Das Zeitalter des Menschen hat begonnen
Der Mensch nimmt heute einen enormen Einfluss auf Atmosphäre und Geologie. Manche sprechen schon von einem neuen Erdzeitalter - dem Anthropozän. Kunst und Wissenschaft befassen sich gleichermaßen mit dem Thema, zuletzt in Berlin, jetzt auch in München.
Das Anthropozän - ein neues Zeitalter und eine neue Rolle für den Menschen. Wir sind Gestalter des Planeten und wir sollten auch dessen Hüter sein. Denn es gibt die Natur nicht mehr im bisherigen Sinne, die alles ausgleicht und alles irgendwie wieder nachwachsen lässt. Heute im Anthropozän steht der Mensch in der Verantwortung, sagt Katrin Klingan, Kuratorin im Haus der Kulturen der Welt.
"Das macht dieses Anthropozän auf der einen Seite so attraktiv, weil es einfach einen Rahmen setzt, der extrem interessant ist, um uns unsere eigene zivilisatorische Entwicklung einmal näher anzuschauen. Auf der andere Seite ist die Herausforderung und die Schwierigkeit mit dem Anthropozän aber auch, dass es einem permanent entgleitet."
"Das macht dieses Anthropozän auf der einen Seite so attraktiv, weil es einfach einen Rahmen setzt, der extrem interessant ist, um uns unsere eigene zivilisatorische Entwicklung einmal näher anzuschauen. Auf der andere Seite ist die Herausforderung und die Schwierigkeit mit dem Anthropozän aber auch, dass es einem permanent entgleitet."
Riesige Mengen Plastikmüll verseuchen die Meere
Um das Anthropozän fassbar zu machen, haben hochrangige Geologen aus aller Welt, Klimaforscher, Juristen und Ökologen Vorträge gehalten, diskutiert und Workshops organisiert. Es gab Konzertreihen mit unmenschlicher Musik, böser Musik und doofer Musik. Schüler kamen, Nachwuchswissenschaftler und Künstler wie Pinar Yoldas.
"Du bist in diesem System gefangen, du musst konsumieren, um weiterzuleben. Aber wir sind uns der Konsequenzen bewusst. Das ist ein ständiger Widerspruch. Das Anthropozän ist für mich ein psychologischer Zustand."
In Los Angeles, wo die türkische Architektin und Designerin mittlerweile lebt, ist ihr der Plastikmüll extrem aufgefallen: Berge aus Plastikbechern, Plastikschalen und Getränkeflaschen. Sogar im Meer gibt es riesige Plastikmengen, die dort herumtreiben.
"Vor vier Millionen Jahren hat sich das Leben im Meer entwickelt, und jetzt sind die Ozeane voll mit Plastik. Und diese Verbindung aus Künstlichem und Natürlichem, gerade dort, ließ mich über neue Lebensformen nachdenken."
Pinar Yoldas baut aus Plastik-Knetmasse Muscheln, Korallen und Schildkröten. Designmodelle künftiger Lebewesen, die Plastik verwerten können. Eine hübsche Vorstellung. In Berlin präsentierte Pinar Yoldas ihre Objekte zusammen mit Regine Hengge. Die Professorin für Mikrobiologie erzählte von ihrer Arbeit: Die Evolution, sagt Regine Hengge, sei durchaus in der Lage, irgendwann Meeresbakterien hervorzubringen, die in der Lage sind, Plastik wieder umzuwandeln. Da das aber noch hunderttausend Jahren dauern kann, suchen die Forscher schon heute nach Enzymen, die Plastik abbauen können.
"Hätten wir jetzt bestimmte Enzyme, die das könnten, dann könnte man sagen, o.k. die Geninformation für die Enzyme könnte man den Bakterien theoretisch einpflanzen, man könnte damit Plastikabbauende Bakterien züchten. Dann ist die nächste Frage: Sollte man so etwas freisetzen? Gentechnisch veränderte Bakterien!"
In Los Angeles, wo die türkische Architektin und Designerin mittlerweile lebt, ist ihr der Plastikmüll extrem aufgefallen: Berge aus Plastikbechern, Plastikschalen und Getränkeflaschen. Sogar im Meer gibt es riesige Plastikmengen, die dort herumtreiben.
"Vor vier Millionen Jahren hat sich das Leben im Meer entwickelt, und jetzt sind die Ozeane voll mit Plastik. Und diese Verbindung aus Künstlichem und Natürlichem, gerade dort, ließ mich über neue Lebensformen nachdenken."
Pinar Yoldas baut aus Plastik-Knetmasse Muscheln, Korallen und Schildkröten. Designmodelle künftiger Lebewesen, die Plastik verwerten können. Eine hübsche Vorstellung. In Berlin präsentierte Pinar Yoldas ihre Objekte zusammen mit Regine Hengge. Die Professorin für Mikrobiologie erzählte von ihrer Arbeit: Die Evolution, sagt Regine Hengge, sei durchaus in der Lage, irgendwann Meeresbakterien hervorzubringen, die in der Lage sind, Plastik wieder umzuwandeln. Da das aber noch hunderttausend Jahren dauern kann, suchen die Forscher schon heute nach Enzymen, die Plastik abbauen können.
"Hätten wir jetzt bestimmte Enzyme, die das könnten, dann könnte man sagen, o.k. die Geninformation für die Enzyme könnte man den Bakterien theoretisch einpflanzen, man könnte damit Plastikabbauende Bakterien züchten. Dann ist die nächste Frage: Sollte man so etwas freisetzen? Gentechnisch veränderte Bakterien!"
Die Folgen der überwundenen Natur
Was würde so ein Eingreifen langfristig bewirken? Hätten wir das unter Kontrolle? Solche Fragen treffen den Nerv des Anthropozäns – schließlich geht es immer auch um die Dimension und die Tragweite des menschlichen Handelns.
65.000 Gäste haben sich in Berlin in globale Verantwortung eingefühlt, jetzt gibt es diese Möglichkeit auch in München. "Willkommen im Anthropozän" heißt die Ausstellung im Deutschen Museum für Technik, die jetzt anläuft. Bestückt ist sie zum großen Teil aus dem Museumsfundus, erklärt Kuratorin Nina Möllers.
"Also gerade das Deutsche Museum ist ja 1903 gegründet und steht sehr stark unter diesem Einfluss des Fortschrittsglaubens, der Technikgläubigkeit, die damals vorherrschte. Die Vorstellung, dass Technik uns helfen kann, bestimmte Widerstände der Natur zu überwinden."
Und jetzt, ein Jahrhundert nach der Museumsgründung, spiegelt die Ausstellung die Folgen der überwundenen Natur. Roboter stehen neben lebenden Pflanzen, Satellitenbilder zeigen eine menschgemachte Erde. Riesige Agrarkulturen. Schnell entsteht so das Bild: Die Erde ist ein Apparat - und der Menschen am Steuerknüppel. Der Technikbegriff muss sich im Anthropozän erweitern, sagt Nina Möllers:
"Also eben nicht nur die Maschinentechnologie, die in irgendwelchen Forschungslaboren entwickelt wird und dann irgendwo angewendet wird, sondern auch das Lernen der Kulturtechnik, des Umgangs mit der Technik. Und vielleicht auch das Erlernen von Techniken, über die Technik zu sprechen und zu debattieren. Um dann wirklich entscheiden zu können, was wollen wir, was wollen wir nicht."
65.000 Gäste haben sich in Berlin in globale Verantwortung eingefühlt, jetzt gibt es diese Möglichkeit auch in München. "Willkommen im Anthropozän" heißt die Ausstellung im Deutschen Museum für Technik, die jetzt anläuft. Bestückt ist sie zum großen Teil aus dem Museumsfundus, erklärt Kuratorin Nina Möllers.
"Also gerade das Deutsche Museum ist ja 1903 gegründet und steht sehr stark unter diesem Einfluss des Fortschrittsglaubens, der Technikgläubigkeit, die damals vorherrschte. Die Vorstellung, dass Technik uns helfen kann, bestimmte Widerstände der Natur zu überwinden."
Und jetzt, ein Jahrhundert nach der Museumsgründung, spiegelt die Ausstellung die Folgen der überwundenen Natur. Roboter stehen neben lebenden Pflanzen, Satellitenbilder zeigen eine menschgemachte Erde. Riesige Agrarkulturen. Schnell entsteht so das Bild: Die Erde ist ein Apparat - und der Menschen am Steuerknüppel. Der Technikbegriff muss sich im Anthropozän erweitern, sagt Nina Möllers:
"Also eben nicht nur die Maschinentechnologie, die in irgendwelchen Forschungslaboren entwickelt wird und dann irgendwo angewendet wird, sondern auch das Lernen der Kulturtechnik, des Umgangs mit der Technik. Und vielleicht auch das Erlernen von Techniken, über die Technik zu sprechen und zu debattieren. Um dann wirklich entscheiden zu können, was wollen wir, was wollen wir nicht."