Anstrengung und Genuss

"Ich bleib so scheiße, wie ich bin"

Rebecca Niazi-Shahabi im Gespräch mit Ute Welty |
Viele Menschen quälen sich zum Jahresende mit guten Vorsätzen, von denen dann viele wieder mal nicht eingehalten werden. Doch Selbstbildern nachzueifern, nur weil man sich gesellschaftliche Anerkennung verspricht, bringt nichts, meint die Buchautorin Rebecca Niazi-Shahabi.
Rebecca Niazi-Shahabi hat ein Buch mit programmatischem Titel geschrieben: "Ich bleib so scheiße, wie ich bin". Der Anlass dafür war, dass sie sah, wie unentspannt sie und ihre Freunde waren. Sie alle hatten das Gefühl, nicht genug aus ihrem Leben zu machen, sagte sie gegenüber Deutschlandradio Kultur.
Sie und ihre Freunde fühlten sich unter dem Druck, etwas erreichen zu müssen, mit dem man punkten kann, und ebenso unter dem Druck des Scheiterns: "Und wenn ich mein Ziel nicht erreiche, dann war alles umsonst."
Solche Gedanken halte sie aber für falsch, sagt Rebecca Niazi-Shahabi. Denn bei menschlichen Anstrengungen könne es "nicht nur um das Endergebnis gehen". Wenn eine Sache keinen Spaß mehr mache, dann sollte man in der Lage sein, das Ziel fallen zu lassen, betonte sie.
Die Herkunft dieses selbst auferlegten Leistungsdruckes, dass man nämlich seine Talente bestmöglich nutzen solle, verortet sie beim Philosophen Aristoteles und bei dessen Konzept der Eudaimonia, bei dem es darum geht, wie ein Mensch Wohlbefinden und Glückseligkeit erreichen kann. Aristoteles, so kritisiert Niazi-Shahabi, setze dabei aber voraus, dass etwa die Hausarbeit von Sklaven erledigt werde: "Der Bürger nutzt seine Talente und die anderen müssen arbeiten."
Bei vielen Menschen spüre sie ein "gebrochenenes Verhältnis zur Selbstverwirklichung" – daher empfehle sie eine andere Haltung, die sie so formulierte: "Es ist wichtig, was man will, und um das herauszufinden, muss man sich total verweigern."