Umstrittenes Buch zu Anne Frank

Für "richtige Historiker" war wohl kein Geld da

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Cover des Buchs von Rosemary Sullivan über den "Verrat" an Anne Frank in niederländischer und englischer Sprache
Umstritten: Rosemary Sullivan über den "Verrat" an Anne Frank - erschienen bislang nur in niederländischer und englischer Sprache © picture Alliance / Robin Utrecht
David Barnouw im Gespräch mit Frank Meyer |
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Er kenne keinen Historiker, der die Thesen des umstrittenen Buches "Der Verrat an Anne Frank" stützt, sagt Anne-Frank-Experte David Barnouw. Er bezweifelt, dass die geplante deutsche Übersetzung des Buches tatsächlich erscheinen wird.
Das Buch sollte eine Sensation werden: Ein internationales Ermittlerteam will aufgedeckt haben, wer Anne Frank und ihre Familie 1944 an die Nazis verraten hat. So steht es in dem Buch von der kanadischen Autorin Rosemary Sullivan „The Betrayal of Anne Frank“ (deutsch: Der Verrat an Anne Frank), das am 18. Januar im Verlag Harper Collins erschienen ist.

Scharfe Kritik von niederländischen Historikern

Jetzt tobt ein Streit um das Buch, vor allem nachdem es in den Niederlanden erschienen ist. Namhafte Historiker üben scharfe Kritik an den Ergebnissen der Recherchen. So zweifle er daran, dass die deutsche Übersetzung des umstrittenen Buches in dieser Fassung tatsächlich erscheine, sagt der niederländische Historiker David Barnouw.

Notar zum Zeitpunkt des Verrats untergetaucht

Der führende Anne-Frank Experte verwies darauf, dass er bisher von keinem einzigen Historiker gehört habe, der die These unterstützt, ein jüdischer Notar habe das Versteck der Familie Frank verraten. Er selbst sieht auch keinen Anhaltspunkt für diese Annahme, vor allem weil der Notar zum Zeitpunkt des Verrats schon seit einem halben Jahr untergetaucht war.
Der Verlag Harper Collins, der die deutsche Übersetzung des Buchs unter dem Titel „Der Verrat an Anne Frank – eine Ermittlung“ für den 22. März angekündigt hat, warte wahrscheinlich noch ein angekündigtes Statement des Ermittlerteams ab, vermutet Barnouw.

"Ich sollte unterschreiben, dass ich die Klappe halte"

Das sogenannte „Cold Case Team“ unter der Leitung eines ehemaligen FBI-Ermittlers habe 2017 zu Beginn seiner Recherchen, die vor allem einer neuen Netflix-Serie galten, Dutzende von Experten und Expertinnen befragt - auch ihn. Die Ergebnisse der Recherche unterzog man allerdings keiner wissenschaftlichen Prüfung. Man habe ihn lediglich nach dem ersten Gespräch unterschreiben lassen, „dass ich meine Klappe halte, aber das mache ich nicht, das ist Blödsinn“.  
Die eigentliche Recherche hätten dann Studentinnen und Studenten übernommen, „die etwa im zweiten Jahr ihres Studiums waren“. Für „richtige Historiker“ sei wohl kein Geld da gewesen.

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