Digitale Behandlung
Hilfe aus dem Smartphone: Digitale Programme können dabei helfen, dass psychische Störungen gar nicht erst chronisch werden, sagt Anne Etzelmüller. © imago / Alexander Limbach
Wie eine App bei psychischen Erkrankungen hilft
08:03 Minuten
Burnout, Depressionen, Angst: Bei psychischen Störungen kann es auf Rezept digitale Hilfe geben. Doch macht eine App die Psychotherapie überflüssig? Anne Etzelmüller von der TU München erklärt, wie wirksam digitale Gesundheitsanwendungen sind.
Wer unter einer psychischen Krankheit leidet, dem kann es passieren, dass ihm sein Arzt oder seine Ärztin eine App verschreibt. Seit 2020 können in Deutschland derartige Online-Programme zertifiziert werden. Was diese bewirken können, erforscht die Psychologin Anne Etzelmüller an der TU München. Sie sieht ein "breites Spektrum" von Anwendungen bei vielen psychischen Problemen.
Dazu gehören demnach Depressionen und Angst, aber auch posttraumatische Belastungsstörungen: Die Forschung habe gezeigt, dass "digitale Interventionen zu einer großen Minderung von Symptomen beitragen" könnten, so Etzelmüller.
In den Programmen durchlaufen Patientinnen und Patienten verschiedene Module und können eigenständig an "ihren Themen" arbeiten, wie die Psychologin erklärt. Bei einem Angebot gegen Stress und Burnout beispielsweise könne man Videos nutzen und bekomme nach jeder Lektion Feedback von psychologischen Psychotherapeutinnen.
Die App muss zertifiziert sein
Etzelmüller betont, dass es sich um zertifizierte Angebote handeln müsse, die bei einer bestimmten Indikation geprüft seien. Sie würden von Ärzten verschrieben. "Wenn man eine App benutzt, die man sich einfach im App-Store herunterlädt, die nicht zertifiziert ist, kein Medizinprodukt, dann sollte man natürlich vorsichtig sein", warnt sie.
Digitale Anwendungen könnten sehr gut bei "leichten Beschwerden" unterstützen und frühzeitig dabei helfen, dass eine psychische Störung gar nicht erst chronisch werde. Außerdem könne man die sehr langen Wartezeiten auf eine Psychotherapie überbrücken oder überhaupt einen ersten Einblick in eine solche Therapie bekommen. Denn die Module seien in der Regel auch wie klassische kognitive Verhaltenstherapien aufgebaut, so Etzelmüller.
Ob eine App als Ersatz für einen Therapeuten oder als Ergänzung diene, hängt nach Darstellung der Psychologin vom Einzelfall und den individuellen Wünschen ab. Die Forschung zeige, dass nicht nur junge Menschen digitale Angebote nutzen: Das Durchschnittsalter liege bei 40 bis 50 Jahren.
(bth)
(bth)
In Berlin tagt noch an diesem Samstag der europaweit größte Fachkongress zur psychischen Gesundheit, veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN). Einer der Programmpunkte ist die digitale Behandlung von psychischen Erkrankungen.