Appell der Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga

"Investiert in die Kultur!"

12:59 Minuten
Die simbabwische Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga.
Frauen hätten in Simbabwe oft Hemmungen, ihre eigene Stimme zu finden, sagt Tsitsi Dangarembga. © AFP / Daniel Roland
Moderation Susanne Burkhardt |
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Die Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga engagiert sich in ihrem Heimatland Simbabwe gegen Korruption. Deshalb steht sie dort vor Gericht. Damit die Gesellschaft freiheitlicher werde, müsse in Kultur investiert werden, auch von den Europäern.
Der Friedenspreis des deutschen Buchhandels 2021 geht an die simbabwische Autorin, Aktivistin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga. Geehrt wurde sie zum Beispiel für ihre"Tambudzai"-Romantrilogie, in der sie vom Aufwachsen und Leben einer Frau in Simbabwe erzählt und ihrem Kampf für Selbstbestimmung.
Aber auch Dangarembgas gesellschaftliches Engagement ist preiswürdig. Dieses allerdings ist in Simbabwe nicht ungefährlich. Im Moment läuft ein Verfahren gegen die 62-Jährige, weil sie in Simbabwe an einer Demonstration gegen Korruption teilgenommen hat.
"Es gibt theoretisch das Recht zu demonstrieren in Simbabwe. Aber wenn einem dann der Vorwurf gemacht wird, man würde zur öffentlichen Gewalt bei Demonstrationen aufrufen, dann kann man verhaftet werden", sagt Dangarembga.
Auch die Lage der Kultur im Land sei prekär, dabei hätten die Menschen einen großen Hunger nach Geschichten. Aber Bücher könne sich kaum jemand leisten: "Die Leute haben einfach kein Geld dafür, sich Romane zu kaufen."
"Um eine Veränderung zu erreichen, müssten die Leute, die über die Mittel verfügen, konkret in die Welt der Fantasie investieren, in die Kultur, in die Kunst, Literatur, Film", so Dangarembga. Das würde in anderen Ländern Afrikas wie Nigeria, Kenia, Südafrika oder zunehmend in Ruanda auch funktionieren.

Die Gesellschaft ist immer noch sehr patriarchalisch

So würden auch mehr Frauen ermutigt werden, kulturell aktiv zu werden. Zwar sind Frauen in Simbabwe rechtlich gleichgestellt, aber: "Die Gesellschaft ist immer noch sehr patriarchalisch, sehr konservativ."
Und so würden Frauen oft auf ihre Rolle im Haushalt und in der Kindererziehung reduziert. Da fällt selbstbewusste Kulturproduktion schwer: "Sie haben Hemmungen, eine eigene Stimme zu finden."
Auch die Europäer ruft Dangarembga zur Unterstützung auf. Aber "in Zusammenarbeit mit den Leuten vor Ort und ihren Geschichten", wie sie sagt. "Denn es ist so, dass Geld, das von außen kommt, häufig auch mit Ideen von außen kommt, die eigentlich mit der Lebensrealität der Leute vor Ort gar nicht viel zu tun haben." Und das sollte der Vergangenheit angehören.
(beb)
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