Täter war Behörden bekannt
Der Mann, der in der kanadischen Hauptstadt Ottawa einen Mann erschoss und ins Parlamentsgebäude eindrang, war Medien zufolge als "Reisender mit hohem Sicherheitsrisiko" bekannt. Der Verdacht, es habe einen Mittäter gegeben, hat sich bislang nicht bestätigt.
Um 9.52 Uhr Ortszeit gehen die ersten Meldungen bei der Polizei in Ottawa ein. Passanten haben beobachtet, wie ein Mann einen Soldaten der Ehrenwache vor dem Mahnmal für die kanadischen Kriegstoten erschossen hat. Der Soldat stirbt bald darauf, Wiederbelebungsversuche bleiben erfolglos.
Ein Zeuge beobachtet, wie der Todesschütze nach der Tat triumphierend die Arme in die Höhe reckt. Dann läuft der Täter, der schwarz gekleidet ist und ein schwarzes Tuch vor dem Gesicht trägt, vom Mahnmal in Richtung des Parlamentsgebäudes.
Der Bauarbeiter Matthew Blaise hat von seiner Baustelle gegenüber des Parlamentes den Täter beobachtet:
"Erst hörte ich eine Reihe von Schüssen. Wir haben uns erstmal in Deckung gebracht. Dann sah ich, wie der Mann ein Auto mit vorgehaltener Waffe anhielt, sich reinsetzte, losfuhr, dann vor dem Parlament stoppte und in das Gebäude ging."
Im Gebäude hörten dann viele Zeugen Schüsse, 20 oder 30 an der Zahl. Im Parlamentsgebäude hielten sich Besucher auf, die Parteien waren zu Fraktionssitzungen zusammengetreten. John McKay ist Abgeordneter der liberalen Partei, er sei gerade im Fraktionsraum angekommen, als er die Schüsse hörte.
"Ich hatte meine Jacke kaum ausgezogen, da hörte ich es. Zunächst dachte ich, das sei Lärm von den Bauarbeiten. Dann kamen die Sicherheitsbeamten angerannt und drängten uns in den hinteren Teil des Gebäudes."
Hunderte von Polizisten suchten nach Mittätern
Der Attentäter lief offenbar auch an dem Fraktionsraum vorbei, in dem sich Ministerpräsident Stephen Harper aufhielt. Dann hat nach Angaben von Zeugen der Sicherheitschef des Parlaments den Täter gestellt und erschossen. Hunderte von Polizisten suchten stundenlang das Umfeld des Parlamentes nach eventuellen Mittätern ab.
Bereits am Montag dieser Woche hatte ein mutmaßlicher Islamist einen Soldaten angefahren und getötet, und einen weiteren schwer verletzt. Der Täter wurde von der Polizei erschossen. Ob es eine Verbindung zwischen den Taten gibt ist unklar.
"Angriff auf unser Land, unsere Werte, unsere freie Gesellschaft"
Der kanadische Ministerpräsident Stephen Harper erklärte, die Anschläge belegten, dass Kanada nicht immun sei gegen Terrorismus:
"Wir betrachten Angriffe auf unser Sicherheitspersonal und unsere demokratischen Institutionen als Angriff auf unser Land, unsere Werte, unsere freie Gesellschaft, die die Menschenwürde für alle Kanadier sichert. Wir lassen uns nicht einschüchtern."
Kanada ist Teil der militärischen Koalition gegen die den sogenannten Islamischen Staat in Syrien und dem Irak. Damit ist das Land auch auf dem Schirm islamistischer Terroristen. Und: Kanada fürchtet genau wie andere westliche Länder, dass das Land auch weiter Anschlagsziel radikalisierter Islamisten mit kanadischem Pass bleibt. Derzeit sollen etwa 50 Kanadier im Irak und Syrien auf Seiten der Terrormiliz IS kämpfen.