App gegen Fahrradklau
Mehr als 5000 Fahrräder wurden im vergangenen Jahr in Bremen geklaut. Der dort lebende Tüftler Alexander Strübing hat sich dagegen etwas einfallen lassen: eine Smartphone-App, die Fahrraddieben das Stehlen schwer machen soll.
Alexander Strübing fährt ein teures Rad: schicker, echt-lederner Sattel, ergonomisch geformte Handgriffe, komfortable Schaltung. Ein stabiles Schloss hat der Bremer auch. Aber mit dieser Art Diebstahlsicherung war er irgendwann nicht mehr zufrieden. Er hat eine App gegen Fahrrad-Diebstahl entwickelt:
"Es ist so wahnsinnig einfach. Ich brauch nur ein Knöpfchen zu drücken, geh endlich mal wieder völlig ungestresst in ein Lokal und kann in aller Seelenruhe darauf vertrauen, was der Sensor uns an Informationen liefert."
Der streichholzgroße Sensor muss am Fahrrad befestigt werden, eine Satteltasche ist beispielsweise ein guter Platz.
"In dem Moment, wo ich das Fahrrad verlasse, aktiviere ich eine Alarmsituation beziehungsweise drei. Dass ich aktiviert habe, erzählt mir der Sensor. Der gibt mir also für jeden Befehl, den ich ihm über die App gebe, eine Rückmeldung."
Ab diesem Zeitpunkt kommuniziert der Sensor via Sim-Karte mit Strübings Smartphone und meldet beispielsweise, ob ein Dieb am Fahrrad rüttelt. Beim Einschalten des kleinen Kästchens blinken drei LED-Lampen, aber die lassen sich ausschalten. So ist nicht erkennbar, ob der Sensor in Betrieb ist. Für den Test hat der Bremer einen Freund mitgebracht. Er "klaut" jetzt – in Anführungsstrichen – das Rad.
Strübing: "Aha! Ich kriege auf diese Art die erste Information, da ist irgendetwas nicht in Ordnung. Die zweite ist die, wenn sich das Fahrrad vom ursprünglichen Standort entfernt. Dann krieg ich die zweite Information, und die ist eigentlich schon ein hinreichender Hinweis dafür: Das Fahrrad wird wegtransportiert."
Der dritte Alarm wird ausgelöst, wenn das Rad eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht. Via GPS oder GSM lässt sich auf einer online hinterlegten Landkarte nachvollziehen, wohin sich der Dieb mit dem Fahrrad bewegt.
"Jetzt kommt jede Minute, so ist es im Moment eingestellt, die Position des Sensors, sprich: des Diebes. Und ich kann also zum Beispiel, wenn ich die Polizei einschalte, genau sagen, wo er sich befindet."
Die Polizei einschalten heißt unter Umständen: Werner Klein anrufen. Er leitet die "Ermittlungsgruppe Fahrrad", bei der sämtliche Informationen in Sachen Fahrraddiebstahl zusammenkommen, unter anderem Anzeigen. Klein kann sich gut vorstellen, dass die Fahrrad-App beziehungsweise der installierte Sensor helfen können, künftig mehr Diebe zu fassen. Momentan liegt die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen unter zehn Prozent, und allein in Bremen werden jährlich rund 5.000 Räder geklaut. Aber Klein hält Strübings Idee aus noch einem Grund für nützlich:
"Wenn eine App beziehungsweise ein Sender entsprechend technisch ausgereift ist und uns anzeigt: Jetzt ist das Rad im Bremer Umland oder sogar im Ausland. Dann hat man auch mal Erkenntnisse auf Hehler und den Verbleib der Fahrräder."
Fahrraddiebe selbstständig zu verfolgen ist höchstens in belebten Situationen am Tage angeraten, meint Klein.
"Da auf eigene Faust einen festzuhalten – man weiß nicht, was passiert. Wie der Dieb reagiert. Möglicherweise hält er still. Aber man muss auch damit rechnen, dass er versucht, sich mit Gewalt zu befreien."
Ob zukünftig mit oder ohne Fahrradklau-App: Werner Klein empfiehlt, Räder bei der Polizei registrieren zu lassen.
"Das heißt: Der Bürger gibt uns seine Fahrraddaten und seine Personalien, und wir tragen das Ganze in eine Fahrrad-Datenbank ein, und das Fahrrad wird mit einem individuellen Aufkleber versehen. Und über diese Nummer beziehungsweise über die Einträge in unserer Datenbank können wir jedes registrierte Fahrrad problemlos zuordnen."
Alexander Strübing sitzt vor einem Computer. Der Akku des vorhin getesteten Fahrrad-Sensors wird gerade via USB-Kabel aufgeladen, und der Software-Entwickler beschäftigt sich mit den Anwendungen, die für den Mini-Sender am Rechner verfügbar sind.
"Also, ich gebe hier mal www.sar-mini.com ein und drücke Enter."
Nach der Anmeldung auf Strübings Website zur Fahrradklau-App erscheinen auf dem Bildschirm die Wege, die er und der Test-Dieb heute per Rad gefahren sind.
"Eine Kilometer-Leistung von 7,17 habe ich heute. Oh, da sieht man auch, dass ich vorhin noch mal kurz auf dem Friedhof war."
Zurückgelegte Wege am Heim-PC nachvollziehen. Diese Anwendung will Alexander Strübing auch Nicht-Radlern verkaufen. Wanderern zum Beispiel. Oder Seglern. Auf diese Weise könnten Freunde und Familie den Sohn oder Freund in Echtzeit verfolgen. Per GPRS ist die Ortung weltweit möglich. Strübing findet diese Art Begleitung spannend. Dass man seine Mini-Sender auch als elektronische Fußfessel verstehen kann, ist ihm allerdings auch bewusst - zumal sie über ein kleines Mikrofon verfügen. Über die SIM-Karte kann ein Telefonkontakt hergestellt werden. Ob diese Funktion über den Prototyp hinaus erhalten bleibt, ist noch unsicher, meint Strübing:
"Vorstellbar ist diese Funktion in dem Moment, wo es zu Übergriffen Kinder betreffend kommt. wir müssen uns da – was die rechtliche Seite betrifft – auch noch mal schlau machen."
Ab Mitte März will Alexander Strübing seine Mini-Sensoren gegen Fahrraddiebstahl online vertreiben. Sie werden übrigens in China produziert – anders ließe sich der Preis von 94 Euro pro Stück nicht halten, sagt der Bremer. Die passende App sollen Kunden nach der Online-Bestellung per E-Mail, später via App-Store bekommen.
Mehr zum Thema:
SaR-mini Diebstahlschutz
"Es ist so wahnsinnig einfach. Ich brauch nur ein Knöpfchen zu drücken, geh endlich mal wieder völlig ungestresst in ein Lokal und kann in aller Seelenruhe darauf vertrauen, was der Sensor uns an Informationen liefert."
Der streichholzgroße Sensor muss am Fahrrad befestigt werden, eine Satteltasche ist beispielsweise ein guter Platz.
"In dem Moment, wo ich das Fahrrad verlasse, aktiviere ich eine Alarmsituation beziehungsweise drei. Dass ich aktiviert habe, erzählt mir der Sensor. Der gibt mir also für jeden Befehl, den ich ihm über die App gebe, eine Rückmeldung."
Ab diesem Zeitpunkt kommuniziert der Sensor via Sim-Karte mit Strübings Smartphone und meldet beispielsweise, ob ein Dieb am Fahrrad rüttelt. Beim Einschalten des kleinen Kästchens blinken drei LED-Lampen, aber die lassen sich ausschalten. So ist nicht erkennbar, ob der Sensor in Betrieb ist. Für den Test hat der Bremer einen Freund mitgebracht. Er "klaut" jetzt – in Anführungsstrichen – das Rad.
Strübing: "Aha! Ich kriege auf diese Art die erste Information, da ist irgendetwas nicht in Ordnung. Die zweite ist die, wenn sich das Fahrrad vom ursprünglichen Standort entfernt. Dann krieg ich die zweite Information, und die ist eigentlich schon ein hinreichender Hinweis dafür: Das Fahrrad wird wegtransportiert."
Der dritte Alarm wird ausgelöst, wenn das Rad eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht. Via GPS oder GSM lässt sich auf einer online hinterlegten Landkarte nachvollziehen, wohin sich der Dieb mit dem Fahrrad bewegt.
"Jetzt kommt jede Minute, so ist es im Moment eingestellt, die Position des Sensors, sprich: des Diebes. Und ich kann also zum Beispiel, wenn ich die Polizei einschalte, genau sagen, wo er sich befindet."
Die Polizei einschalten heißt unter Umständen: Werner Klein anrufen. Er leitet die "Ermittlungsgruppe Fahrrad", bei der sämtliche Informationen in Sachen Fahrraddiebstahl zusammenkommen, unter anderem Anzeigen. Klein kann sich gut vorstellen, dass die Fahrrad-App beziehungsweise der installierte Sensor helfen können, künftig mehr Diebe zu fassen. Momentan liegt die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen unter zehn Prozent, und allein in Bremen werden jährlich rund 5.000 Räder geklaut. Aber Klein hält Strübings Idee aus noch einem Grund für nützlich:
"Wenn eine App beziehungsweise ein Sender entsprechend technisch ausgereift ist und uns anzeigt: Jetzt ist das Rad im Bremer Umland oder sogar im Ausland. Dann hat man auch mal Erkenntnisse auf Hehler und den Verbleib der Fahrräder."
Fahrraddiebe selbstständig zu verfolgen ist höchstens in belebten Situationen am Tage angeraten, meint Klein.
"Da auf eigene Faust einen festzuhalten – man weiß nicht, was passiert. Wie der Dieb reagiert. Möglicherweise hält er still. Aber man muss auch damit rechnen, dass er versucht, sich mit Gewalt zu befreien."
Ob zukünftig mit oder ohne Fahrradklau-App: Werner Klein empfiehlt, Räder bei der Polizei registrieren zu lassen.
"Das heißt: Der Bürger gibt uns seine Fahrraddaten und seine Personalien, und wir tragen das Ganze in eine Fahrrad-Datenbank ein, und das Fahrrad wird mit einem individuellen Aufkleber versehen. Und über diese Nummer beziehungsweise über die Einträge in unserer Datenbank können wir jedes registrierte Fahrrad problemlos zuordnen."
Alexander Strübing sitzt vor einem Computer. Der Akku des vorhin getesteten Fahrrad-Sensors wird gerade via USB-Kabel aufgeladen, und der Software-Entwickler beschäftigt sich mit den Anwendungen, die für den Mini-Sender am Rechner verfügbar sind.
"Also, ich gebe hier mal www.sar-mini.com ein und drücke Enter."
Nach der Anmeldung auf Strübings Website zur Fahrradklau-App erscheinen auf dem Bildschirm die Wege, die er und der Test-Dieb heute per Rad gefahren sind.
"Eine Kilometer-Leistung von 7,17 habe ich heute. Oh, da sieht man auch, dass ich vorhin noch mal kurz auf dem Friedhof war."
Zurückgelegte Wege am Heim-PC nachvollziehen. Diese Anwendung will Alexander Strübing auch Nicht-Radlern verkaufen. Wanderern zum Beispiel. Oder Seglern. Auf diese Weise könnten Freunde und Familie den Sohn oder Freund in Echtzeit verfolgen. Per GPRS ist die Ortung weltweit möglich. Strübing findet diese Art Begleitung spannend. Dass man seine Mini-Sender auch als elektronische Fußfessel verstehen kann, ist ihm allerdings auch bewusst - zumal sie über ein kleines Mikrofon verfügen. Über die SIM-Karte kann ein Telefonkontakt hergestellt werden. Ob diese Funktion über den Prototyp hinaus erhalten bleibt, ist noch unsicher, meint Strübing:
"Vorstellbar ist diese Funktion in dem Moment, wo es zu Übergriffen Kinder betreffend kommt. wir müssen uns da – was die rechtliche Seite betrifft – auch noch mal schlau machen."
Ab Mitte März will Alexander Strübing seine Mini-Sensoren gegen Fahrraddiebstahl online vertreiben. Sie werden übrigens in China produziert – anders ließe sich der Preis von 94 Euro pro Stück nicht halten, sagt der Bremer. Die passende App sollen Kunden nach der Online-Bestellung per E-Mail, später via App-Store bekommen.
SaR-mini Diebstahlschutz