*Hinweis der Redaktion:
Der NDR weist darauf hin, dass der Anti-AfD-Aufkleber im Film "Polizeiruf 110" nicht auf Druck der AfD, sondern auf eine Presseanfrage hin in der Mediathekenfassung verpixelt worden sei. Der Filmregisseur und die NDR-Redaktion seien sich über den Vorgang einig gewesen. Nach Angaben des NDR ist der betroffene Aufkleber unbeabsichtigt in den Film gelangt.
Vorauseilender Gehorsam?
04:07 Minuten
Nur kurz kam der Schriftzug "FCK AfD" ins Bild. Doch Proteste der Rechtspopulisten gegen Eoin Moores Rostocker "Polizeiruf 110" veranlassten den NDR, eine Szene nachträglich zu retuschieren. Moores Kollegin Angelina Maccarone findet dies unfassbar.
Nur wenige Sekunden lang war ein Anti-AfD-Schriftzug in der Rostocker "Polizeiruf"-Folge "Für Janina" vom 11. November 2018 zu sehen: Kommissarin Katrin König, an deren Laptop Sticker wie "Atomkraft – nein danke" oder "FCK NZS" kleben, hat "FCK AfD" (Fuck AfD) an ihrer Büropinnwand hängen.
In der Mediathek können Fernsehzuschauer das nicht mehr nachvollziehen. Denn nach heftigem Protest seitens der AfD und der Jungen Union machte das Erste den Sticker im Film unkenntlich*.
Eine Aussage über den Zustand dieses Landes
Angelina Maccarone hat selbst schon einen "Polizeiruf 110" und mehrere "Tatorte" in Szene gesetzt. Dass der NDR den Film ihres Kollegen Eoin Moore im Nachhinein bearbeitet hat, hält die Regisseurin für einen beängstigenden Fall von Zensur: "Ich finde es krass, dass wir wirklich darüber reden, dass sich eine fiktive Person negativ über die AfD äußert – und das vom Sender dann in vorauseilendem Gehorsam entfernt wird." Darin sehe sie "eine Aussage über den Zustand dieses Landes, die mich wirklich besorgt".
Künstlerische Freiheit habe einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft – und dürfe nicht in Frage gestellt werden. Die ganze Debatte um den "Polizeiruf 110" sei "ungut" und biete der AfD erneut eine mediale Plattform.
Wird mit zweierlei Maß gemessen?
Andererseits sei es für sie selbst und ihre Kollegen aber auch wichtig, dazu Stellung zu beziehen. Offenbar würden die Öffentlich-Rechtlichen mit zweierlei Maß messen. "Niemand hätte sich darüber aufgeregt, wenn es ein Aufkleber gegen eine andere Partei gewesen wäre. Niemand regt sich darüber auf, dass im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in der Berichterstattung irgendwelche Demos, wo Galgen für Politikerinnen und Politiker, die namentlich genannt werden, gezeigt werden."
Sie hoffe, dass der aktuelle Fall keine Auswirkungen auf künftige Produktionen haben werde. Sie wünsche sich Debatten – doch diese sollten sich nicht nur auf die AfD konzentrieren, sondern generell klären, was im Fernsehen gezeigt werden solle und was nicht. (mkn)