Animationsbranche in Hollywood

Trickfilme aus dem Homeoffice

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Eine Spiderman-Spielfigur hängt kopfüber vor einem Monitor.
Atemlos durch den Tag: Auch Spiderman leidet unter Maskenpflicht. © unsplash / Jean Philippe Delberghe
Von Katharina Wilhelm |
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In Hollywood ist noch kein offizieller Drehbeginn in Sicht. Anders bei den Animationsstudios: Sie kommen ohne Schauspieler und Sets aus. Trotzdem müssen die Animatoren von zu Hause arbeiten. Katharina Wilhelm berichtet, wie das funktioniert.
Dass Comic-Superheld Spiderman 2018 im Film "Spiderman – A New Universe" als vollanimierte Figur durch die Gegend turnen konnte, ist auch ihm zu verdanken: Yafes Sahin. Er kümmert sich als sogenannter Pipeline Technical Director bei Sony Animation darum, dass aus den Visionen eines Regisseurs ein vollanimierter Film entstehen kann. Außerdem war er an den visuellen Effekten bei Filmen wie "Wonder Woman" oder "Dunkirk" beteiligt – ein sehr technischer Job, sagt der gebürtige Wiener: "Wenn man jetzt sagt: Okay, dann werden wir eine Explosion unter Wasser haben, das erscheint im Drehbuch ganz easy, aber das muss auch realisiert werden."

Homeoffice auch für Animatoren

Kurz gesagt: Sahin sorgt mit dafür, dass Wasser aus dem Computer auch aussieht wie echtes Wasser und Gesichter von Menschen so realistisch wie möglich dargestellt werden. Momentan arbeitet er an einem komplett animierten Film.
Und das ist gerade jetzt in der Coronaviruskrise ein großer Vorteil:"Alle Charaktere sind digital, wir habe keine echten Schauspieler, keine echten Kameramänner, wir sind also nicht in Verzug gekommen und können einfach weiterarbeiten. Das boomt ja jetzt, weil die Leute Entertainment haben wollen – wir sind vollkommen beschäftigt."
Die Animationsbranche und Spezialeffekt-Studios sind diejenigen, die vergleichsweise gut durch die Krise kommen. Viele Studios haben ihre Mitarbeiter nun auch nach Hause geschickt. Das war erst einmal ungewohnt, sagt Sahin, der im kanadischen Vancouver arbeitet, wo Sony, neben Los Angeles, ebenfalls einen Standort unterhält.

Kinderzimmer wird zum Studio

Vom Büro zog er ins Kinderzimmer, die Arbeit findet größtenteils Cloud-basiert statt, so sei der Umstieg relativ leicht gewesen. Trotzdem sei das Homoffice ein großer Schritt für die Branche, sagt Sahin:
"Sicherheit war ein Thema, die Firma hat auch gesagt, dass wir die Fenster nicht offen haben sollen, damit keine neugierigen Nachbarn einen Blick reinwerfen."
Filme sind trotz allem Gemeinschaftsproduktionen – und auch die Sprecher der Animationsfiguren müssen eigentlich zusammen proben. Doch selbst das klappt irgendwie mithilfe von Videokonferenz-Apps. Einen Einblick in einen so genannten "Table-Read", in dem alle Schauspieler das Drehbuch durchgehen, gab es kürzlich auf YouTube, als das Team der Netflix-Animationsserie "Big Mouth" ihre Texte zusammen las. Mit dabei: Schauspieler Nick Kroll und Schauspielerin Maya Rudolph.
Auch das Vertonen der Charaktere können Schauspieler später von zu Hause aus erledigen. Teilweise haben sie professionelles Equipment, zum Teil geht es auch über das Smartphone mit entsprechenden Aufnahme-Apps.
Und selbst das Schreiben von Szenen funktioniert nun auch per Videokonferenzschaltung – man trifft sich im virtuellen Writers Room. "Man verliert ein kleines bisschen den Spaß und die Magie, wenn man nicht um andere Menschen herum ist" sagte Lizzie Molyneux, Autorin der Cartoonserie "Bob´s Burgers" dem Radiosender NPR.

Familie Belcher von aus der Animationsserie Bob´s Burgers grinst vergnügt in die Kamera.
In den Staaten längst Stars: Familie Belcher von Bob´s Burgers.© imago images / Everett Collection
Aber insgesamt sei es gut, sich daran zu erinnern, "dass wir alle glücklich sein dürfen, noch zu arbeiten."

Vielleicht hat die Krise auch etwas Gutes

Die meisten großen und kleinen Studios planen deswegen auch fleißig weiter an Kinofilmen und Serien. Universal arbeitet weiter an "Minions: The Rise of Gru", und Paramount hat unterschiedliche Animationsfilme in Produktion, zum Beispiel einen neuen "Spongebob-Schwammkopf" Film.
Yafes Sahin freut sich nun über etwas mehr Zeit mit seiner kleinen Tochter – auch, wenn er viel zu tun hat. Er hofft, dass die Krise auch etwas Gutes für die Mitarbeiter der Filmbranche bewirkt – und dass Homeoffice nicht nur in der Ausnahmesituation funktioniert: "Man sieht jetzt auch die Vorteile davon. Homeoffice in Zukunft, das kann ich mir sehr gut vorstellen."
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