem Thema entstammt der Zeit, als Schenkel in England in einem Haus lebte, in dem es spuken sollte. Auch bei Besuchen in Schlössern hätten ihm damals viele Leute Geschichten von Gespenstern erzählt. "Das hat mich beeindruckt, die Ernsthaftigkeit von sehr nüchternen Leuten, pragmatischen Leuten, die dann ganz normal über Gespenster reden", sagt der Anglist."Das war schon etwas anderes als ich hier in Deutschland kenne." Ein Grund sei vielleicht das Wetter oder die zugigen Winde, kombiniert mit mehr historischen Bauten als auf dem Kontinent. "Da zieht es, da ruppelt es, da quietscht es." Aber auch die Religionsgeschichte Englands spiele hier eine Rolle - mit der Unterdrückung des Katholizismus, der für Geister und Gespenster gestanden habe.