Die Suche nach dem Warum
Nach dem Massaker von Orlando sucht Amerika nach Erklärungen: Was ließ Omar Mateen zum Attentäter werden? Noch gibt es darauf keine eindeutige Antwort. Unterdessen sind die Anschläge längst zum Wahlkampfthema geworden.
Die große Frage ist die nach dem Warum. Die Polizei hat das Haus von Omar Mateen durchsucht und durchkämmt seine Online-Aktivitäten, um herauszufinden, was ihn zu der Tat getrieben hat. Mateen selber hatte sich in einem Telefonanruf kurz vor der Tat zur Terrorgruppe IS bekannt.* Die Ermittler wollen nun wissen, ob er sich selber radikalisiert hat oder von anderen gesteuert wurde.
Seine Familie ist ratlos. Nur eine Frage würde er Omar stellen, sagt Seddique Mateen, der Vater des Täters: "Warum?" Er sei schockiert und traurig. Als er Omar am Tag vor der Tat das letzte Mal gesehen habe, sei alles wie immer gewesen:
"Er kam vorbei, um mich und seine Mutter zu besuchen, und mir ist nichts aufgefallen, was irgendwie anders gewesen wäre."
Seddique Mateen selber ist politisch engagiert und hat in Videos Unterstützung für die afghanischen Taliban erkennen lassen. Die "Washington Post" berichtet allerdings auch, dass die Videos oft unzusammenhängend und sprunghaft seien, in einem gebe Mateen sich als Präsident des Landes.
"Er war krank und wirklich verwirrt"
Omar Mateen, der Täter von Orlando, taucht darin nicht auf. Trotzdem werden die Behörden das ganz genau untersuchen, zumal das FBI Omar Mateen ja schon einmal wegen aufhetzerischer Aussagen und wegen möglicher Kontakte zu einem Selbstmordattentäter untersucht hatte - ohne Ergebnis allerdings.
Omar Mateens Ex-Frau Sitora Yusifiy deutet auf ein weiteres mögliches Motiv hin. Sie sagte im amerikanischen Fernsehen:
"Er war krank und wirklich verwirrt. Er ist verrückt geworden. Und es gab Momente, in denen er klargemacht hat, dass er Homosexuelle nicht ausstehen kann."
Möglicherweise hat auch beides bei Mateens Tat zusammengespielt: politischer Extremismus und Schwulen- und Lesbenhass, man weiß es einfach derzeit noch nicht.
Trump sieht sich in politischer Haltung bestärkt
Während die Polizei nach dem Motiv sucht, leiden viele Anghörige und Freunde von Opfern noch unter fürchterlicher Ungewissheit. Die Polizei gab bis zum frühen Montagmorgen Ortszeit die Namen von 15 Opfern bekannt. Viele Familien wissen bis jetzt noch nicht, was mit ihren Söhnen und Töchtern, Brüdern und Schwestern, Männern und Frauen passiert ist.
Die politische Debatte ist unterdessen voll entbrannt. Donald Trump wurde dafür kritisiert, dass er sich online für Glückwünsche bedankte, die er bekommen habe, weil er - so wörtlich - recht habe in der Frage des radikalen Islamismus. Das erschien vielen Kommentatoren unpassend angesichts einer solchen Tragödie.
Trump will heute noch eine Rede über den Terrorangriff, über Einwanderung und Nationale Sicherheit halten. Und Hillary Clinton wird mit ihren eigenen Erklärungen reagieren - die Tragödie von Orlando wird zum Wahlkampfthema in den USA.
* Inzwischen wurde bekannt, dass der Attentäter nach seinen ersten Schüssen in dem Nachtclub die Polizei anrief und sich zur Terrormiliz IS bekannte. Das teilte die Polizei der Stadt mit. Zuvor hatte es geheißen, der Angreifer habe sich vor seiner Tat zum IS bekannt.