„Unserer unmaßgeblichen Meinung nach beschimpft ein Walther Rathenau durch die Tatsache, daß er als Gründer der Volksauswucherungsinstitute (der Kriegsgesellschaften), als Mann, der in Deutschlands Niederlage den ‚Sinn der Weltgeschichte‘ sah, als Mann, der mit kriminellen Verbrechern (Radek usw.) verhandelt, die Republik mehr als jeder andere im Deutschen Reich.
Jeder Photograph, der Abbildungen Rathenaus bringt, fällt unserer untertänigsten Anschauung nach, unter den neuen § 111a, denn die Wiedergabe dieses Gesichts ist eine ständige Provozierung zu Gewalttätigkeiten.“
Antisemitische Hetze gegen Außenminister Rathenau
Das NS-Parteiblatt ruft nach Lynchjustiz
„Wir meinen also (…), der Schutz dieser Republik könnte nicht besser gesichert sein, als wenn Walther Rathenau ins Zuchthaus käme, (…) (als) wenn die Leiter der ‚verfassungsmäßigen Staatsform‘, das ganze Gesindel, das Deutschland zweimal täglich in seinen Zeitungen besudelt, mit einem festen Strick Bekanntschaft machen ließe.“
„Es wird die Zeit kommen, wo die Namen Wirth und Rathenau dem deutschen Volke ebenso verhaßt sein werden, wie es heute schon der Name Erzberger ist, und die Enkel unseres Geschlechtes werden solche Namen verfluchen. Das ist gewiß.“
Einer der wüstesten Hassprediger
„An sich ist der Rapallo-Vertrag nichts weiter als ein reiner Friedensschluss auf gesunder und aufrichtiger Basis der Völkerverständigung; es ist derjenige Friedensvertrag, wie er unter menschlich denkenden Nationen durchweg hätte geschlossen werden müssen. Politische oder gar militärische Auswirkungen hat er nicht, es handelt sich lediglich um den Ausgangspunkt gesunder wirtschaftlicher und politisch nachbarlicher Beziehungen. (…)
Das Aufschäumen Frankreichs war die unangenehme Seite der Wirkung, aber sie brachte nur zum Ausdruck, was längst unter der Oberfläche gelegen hatte (…). Den übrigen Nationen gegenüber aber ist die Stellung Deutschlands so merklich gehoben, dass eine aktive Politik, wie wir sie alle erstreben, ihre erste Grundlage findet.“
„Nun Herr Rathenau. Ich habe ihm vorgeworfen und ich bleibe dabei, obwohl er mir jeden Augenblick den Staatsanwalt auf den Hals hetzen kann, er treibt eine Politik der bewußten Unwahrheit.“
Rohe antisemitische Verunglimpfungen
„Gewiß, Rathenau hat erklärt, er lache über mich, ich könne mir seinetwegen den Mund fußlig reden. Er weiß wohl, daß die Zeit noch nicht reif ist, daß es noch immer deutsche Richter gibt.“
Lasst uns froh und munter sein,
Schlagt dem Wirth den Schädel ein.
Lustig, lustig trallerallala,
Bald ist Wilhelm wieder da!
Auch Rathenau, der Walther,
Erreicht kein hohes Alter,
Knallt ab den Walther Rathenau
Die gottverfluchte Judensau!
Roth verurteilt, Rathenau ermordet
100 Jahre politischer Mord in Deutschland
Eine Sendereihe von Deutschlandfunk Kultur in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Von Elke Kimmel