Anna Kim: Die große Heimkehr
Suhrkamp-Verlag, Berlin 2017
558 Seiten, 24 Euro
Wem gehört die Geschichte?
Anna Kims Roman "Die große Heimkehr" handelt von drei Freunden, die versuchen, in der südkoreanischen Diktatur der 1960er-Jahre zu überleben. Diese Zeit sei ein "heikles Thema", dessen Nachwirkungen bis heute zu spüren seien, sagt die Autorin.
Spionageroman, Liebesgeschichte, aber auch ein großes Geschichtspanorama - das alles steckt in dem Roman "Die große Heimkehr" von Anna Kim. Die in Südkorea geborene und in Österreich aufgewachsene Schriftstellerin erzählt vom Schicksal dreier Freunde während der unruhigen 1960er-Jahre. Massenproteste trieben den von den US-Amerikanern eingesetzten Präsidenten aus dem Amt trieben, aber gleich darauf putschte sich der nächste Despot ins Amt.
Bis heute sei dieses Thema in Südkorea sehr heikel, sagte Anna Kim im Deutschlandradio Kultur. Präsidentin Park Geun Hye, die gerade zum Rücktritt gezwungen worden sei, sei die Tochter von Park Chung Hee, der 1961 durch den Putsch an die Macht kam. "Rein von dem her, wie sie zum Rücktritt gezwungen wurde, kann man auch ablesen eigentlich, dass es immer noch Mächte gibt in Südkorea, die im Hintergrund die Fäden ziehen und ihren Einfluss verlangen."
Kims Vater war an den Demonstrationen maßgeblich beteiligt
Anna Kim hat keine eigene Erinnerung an das Südkorea ihrer Kindheit, dann sie kam schon mit zwei Jahren nach Österreich. Durch die Recherche an dem Buch hat sie auch Neues über ihre Familie erfahren:
"Mein Vater ist gestorben, da war ich noch sehr jung. Also, ich war erst 11 Jahre alt. Und deswegen habe ich nie wirklich die Gelegenheit gehabt, mit ihm zu sprechen, auch über seine Vergangenheit. Und eigentlich erst durch die Recherche an dem Buch habe ich erfahren, dass er selbst an den Demonstrationen dabei war, dass er sogar maßgeblich beteiligt war. Das hat mich gefreut."