Anton Bruckners musikalische Anfänge

Geborgen in der Tradition

Komponist Anton Bruckner
Undatiertes Foto des österreichischen Komponisten Anton Bruckner. © picture alliance / dpa
Anton Bruckner erscheint künstlerisch als extremer Spätzünder: als er die ersten seiner monumentalen Sinfonien schrieb, war er bereits in den 40ern und hatte die Mitte seines Lebens überschritten. Dennoch gab es für ihn auch vorher schon ein klingendes Leben.
Dabei kam der gewaltigen Klosteranlage des Stiftes St. Florian bei Linz eine entscheidende Rolle zu: hier, wo er zwischen 1845 und 55 zehn Jahre lang wohnte und arbeitete, vollzog sich seine Wandlung vom Lehrerberuf, in dem er ausgebildet worden war, zu einem der besten Organisten seiner Zeit, zunehmend begleitet von eigenen kompositorischen Versuchen.
Dabei konnte sich der keineswegs mehr jugendliche Künstler – er ging ja bereits auf die 30 zu – an einem fest gefügten Kanon orientieren, wie angemessen fromme und wirksame katholische Kirchenmusik zu klingen habe; gerade in den prächtigen und jeder Art Kunstübung freundlichen österreichischen Klöstern gab es eine ungebrochene Musiktradition, die über die Zeit der Wiener Klassiker bis tief hinab in die Musiktraditionen des 17. Jahrhunderts reichte. Auf diesen Grundlagen entstand eine zwar nicht umwerfend innovative, aber immer handwerklich souveräne und gut hörbare Musik, die wunderbar zwischen den Erfordernissen der Liturgie und dem "weltlichen" Bedürfnis nach sowohl angenehmen wie emotional berührenden Klängen vermittelte.
In diese Klanggärten pflanzte nun auch der angehende Komponist Bruckner seine ersten größeren Versuche, die bereits einige Züge seiner ganz persönlichen Handschrift zeigen, vor allem aber Zeugnis des hohen Niveaus der damaligen klösterlichen Musikpflege entlang der Donau sind. Das Programm des RIAS-Kammerchors und der Akademie für Alte Musik unter Leitung von Lukas Borowicz lässt einige von ihnen mit drei Werken älterer Kollegen korrespondieren, die damals zum Repertoire der Kirchenmusik in St. Florian gehörten: quasi der Mutterboden, aus dem später einer der großartigsten Sinfoniker aller Zeiten hervortreiben sollte.


Johann Baptist Gänsbacher
Te Deum D-Dur
Anton Bruckner
Psalm 114 G-Dur
Andante d-moll
Sakramentslied "Tantum Ergo" B-Dur
Magnificat B-Dur
Missa solemnis b-Moll
Robert Führer
"Christus factus est"
Joseph Eybler
"Magna et mirabilia"
Johanna Winkel, Sopran
Sophie Harmsen, Alt
Sebastian Kohlhepp, Tenor
Ludwig Mittelhammer, Bass
RIAS Kammerchor
Akademie für Alte Musik Berlin
Leitung: Lukas Borowicz