Anthony Horowitz: "Trigger Mortis"

Bond neu geschüttelt und gerührt

Sean Connery als James Bond in der Badewanne am Telefonieren und Zeitschrift durchblättern, Schwarz-Weiß-Foto
Sean Connery als James Bond in "Diamonds Are Forever" © imago / Entertainment Pictures
Von Patrick Wellinski |
Der englische Autor Anthony Horowitz haucht James Bond frisches literarisches Leben ein. Sein Roman "Trigger Mortis - Der Finger Gottes" basiert auf unveröffentlichtem Material von Ian Fleming, dem Erfinder der Kultfigur.
Es ist knapp zwei Wochen her, da hat der britische Geheimagent James Bond Milliardär Auric Goldfinger das Handwerk gelegt und die Welt vor einem katastrophalen Gangster-Komplott gerettet. Deshalb liegt Bond zu Beginn von Anthony Horowitz' neuem Thriller "Trigger Mortis – Der Finger Gottes" mit seiner amerikanischen Partnerin Pussy Galore entspannt in einem Bett in London. Horowitz spinnt die Story, die der Autor Ian Fleming in den 1950er Jahren entwarf, einfach weiter.
Auch bei ihm ist Agent 007 kein Mann für die Ewigkeit. Schnell wird deutlich, dass die Affäre mit Pussy keine Zukunft hat. Wie praktisch also, dass Bond für einen neuen Fall abgerufen wird, der ihn zunächst auf den Nürburgring in der Eifel führt und dann sogar fast ins All. Natürlich passiert das alles nicht ohne tödliche Gefahren, schnelle Autos, internationale Geheimdienstverschwörungen und - wie sollte es sonst anders sein – einer beachtlichen Menge schlagfertiger Bond-Girls.
Mit der Lizenz, den Nachlass zu sichten
Zurück zu den Wurzeln: Das ist das Credo von Anthony Horowitz, der für den neuen James-Bond-Roman exklusiv den Auftrag der Ian-Fleming-Nachlassverwalter erhalten hat. Außerdem konnte er auf noch unveröffentlichte Skizzen und Manuskripte von Fleming selbst zurückgreifen. Aus diesen Quellen hat er seinen Plot gestrickt. Deshalb ist die Handlung in den 1950er Jahren angesiedelt, kurz nach der Handlung von "Goldfinger".
Es ist die größte Leistung des Romans, die Erinnerungen an den "Ur"-Bond – zumindest teilweise – wieder aufleben zu lassen. Der Agent ist hier der klassische Womanizer, der nie seinen Gefühlen nachgibt. Er ist ein harter, aber immer auch stilvoller Macho, der – wie er häufiger ungeniert betont – einfach nur die Welt retten möchte. Das unterscheidet ihn wohltuend von seinem derzeitigen Leinwandrepräsentanten Daniel Craig, der eine weinerliche Variante des 007 spielt und sogar Alkoholabstinenz predigt.
Ein Bond mit neuen Facetten
Davon kann bei Horowitz keine Rede sein. Der US-Autor plottet die Handlung recht klassisch, bleibt dabei den Fleming-Originalen weitestgehend treu und hat so Flemings Grundidee beibehalten. Besonders schön dabei sind die britisch-nüchternen inneren Monologe des Geheimagenten Bond, der sich zum Beispiel fragt, ob all die Handlanger, die er auf seinen Missionen umlegt, eigentlich eine Familie und Kinder haben. Hier erfährt die Bond-Figur also eine elegante Vertiefung und offenbart neue Facetten, ohne gleich umgedeutet zu werden.
Schade, dass Anthony Horowitz sich häufig redundant ausdrückt. So gipfelt eine Autoverfolgungsjagd mit der banalen Feststellung: "Bond fragte sich, wer schneller sein würde." Eine Selbstverständlichkeit: Worum geht es denn sonst bei einer Verfolgungsjagd? Außerdem hätte man sich etwas komplexere Spannungsbögen gewünscht. Bis auf den finalen Showdown gibt es so gut wie keine Parallelhandlung, keine Beschleunigung des Plots, zum Beispiel durch die Auflösung einer Handlung in unterschiedliche Szenen oder Perspektiven. Da hätte Horowitz durchaus etwas filmischer denken können.
Ansonsten ist "Trigger Mortis" solide Fanfiction, die vor allem im Dunstkreis der Bond-Verehrer auf viel Wohlwollen stoßen wird.

Anthony Horowitz: Trigger Mortis – Der Finger Gottes
aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Cross Cult Verlag, Ludwigsburg 2015
380 Seiten, 16.99 Euro

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