Ansichten eines Beinahe-Popstars
Nach dem Erscheinen seiner CD "In Hypnose" 2005 wurde der Musiker mit Kritikerlob überhäuft und ihm prophezeit, er werde bald ein Star sein. Zwar hatte Friebe ein treues Publikum, doch der Massenerfolg blieb aus. So fand Friebe Zeit zum Schreiben und gibt in "52 Wochenenden" Einblicke in die Berliner Musikszene und das Leben eines Popstars in Wartestellung.
Schön ist einerseits, wenn jemand über Nacht zum Star wird und das Publikum entzückt im Mantra "a star was born" zusammenfindet. Vielleicht ist andererseits aber noch schöner - und für unsere Post-Postmoderne typischer - wenn die Maieutiker, die Geburtshelfer der Stars, die Medien, fast einstimmig nach Erscheinen der CD "In Hypnose" (2005) dem Popmusiker Jens Friebe das Zeug zum Star bescheinigen, nein, sogar das bereits-Star-Sein - dass Publikum und die Musiksender aber vorerst noch nicht so richtig mitgehen. Das Album "In Hypnose" ist eines der besten Beispiele dafür, dass Kritikerlob und Publikumserfolg nicht synchron gehen müssen.
Und nun dürfen seine Fans, zu dem sich der Rezensent unbedingt zählt, ganz langsam und detailliert zuschauen, wie sich allmählich der zweifellos verdiente Rundum-Erfolg einstellt - eine einzigartige Chance empirischer Sozialkunde. Wie dichtete Jens Friebe doch auf seinem ersten Album "Vorher Nachher Bilder" von 2004: "Ich will, dass du mich liebst, weil ich ein Star bin."
Jens Friebes Kolumnenband "52 Wochenenden. Texte zum Durchmachen", in dem er durchaus offenlegt, dass die Idee für das zunächst im Internet veröffentlichte Projekt von seiner Plattenfirma stammt, damit er im Gespräch bleibe, zeugt wie Friebes erstklassige Liedtexte von einem eminenten Schreibtalent. In der taz-Kollektivkolumne "Ausgehen - Rumstehen" bekam man bereits eine Probe seiner gleichsam gutmütig über allem schwebenden Ironie, die auch einmal spontan in die Hässlichkeiten der Welt und der Menschenexistenz derartig hinein beißen kann, dass heilsamer Brechreiz entsteht.
Geschildert werden, neben vielen hellen Bemerkungen zur Musikwelt, die publikumsmäßig bescheidenen Tourneen mit selbstbewussten Rückblenden in Kindheit und Adoleszenz, sowie Reflexionen über Gott, die Welt und Kühe mit Witz. Man erhält Einblick in die elitäre Berliner Szene um die Rockband "Britta" und die Kölner Wurzeln des 1975 zur Welt gekommenen Friebe, der auch schon als präziser Musikjournalist für das Magazin "intro" glänzte.
Über allem schwebt der Segen des Über-Pop-Journalisten Dietmar Dath, der sich auch in einem Vorwort des Kolumnenbandes manifestiert. Mit Friebe könnte man seine Texte als "egozentrische Sittengemälde" bezeichnen. "Wie schön!" kann der Leser nicht enthalten auszurufen, wenn er liest:
"'Habt ihr Lust heute Abend in einen Pornofilm zu gehen?', fragte Julian mich und Dr. Miess, während wir drei uns im Park auf einem begehbaren Schachbrett sonnten. Um uns herum lagen warmes Laub und das Bauernmassaker eines fremden Remis."
Es folgt eine plausible Analyse von Pornos weiblicher Regisseure. Eine von vielen Erleuchtungen, die das Warten auf die nächste Platte des veritablen Popstars Jens Friebe erträglich machen.
Rezensiert von Marius Meller
Jens Friebe: 52 Wochenenden. Texte zum Durchmachen
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007.
187 Seiten, 8 Euro 95.
Und nun dürfen seine Fans, zu dem sich der Rezensent unbedingt zählt, ganz langsam und detailliert zuschauen, wie sich allmählich der zweifellos verdiente Rundum-Erfolg einstellt - eine einzigartige Chance empirischer Sozialkunde. Wie dichtete Jens Friebe doch auf seinem ersten Album "Vorher Nachher Bilder" von 2004: "Ich will, dass du mich liebst, weil ich ein Star bin."
Jens Friebes Kolumnenband "52 Wochenenden. Texte zum Durchmachen", in dem er durchaus offenlegt, dass die Idee für das zunächst im Internet veröffentlichte Projekt von seiner Plattenfirma stammt, damit er im Gespräch bleibe, zeugt wie Friebes erstklassige Liedtexte von einem eminenten Schreibtalent. In der taz-Kollektivkolumne "Ausgehen - Rumstehen" bekam man bereits eine Probe seiner gleichsam gutmütig über allem schwebenden Ironie, die auch einmal spontan in die Hässlichkeiten der Welt und der Menschenexistenz derartig hinein beißen kann, dass heilsamer Brechreiz entsteht.
Geschildert werden, neben vielen hellen Bemerkungen zur Musikwelt, die publikumsmäßig bescheidenen Tourneen mit selbstbewussten Rückblenden in Kindheit und Adoleszenz, sowie Reflexionen über Gott, die Welt und Kühe mit Witz. Man erhält Einblick in die elitäre Berliner Szene um die Rockband "Britta" und die Kölner Wurzeln des 1975 zur Welt gekommenen Friebe, der auch schon als präziser Musikjournalist für das Magazin "intro" glänzte.
Über allem schwebt der Segen des Über-Pop-Journalisten Dietmar Dath, der sich auch in einem Vorwort des Kolumnenbandes manifestiert. Mit Friebe könnte man seine Texte als "egozentrische Sittengemälde" bezeichnen. "Wie schön!" kann der Leser nicht enthalten auszurufen, wenn er liest:
"'Habt ihr Lust heute Abend in einen Pornofilm zu gehen?', fragte Julian mich und Dr. Miess, während wir drei uns im Park auf einem begehbaren Schachbrett sonnten. Um uns herum lagen warmes Laub und das Bauernmassaker eines fremden Remis."
Es folgt eine plausible Analyse von Pornos weiblicher Regisseure. Eine von vielen Erleuchtungen, die das Warten auf die nächste Platte des veritablen Popstars Jens Friebe erträglich machen.
Rezensiert von Marius Meller
Jens Friebe: 52 Wochenenden. Texte zum Durchmachen
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007.
187 Seiten, 8 Euro 95.