Animation

Traumata eines Bahnwärters

Szene aus Tomás Lunáks Verfilmung von "Alois Nebel": Ein ernst schauender Bahnwärter auf den Treppen eines Bahnsteigs, weiße Kacheln an den Wänden rechts und links - alles in schwarz-weiß
Szene aus Tomás Lunáks Verfilmung von "Alois Nebel" © picture alliance / dpa / Foto: Neue Visionen Filmverleih
Von Hannelore Heider |
In "Alois Nebel" arbeitet ein Bahnwärter in der Psychiatrie seine Erlebnisse zur Zeit der Besatzung, Deportationen und Vertreibungen im ehemaligen Sudentenland auf. Die harte Bilderwelt des Comics und die raue Erzählstimme verhindern jegliche Nostalgie.
Alois Nebel ist der Held der gleichnamigen, in viele Sprachen übersetzten Graphic Novel von Jaroslav Rudis. Die schwarz-weiß-animierte Comicverfilmung erhielt im vergangenen Jahr den Europäischen Filmpreis und ist nun zum ersten Mal auf deutschen Leinwänden zu sehen. Erzählt wird die Geschichte des Altvatergebirges im nördlichen Teil des ehemaligen Sudetenlandes von den 1920er-Jahren bis zum Jahr 1989 - und zwar aus dem Erleben des einsamen Bahnwärters Alois Nebel.
Irrwitz der Zeitläufe
Der korrekte Fahrplanexzentriker mit Schirmmütze und Schnurrbart hat am Provinzbahnhof Bílý Potok (Weißbach) all die Jahre seinen Dienst versehen. Bis die Züge aus der Vergangenheit durch sein verwirrtes Bewusstsein rollen und wir in Rückblenden den Irrwitz der Zeitläufte sehen, in denen es gewissenlose Profiteure unter beiden Besatzungen gab, der deutschen wie der russischen, Deportationen, Vertreibungen und Krieg. Alois Nebel versucht in der Psychiatrie, in der er mit Elektroschocks behandelt wird, Ende der 1980er-Jahre sein Trauma zu verarbeiten und ein neues Leben zu beginnen.
Die harte holzschnittartige Bilderwelt des Comics und die raue dunkle Erzählstimme verhindern jegliches nostalgisches Erinnern. Sie holen die Ereignisse aus der Distanz des Vergangenen durch ein intensives Filmerlebnis wieder zurück.
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