Wie soll der neue Mann sein?, haben wir die Autorin Tanja Dückers am Frauentag gefragt.
Wie soll die neue Frau sein?
Zum Frauentag hat die Autorin Tanja Dückers eine Liste veröffentlicht mit zehn Punkten, wie sie sich den neuen Mann vorstellt. Darauf antwortet jetzt der Autor Tilman Rammstedt und zählt neun Forderungen an die neue Frau auf.
1. Der neuen Frau ist es vollkommen wurscht, ob sie eine neue Frau ist, weil sie sonst womöglich Sätze anfängt mit "Also ich als neue Frau" und Sätze, alte, wie neue, sollten nie, nie, nie mit "Also ich als..." anfangen.
2. Die neue Frau nimmt sich bitte selbst so viel Pralinen, wie sie möchte, und fragt den neuen Mann dann aber bitte am Ende, ob er vielleicht die letzte Praline haben wolle. Wenn er "Ja" sagt, ist sie etwas enttäuscht, aber nicht sehr.
3. Die neue Frau sorgt sich gemeinsam mit dem neuen Mann die halbe Nacht lang, weil beide mal wieder nicht die Vorsorgetermine der Krankenkassen wahrgenommen haben, weil sie ehrlich gesagt beide gar nicht wussten, dass es so etwas gibt und beide ihre Krankenkassenkarte irgendwo verloren haben, wofür sie beide den anderen irgendwie verantwortlich machen, auch wenn sie heimlich genau wissen, dass das gar nicht stimmt.
4. Die neue Frau kauft dem neuen Mann halt in Gottes Namen ein pflaumenfarbenes Hemd und behauptet ihm gegenüber einfach, dass es in Wahrheit schwarz sei. Das ist schließlich einfach, weil der neue Mann, wie alle vernünftigen Männer, zumindest halbwegs farbenblind ist. Damit sind beide glücklich, und einer von ihnen ist darüber hinaus auch noch pflaumenfarben.
5. Die neue Frau sagt nicht: "Göttergatte" und schon gar nicht "GöGa". Sie sagt nicht "meine bessere Hälfte". Sie nennt Männer nicht ironisch "Herren der Schöpfung" und wackelt dabei bitte, bitte nicht mit dem Kopf herum. Sie sagt nicht, dass etwas "typisch" sei. Und wenn die neue Frau das trotzdem alles machen möchte, kann sie das gerne tun, dann aber lieber ohne mich.
6. Die neue Frau schaut Sportschau und "Bachelor" und Tagesschau und "Game of Thrones" und arte-Themenabende und alles gleichzeitig und alles mit Verve. Dann muss sie kurz auf "Stumm" schalten, weil sie einen Anruf bekommt, in dem ihr mitgeteilt wird, dass sie befördert wurde. Dann schaut sie weiter.
7. Die neue Frau wundert sich oft. Auch darüber, was neue Frauen und neue Männer angeblich alles so sollen. Manchmal wundert sie sich auch darüber, was manche immer noch für neu halten. Manchmal wundert sie sich über andere Dinge, über die Schönheit des Wortes "Lauchzwiebel" zum Beispiel. Oder darüber, wie potthässlich das neue pflaumenfarbene Hemd ihres Mannes ist.
8. Die neue Frau sagt zu ihren Kindern: "Boah ne, nicht schon wieder Star-Wars-Trumpfen. Wenn ich noch einmal Star-Wars-Trumpfen spielen muss, kotz ich im Strahl. Fragt mal lieber Papa." Der neue Mann tut dann so, als habe er keine Zeit. Er müsse Emily Dickinson lesen.
9. Die neue Frau ist solidarisch. Und nicht nur mit anderen Frauen. Der neue Mann ist solidarisch. Und nicht nur mit anderen Männern. Alle neuen sind solidarisch. Alle hören auf, zu dröhnen und zu zetern und viel zu viel zu twittern und vom anderen rein aufgrund ihres Geschlechts irgendetwas zu fordern, weil es sich entweder um Dinge handelt, die viel zu wichtig sind, um sie nur von der einen Hälfte der Menschheit zu fordern oder so unwichtig, dass man sie sich lieber vom anderen wünschen sollte anstatt sie zu fordern. Und dann ist es kurz mal still, alle schauen sich an, etwas ratlos, etwas gemeinsam und reichlich liebevoll, und dann geht ja eh wieder etwas anderes los.