Die Informierten und Intellektuellen gehen auf die Straße
Bei den aktuellen Protesten gegen die rumänische Regierung spielen Schriftsteller und Intellektuelle eine wichtige Rolle. Literatur habe in Rumänien schon immer politische Kraft entfaltet, sagt die Schriftstellerin Dana Grigorcea.
Bis zu einer halben Million Menschen gehen derzeit in Rumänien auf die Straße und fordern den Rücktritt der Regierung. Darunter offenbar auch viele Intellektuelle und Schritsteller.
"Es ist eine Demonstration der Informierten, es ist eine Demonstration der Intellektuellen", sagt die Schriftstellerin Dana Grigorcea im Deutschlandradio Kultur.
Grigorcea zufolge werden auf vielen Transparenten auch rumänische Schrifsteller zitiert. "Die rumänische Literatur war schon immer sehr militant - ein Spiegel der Zeit, in der sie entstanden ist -, weil die rumänischen Schriftsteller oft Journalisten oder Politiker waren. Und auch jetzt sind. Auch unter den heutigen Schriftstellern gibt es viele Journalisten und auch manche Politiker."
Eine lange Tradition der politischen Einmischung
Von Anfang an hätten sich die rumänischen Schriftsteller zu den Zuständen im Land geäußert. "Zum Beispiel der erste rumänische Roman, der 1863 erschienen ist, der trägt den Titel: 'Alte und neue Emporkömmlinge' und ist eine beißende Kritik an skrupellosen Parvenüs und korrupten Machtverhältnissen. Die rumänischen Schriftsteller haben sich immer aufgelehnt gegen die Korruption, gegen Politiker, die Bauernfänger sind, die Populisten sind, gegen die Vetternwirtschaft."
Leider kenne man diese Autoren im deutschsprachigen Raum viel zu wenig, so Grigorcea: "Mihai Eminescu, Vasile Alecsandri – einen großen rumänischen Schriftsteller – Marin Preda, nach dem viele rumänische Schulen benannt sind und der ermordet wurde unter Ceausescu wegen seinem Buch."