"Die Achse der Autokraten"
© Siedler Verlag Die Achse der AutokratenSiedler Verlag, München 2024
Demokraten – vereinigt euch!
06:33 Minuten
208 Seiten
26,00 Euro
Die amerikanisch-polnische Journalistin Anne Applebaum beschreibt in ihrem Buch den Schulterschluss der Diktatoren, die der westlichen Welt den Kampf ansagen. Eine informative politische Analyse – auch nach der erneuten Wahl Donald Trumps.
Mit ihrem Buch „Die Achse der Autokraten“ schlägt Anne Applebaum Alarm. Der deutsche Titel erinnert an den Kalten Krieg, doch gerade dies widerspricht der These des Buchs: Moderne Autokratien bilden keine Blöcke, und es gibt keine gemeinsame Ideologie. Anne Applebaum beschreibt vielmehr flexible Zweckbündnisse, die einer Kooperation von Unternehmen ähneln (im Original heißt das Buch „Autocracy Inc.“). Das Ziel, das dieses Netzwerk der Autokraten „mit skrupelloser Entschlossenheit“ verfolgt, ist zum einen der eigene Machterhalt, zum anderen die Zerstörung der Demokratie weltweit.
Flexible Allianzen
Russland, Iran, China, Belarus, Venezuela, Nordkorea, Syrien gehören dazu – je nach Situation sind auch „hybride Staaten“ wie die Türkei, Ungarn oder Kirgistan beteiligt, denn diese Allianz befindet sich in ständiger Veränderung. Dabei kommen verschiedene Strategien zum Einsatz: Russland unterstützt rechtsextreme Bewegungen im Westen, afrikanische Diktatoren werden mit Söldnern und Waffen versorgt; Iran finanziert Terrororganisationen im Libanon, Palästina, Jemen und dem Irak; Belarus versucht Konflikte in westlichen Staaten anzuheizen, indem es gezielt Flüchtlinge an deren Grenzen aussetzt.
Der Angriffskrieg auf die Ukraine ist die erste militärische Schlacht in der Auseinandersetzung zwischen Autokratien und dem Westen; Putin geht es nicht nur um die Ukraine, er hat es auch auf das Völkerrecht und die europäische Ordnung abgesehen. Der Angriff auf die Demokratie wendet sich einerseits auf den Westen, andererseits auf die Gegner im eigenen Land. Da sich – etwa in Belarus und dem Iran – nicht verhindern lasse, dass Menschen Demokratie einfordern, bestehe das Ziel darin, die Gedanken selbst zu vergiften: „Es braucht eine Erzählung, die das Prinzip der Demokratie als solches beschädigt.“ Dazu gehört auch das „Herausredigieren“ des demokratischen Vokabulars aus internationalen Vereinbarungen: Mit dem Begriff „Souveränität“ (statt Menschenrechte) verbittet sich China Kritik an Menschenrechtsverletzungen; der harmlos klingende Begriff „Multipolarität“ dient zur Legitimierung von Diktaturen.
Hoffnung als Widerstand
Moderne Autokratien nutzen das globale Finanzwesen für Geldwäsche, und das Internet dient als „Informationswaschanlage“, um den demokratischen Diskurs mit Fake News zu zerstören. Applebaum belegt all dies mit einer Vielzahl von Fallbeispielen, dabei berichtet sie kenntnisreich auch von Autokratien wie Venezuela oder Simbabwe, die eher am Rand unserer medialen Wahrnehmung liegen.
Das Buch liest sich, gemessen an der Informationsdichte, überraschend leicht. Dies liegt nicht nur an der flüssigen Sprache (und Übersetzung), sondern auch am zwanglosen Wechsel zwischen Analyse und Reportage. Das letzte Kapitel ist überschrieben mit: „Demokraten – vereinigt euch!“ So düster die Weltlage auch ist, von dem das Buch handelt: Es ist auch eine Kampfschrift, verbunden mit der Aufforderung zur Zuversicht: „Autokraten können nur gewinnen, wenn sie Hoffnungslosigkeit und Zynismus verbreiten, und zwar nicht nur im eigenen Land, sondern in der ganzen Welt.“