Ein Kommentar von Adrian Lobe aus der Sendung "Fazit""
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Der Rechtsstaat sollte stärker durchgreifen
07:07 Minuten
Die Anhängerschaft hetzt gegen Juden und Frauen: Twitter will nun alle Konten sperren, die die Verschwörungsmythen im Zusammenhang mit QAnon weiterverbreiten. Richtig so, sagt Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter in Baden-Württemberg.
Der Kurznachrichtendienst Twitter will alle Konten, die Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit QAnon verbreiten, dauerhaft sperren. Die Ursprünge von QAnon liegen im Dunkeln. Was irgendwann einmal als Scherz angefangen haben soll, ist mittlerweile eine Art digitale Sekte geworden, die weltweit viele Tausend Anhängerinnen und Anhänger gefunden hat – auch in Deutschland.
"Der Grundverschwörungsmythos ist, dass es eine Weltverschwörung von Juden und Frauen gibt, die die Staaten beherrschen und alles unterwandern", sagt Michael Blume. Das erinnere an den Antisemitismus und die Hexenverfolgung des Mittelalters, erklärt der Religionswissenschaftler und Antisemitismusbeauftragte in Baden-Württemberg. "Und jetzt im 21. Jahrhundert haben wir wieder den gleichen Verschwörungsmythos – nur digital und im Internet – und mit prominenter Unterstützung."
Zunehmende Radikalisierung
Und wie meistens im Verschwörungsglauben laufe es auch hier leider am Ende auf Antisemitismus hinaus. "Das Judentum war die erste Religion, die mit dem Alphabet angefangen hat – die erste Bildungsreligion –, und deshalb glauben Verschwörungsgläubige eigentlich immer an die jüdische Weltverschwörung", sagt Blume.
Zwar sei der Einfluss von QAnon zumindest in Deutschland im Sinken begriffen, dennoch hält er die sich zunehmend radikalisierenden Anhängerinnen und Anhänger, die erkennbar in einer anderen Realität lebten, für gefährlich.
Wird die Sperrung der Twitterkonten nicht Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker gießen? Blume hält diese Maßnahme für richtig: "Laissez faire" gegenüber QAnon, wie vielfach in den USA der Fall, sei jedenfalls eine denkbar schlechte Lösung. Er plädiert dafür, "den Missbrauch von digitalen Medien, wie auch von anderen Medien" zu bekämpfen.
"Ich finde sogar, da könnte unser Rechtsstaat noch einen Tick härter sein. Und ich verstehe nicht, wie jemand wie Attila Hildmann seit Monaten seinen Hass verbreiten kann, ohne dass Polizei und Justiz dagegen einschreiten", kritisiert der Antisemitismusbeauftragte.
(mkn)