Antonia Baum: "Eminem"
KiWi Musikbibliothek
128 Seiten, 10 Euro
"Wenn der das kann, kann ich das auch"
07:08 Minuten
Die Autorin Antonia Baum ist Feministin und als solche sollten ihr die Texte von Eminem eigentlich zuwider sein. Doch der Rapper hatte einen so großen Einfluss auf sie, dass sie ihm nun ein Buch gewidmet hat.
Eminem ist einer der größten Rapper, den die Hip-Hop-Kultur hervorgebracht hat. Auf technischer Ebene gilt er als einer der schnellsten Rapper der Welt und es gibt kaum jemanden, der so gut reimen kann wie er. Auch inhaltlich hat er Hip-Hop um einige Facetten erweitert.
Gleichzeitig ist der Rapper aus Detroit auch immer wieder mit frauenfeindlichen Texten und Handlungen aufgefallen. Die Autorin Antonia Baum ist trotzdem Fan des Rappers, der bürgerlich Marshall Mathers heißt:
"Als ich begann mit Eminem, da war ich 17 und hatte nicht viel am Hut mit Feminismus. Das haben irgendwelche Lehrerinnen gemacht. Oder meine Mutter. Das war nichts, was mich interessiert hat."
Man wollte halt keine "Bitch" sein
Aber Rapper seien cool gewesen, überwiegend männlich - und sie hätten Frauen beleidigt. Um selber cool zu sein und keine "Bitch", auf die von oben herabgesehen wird, musste Baum die problematischen Aspekte des Raps ausblenden. Dies habe dann sogar zu zusätzlicher Anerkennung geführt, weil man eben nicht das "hysterische und beleidigte" Mädchen gewesen sei, berichtet sie.
Richtig bewusst seien ihr die problematischen Texte dann erst später geworden. Dem gegenüber stand für sie, was Eminem auf anderen Gebieten leistete. Er habe dem sehr status-begeisterten Rap eine neue Geschichte hinzugefügt, die des Losers:
"Und dann war da auch eine anarchistische Energie in dieser Musik, die sich einfach gegen alles richtete, was behauptete, die Welt ist schön. Und er konnte gut erzählen. Er hat einfach ein Talent, was Sprache angeht. Er kann mit Sprache Sachen machen, die sind besonders. Wenn man zum Beispiel an Stan denkt, das ist einfach eine richtig gut erzählte Story."
Seine Geschichte war irgendwann auserzählt
Die große Phase Eminems sei dann vorbei gewesen, als der große Erfolg kam. Dies sei ein Problem, das viele Rapper hätten, so Baum. Sie seien dann gut, wenn sie ihre Geschichte von unten nach oben erzählen könnten. Und bei Eminem sei diese Geschichte auserzählt:
"Da sitzt halt irgendein sogenannter alter weißer Mann in irgendeinem großen Anwesen in Detroit und guckt ins Internet und macht sich keine besonders klugen Gedanken. Der hat sich halt schlicht und ergreifend nicht weiterentwickelt. Er macht einfach weiter wie bisher. Und das Einzige, was ihm übrig bleibt, ist schnell zu rappen."
Trotzdem habe der Rapper aus Detroit einen großen Einfluss auf ihr Schreiben, sagt Baum: "Was mir beim Schreiben wichtig ist, ist Rhythmus. Kann sein, dass das viele Rap-Hören sich irgendwie drauf ausgewirkt hat. Was bei Eminem wichtig war für mein Schreiben, war seine 'Fuck You'-Attitude. Sein 'es ist mir wirklich egal, was du, du und auch übrigens du denkst'. Da habe ich gedacht: 'Okay, wenn der das kann, dann kann ich das auch.'"
(hte)