Nobelpreisträger von Verlagen durchweg abgelehnt
Schafft es der Romanauszug eines Schriftstellers, der mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, heute noch in einen Verlag? Ein Fan von Claude Simon hat das in Frankreich ausprobiert. Das Ergebnis war verblüffend.
Ein Literaturliebhaber von Claude Simon (1913 – 2005) schickte einen Auszug von dessen Buch "Le Palace" an 19 Verlage – von 12 Verlagen kam eine Absage, 7 reagierten gar nicht. Der französische Schriftsteller war 1985 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden.
"Das ist kein einfacher Text, um es gelinde zu sagen", räumt die Verlegerin und Literaturagentin Elisabeth Ruge ein. "Er ist in vielen Ländern nur in kleinen Verlagen erschienen, die sich auf Übersetzungen oder auch auf schwierige Texte spezialisiert hatten."
Dieses Buch, das um das Thema des spanischen Bürgerkriegs und damit verbunden um die Aufarbeitung der linken Bewegung kreist, habe es schon zu Lebzeiten des Autors schwer gehabt, so Ruge.
Kaum Chancen für schwierige Texte
Es passiere Verlagen und Lektoren immer wieder, dass wichtige Texte unerkannt an ihnen vorbeigingen, sagt Ruge. Sie sieht eine andere Gefahr, die sich auch an diesem Experiment zeige:
"In vielen Häusern räumt man in meinen Augen den Marketingabteilungen ein zu hohes Mitspracherecht ein. Traditionell fand ich es immer gut, wenn es Verlagsrunden gibt, wo vor allem im Lektorat vor allem mal über Texte diskutiert wird – auch um dann schwierige Entscheidungen zu treffen. Es ist wichtig, über Texte zu diskutieren, ohne gleich ihre 'Pitchbarkeit' in den Vordergrund zu stellen oder darüber nachzudenken, ob die Autorin oder Autor für eine Homestory gut ist. Dadurch wird es für schwierige Texte zunehmend schwer, in Verlagen unterzukommen."
(cosa)