"Refugees welcome" ist in aller Munde
Die Parole "Refugees Welcome" (Flüchtlinge willkommen) ist zum Anglizismus des Jahres bestimmt worden. Das teilte die vierköpfige Jury um Anatol Stefanowitsch mit. Wir fragen den Berliner Sprachwissenschaftler, was diese Botschaft 2015 so bedeutsam gemacht hat.
Mit dem Claim überwinde die deutsche Sprachgemeinschaft einerseits die unmittelbare Sprachbarriere zu den Flüchtlingen und signalisiere andererseits fast nebenbei Weltoffenheit, schreibt die Jury in ihrer Begründung der Wahl. "Refugees Welcome" sei eine selbstbewusste Antwort auf das althergebrachte "Ausländer raus" des rechten Lagers und sprachlicher Ausdruck gelebter Willkommenskultur.
Auf den weiteren Plätzen folgten die Wortendung "-(e)xit", etwa in "Grexit", sowie das Verb "spoilern". Die Endung "-(e)xit" wurde vor allem im Zusammenhang mit der Finanzkrise in Griechenland bekannt. Als "Grexit" wurde das Szenario eines Ausstiegs des Landes aus der Euro-Währungszone bezeichnet. Von "spoilern" ist die Rede, wenn jemand wichtige Inhalte eines Buchs oder Films vorab verrät und anderen so den Spaß an der Geschichte nimmt.
Auszeichnung seit 2010 vergeben
Die Initiative "Anglizismus des Jahres" würdigt seit 2010 den Beitrag des Englischen zum deutschen Wortschatz. Bisherige Anglizismen des Jahres waren leaken (2010), Shitstorm (2011), Crowdfunding (2012), -gate (2013) und Blackfacing (2014).
In der Sendung "Fazit" ab 23.05 Uhr fragt Gabi Wuttke den Juror Anatol Stefanowitsch nach der erstaunlichen Karriere von "Refugees Welcome", das bereits in den 90er-Jahren von Flüchtlingsinitiativen in Deutschland als Slogan verwendet wurde.