Anna Mayr: "Die Elenden"

Arbeitslose – verachtet und gebraucht

12:12 Minuten
Die Autorin Anna Mayr steht vor einer Wand und schaut ernst in die Kamera
Wer in Deutschland keine Arbeit hat, muss sich ständig dafür rechtfertigen, kritisiert die "Zeit"-Redakteurin Anna Mayr. © Anna Tiessen
Moderation: Vivian Perkovic |
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In ihrem Buch "Die Elenden" beschreibt Anna Mayr eine Gesellschaft, in der der Wert des Einzelnen vor allem über seine Arbeit definiert wird. Und in der Arbeitslose trotzdem eine wichtige Funktion erfüllen.
Als Kind zweier Langzeitarbeitsloser weiß die Autorin und "Zeit"-Journalistin Anna Mayr, was es bedeutet, in Deutschland arm zu sein – und ausgegrenzt. Der Wert von Lohnarbeit werde bei uns zu hoch gehangen, kritisiert sie. "In unserer Gesellschaft definiert Arbeit die einzelne Person. Man ist vor allem seine Arbeit." Und wenn man seine Arbeit verliere, "dann ist man auf einmal nichts mehr".
In ihrem Buch "Die Elenden" beschreibt Anna Mayr, was Arbeitslosigkeit für die Betroffenen bedeutet und welche Funktion sie in der Gesellschaft spielt: nämlich ein Mittel zur sozialen Abgrenzung nach unten einerseits und andererseits ein Drohmittel, um Menschen dazu zu bringen, schlecht bezahlte, prekäre Jobs anzunehmen.
Ausdrücklich will Mayr ihr Buch nicht nur als einen persönlichen, biografisch geprägten Blick auf das Phänomen Arbeitslosigkeit verstanden wissen. "Ich bin als Autorin sehr viel mehr als meine Kindheit", betont sie.
"Ich glaube, dass wir als Person lernen müssen, über unseren Einzelfall hinauszudenken und bereits sein müssen, die Welt zu verstehen."
(uko)

Anna Mayr: "Die Elenden"
Hanser Verlag, Berlin 2020
208 Seiten, 20 Euro

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