Anonymer Wohltäter
Ein anonymer Sammler spendierte der Kunsthalle Emden 21 Arbeiten prominenter Künstler, wie Georg Baselitz und Jörg Immendorff. Die Arbeiten sind unter dem Titel "Rebellen & Söhne" noch bis zum 27. September in Emden zu sehen.
Das sind Formate! Acht, neun Quadratmeter bemalte Leinwand, kräftige, bisweilen düstere Farben, weit ausholende Gesten! Hätte die Kunsthalle in Emden ihre Ausstellungsräume vor zwei Jahren nicht noch einmal umgebaut, Wendeltreppen und Emporen herausgenommen - einen großen Teil der nun in Ostfriesland heimisch gewordenen Arbeiten hätte man gar nicht zeigen können. Zwei große Säle hat man für sie frei geräumt, aber Blickachsen führen zu den älteren Werken aus dem Bestand, zu Emil Nolde etwa oder Lovis Corinth. Das ist Nils Ohlsen, dem wissenschaftlichen Leiter, besonders wichtig.
"Wenn man zurückblickt: Henri Nannen hatte sich ja hauptsächlich auf den deutschen Expressionismus fixiert, hat zum Glück viele wichtige Werke für Emden schon kaufen können. Das nächste große Kapitel, auch durch die wunderbare Schenkung von Otto van de Loo, ist dann im Grunde das Informell, die Künstler der 50er Jahre in Deutschland, Schumacher und so weiter, die Künstlergruppe CoBrA und SPUR, die in den 60er Jahren sehr gestisch, sehr expressiv gemalt haben. Und da schließen im Grunde nahtlos die deutschen Künstler Baselitz, Lüpertz und die anderen der Schenkung an, die bis heute ganz große deutsche oder europäische oder weltweit sehr nachgefragte Maler sind."
"Standart Dresden", zehn frühe Holztafeln des damals 31-jährigen Penck aus dem Jahre 1970, bemalt mit rätselhaften Zeichen, Lettern, Symbolen und Strichmännchen können als Schlüsselwerk des "Systemdenkers" unter den Malern gelten. Georg Baselitz ist unter anderem mit seiner frühesten Gemälde-Serie aus dem Jahre 1979 vertreten.
"Sie heißt: 'Der Italiener', und es sind sechsmal Porträts dargestellt, und es ist im Grunde die Vorarbeit für das plastische Wirken von Baselitz. Kurz nach dieser Serie hat er eben angefangen, die großen monumentalen Körper in Holz zu hauen, und das hat mich wirklich richtig positiv getroffen, dass wir diese wunderbare Serie jetzt in Emden zeigen können."
Überhaupt sind viele Frühwerke unter den geschenkten Arbeiten, Skulpturen und Bilder, in denen Künstler neue Ausdrucksmöglichkeiten erproben oder ein Motiv erstmalig aufgreifen. Das gilt auch für den mit sechs Arbeiten vertretenen Jörg Immendorff. In seinem Gemälde "Guttuso" - Anspielung auf einen realistischen italienischen Maler - baut er schon mal die düstere, anspielungsreiche Kneipen-Szenerie auf, die der Beuys-Schüler später in seiner berühmten Serie "Café Deutschland" wieder aufgreifen wird.
"Im Grunde ist Immendorff hier der große Theaterdirektor, der seine Puppen tanzen lässt, und unter diesem Arsenal von Figuren finden sich etwa Joseph Beuys, dort findet sich Penck, dort befindet sich der Künstler selber, dort wird an Fahnen rumgezündelt. Also im Grunde ist es ein Kaleidoskop von historischen Ereignissen aus der Politik, aber auch aus der Kunstwelt und wird dort wirklich mit schwarzem Humor lustvoll von Jörg Immendorff inszeniert."
Offenbar hat schon der anonym bleibende Sammler ein waches Auge auf Werke gehabt, in denen sich bei den damals jungen Künstlern Neues, Bahnbrechendes ankündigte. Aber warum bleibt ein offenbar so kunstverständiger Mäzen anonym?
"Wir hätten natürlich gerne mit ihm hier auch gemeinsam gefeiert, aber auf der anderen Seite finde ich es moralisch eine sehr hochstehende Geste zu sagen: Ich selber bleibe im Hintergrund, ich möchte, dass es um die Kunst geht, und ich möchte ganz explizit auch eine Aufmerksamkeit auf eure wissenschaftliche Arbeit lenken, und ich glaube, das ist damit auch gelungen."
Der große Gönner also eine wohltuende Ausnahme im Vergleich mit manchen Mäzenen, die sich in ihren gar nicht so altruistischen Schenkungen selbst feiern oder ihrem Unternehmen etwas künstlerischen Glanz aufpolieren wollen. Nils Ohlsen:
"Er ist ein Weltbürger. Es ist jemand, der in Sachen Kunst in der ganzen Welt zu Hause ist, und wenn so jemand sich für uns entscheidet, dann ist das für unsere Arbeit natürlich eine riesige Bestätigung und motiviert uns für die Zukunft."
Service
Die Ausstellung "Rebellen & Söhne" ist in der Kunsthalle Emden noch bis zum 27. September zu sehen.
"Wenn man zurückblickt: Henri Nannen hatte sich ja hauptsächlich auf den deutschen Expressionismus fixiert, hat zum Glück viele wichtige Werke für Emden schon kaufen können. Das nächste große Kapitel, auch durch die wunderbare Schenkung von Otto van de Loo, ist dann im Grunde das Informell, die Künstler der 50er Jahre in Deutschland, Schumacher und so weiter, die Künstlergruppe CoBrA und SPUR, die in den 60er Jahren sehr gestisch, sehr expressiv gemalt haben. Und da schließen im Grunde nahtlos die deutschen Künstler Baselitz, Lüpertz und die anderen der Schenkung an, die bis heute ganz große deutsche oder europäische oder weltweit sehr nachgefragte Maler sind."
"Standart Dresden", zehn frühe Holztafeln des damals 31-jährigen Penck aus dem Jahre 1970, bemalt mit rätselhaften Zeichen, Lettern, Symbolen und Strichmännchen können als Schlüsselwerk des "Systemdenkers" unter den Malern gelten. Georg Baselitz ist unter anderem mit seiner frühesten Gemälde-Serie aus dem Jahre 1979 vertreten.
"Sie heißt: 'Der Italiener', und es sind sechsmal Porträts dargestellt, und es ist im Grunde die Vorarbeit für das plastische Wirken von Baselitz. Kurz nach dieser Serie hat er eben angefangen, die großen monumentalen Körper in Holz zu hauen, und das hat mich wirklich richtig positiv getroffen, dass wir diese wunderbare Serie jetzt in Emden zeigen können."
Überhaupt sind viele Frühwerke unter den geschenkten Arbeiten, Skulpturen und Bilder, in denen Künstler neue Ausdrucksmöglichkeiten erproben oder ein Motiv erstmalig aufgreifen. Das gilt auch für den mit sechs Arbeiten vertretenen Jörg Immendorff. In seinem Gemälde "Guttuso" - Anspielung auf einen realistischen italienischen Maler - baut er schon mal die düstere, anspielungsreiche Kneipen-Szenerie auf, die der Beuys-Schüler später in seiner berühmten Serie "Café Deutschland" wieder aufgreifen wird.
"Im Grunde ist Immendorff hier der große Theaterdirektor, der seine Puppen tanzen lässt, und unter diesem Arsenal von Figuren finden sich etwa Joseph Beuys, dort findet sich Penck, dort befindet sich der Künstler selber, dort wird an Fahnen rumgezündelt. Also im Grunde ist es ein Kaleidoskop von historischen Ereignissen aus der Politik, aber auch aus der Kunstwelt und wird dort wirklich mit schwarzem Humor lustvoll von Jörg Immendorff inszeniert."
Offenbar hat schon der anonym bleibende Sammler ein waches Auge auf Werke gehabt, in denen sich bei den damals jungen Künstlern Neues, Bahnbrechendes ankündigte. Aber warum bleibt ein offenbar so kunstverständiger Mäzen anonym?
"Wir hätten natürlich gerne mit ihm hier auch gemeinsam gefeiert, aber auf der anderen Seite finde ich es moralisch eine sehr hochstehende Geste zu sagen: Ich selber bleibe im Hintergrund, ich möchte, dass es um die Kunst geht, und ich möchte ganz explizit auch eine Aufmerksamkeit auf eure wissenschaftliche Arbeit lenken, und ich glaube, das ist damit auch gelungen."
Der große Gönner also eine wohltuende Ausnahme im Vergleich mit manchen Mäzenen, die sich in ihren gar nicht so altruistischen Schenkungen selbst feiern oder ihrem Unternehmen etwas künstlerischen Glanz aufpolieren wollen. Nils Ohlsen:
"Er ist ein Weltbürger. Es ist jemand, der in Sachen Kunst in der ganzen Welt zu Hause ist, und wenn so jemand sich für uns entscheidet, dann ist das für unsere Arbeit natürlich eine riesige Bestätigung und motiviert uns für die Zukunft."
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Die Ausstellung "Rebellen & Söhne" ist in der Kunsthalle Emden noch bis zum 27. September zu sehen.