Applaus für den dementen Fuchs

Von Roland Krüger |
Auf der Frankfurter Buchmesse wurde zum 56. Mal der Deutsche Jugendliteraturpreis vergeben. Der Preis soll die Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur fördern und das öffentliche Interesse daran. In fünf Kategorien gab es glückliche Preisträger.
"Mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2011 wird das Bilderbuch 'Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor' …"

Er bekam heute Abend den meisten Applaus – Buchillustrator Martin Baltscheit, ausgezeichnet wurde sein Bilderbuch "Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor". Darin geht es für Kinder ab fünf Jahren um das Thema Demenz, aber das Buch ist tröstlich, denn ein alter Fuchs wird durch die Fürsorge der jungen Füchse aufgefangen.

Für seine Mitstreiter hat Preisträger Baltscheit gleich einen Tipp parat:

"Ich würde allen jungen Illustratoren sagen und allen jungen Autoren sagen, das Erfolgsgeheimnis ist Dranbleiben!"

Die Jurys mussten sich durch einen etwa acht Meter hohen Bücherberg arbeiten – Sachbücher, Jugendbücher und eben auch Bilderbücher.

Den ersten Preis in der Kategorie Kinderbuch bekam Milena Baisch für "Anton taucht ab", eine ironisch gebrochene Abenteuerheldengeschichte, treffsicher und mitreißend erzählt, so das Urteil.

Am schwierigsten ist vielleicht der erste Platz in der Kategorie Sachbuch zu finden, so vielfältig sind die Themen und so unterschiedlich die Herangehensweisen. Heute Abend wurde als bestes Sachbuch ein Buch über die Verwicklungen von Patchwork-Familien ausgezeichnet. Die beiden Preisträgerinnen Alexandra Maxeiner und Anke Kuhl können sich den Titel kaum merken, "Alles Familie - vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau".

"Ich kann ihn glaube ich bis heute nicht auswendig, den Titel, ich muss immer nachdenken, das kennt man ja auch so, unsere Familienverhältnisse, da kommen ja immer solche Sätze, und das hatten wir ziemlich schnell in der Titelfindungsphase hatten wir das mit drin und waren uns jetzt nicht sicher, ist das jetzt der Haupttitel, aber, ich glaube, als Untertitel ist es dann auch besser."

Das beste Jugendbuch des Jahres 2010 aus Sicht der Jugendjury heißt: "Erebos" - ein Roman über eine Parallelwelt, in die Held Nick beim Computerspielen gerät. Autorin Ursula Poznanski ist dieser Preis besonders wichtig, weil jugendliche Leserinnen und Leser abstimmen durften:

"Erstens, weil es eben bedeutet, dass sie lesen und zweitens, dass es wirklich bei der Zielgruppe angekommen ist. Ich finde Kritikerpreise sehr toll und auch sehr wichtig, für mich bedeutet der aber doch noch mal deutlich mehr."

Die Jugendjury hat es sich nicht leicht gemacht, wie in jedem Jahr war das Angebot kaum noch zu überblicken:

"Man hat ja eine Unmenge von Büchern zur Wahl und nach vielem Lesen, das grad beschrieben wurde, hat man dieses Buch, das wir suchen, und wir haben 'Erebos' gefunden und haben 'Erebos' nominiert und alle waren einer Meinung, dass es auch so gut ist und deshalb freuen wir uns, dass es gewonnen hat."

Für die Kritikerjury war Wolfgang Herrndorfs Buch "tschick" preiswürdig, ein Roman über zwei 14-jährige Jungs, die mit einem alten Lada durch Brandenburg fahren. Jugendlich erzählt, mit feinem Gespür für komische Dialoge und in einem authentischen Erzählton.

Juryvorsitzende Susanne Helene Becker lobte die Qualität der in diesem Jahr eingereichten Bücher und erklärte, was aus ihrer Sicht ein gutes Buch ausmacht:

"Man muss es gerne lesen wollen, man möchte es auch gerne mehrfach in die Hand nehmen, es hat eine interessante Geschichte und es hat eine feine Sprache, von der man sich über die Wörter freut, die verwendet werden, aber auf einem Niveau, dass man es wirklich auch als Kind oder als kein Kind rezipieren kann."

Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung, und das geht mit dem Bilderbuch los.
"Gebt uns Bücher, gebt uns Flügel", forderte einst Paul Hazard stellvertretend für die lesenden Kinder und Jugendlichen. In diesem Sinne war es heute Abend in Frankfurt eine beflügelnde Preisverleihung.

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